Monday, December 31, 2007

Allen Freiheitsfreunden ein frohes neues Jahr 2008

das natürlich mit dem Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker am 1. Januar 2008 um 11.15 Uhr im ZDF festlich eingestimmt wird, wünsche ich allen meinen treuen Leserinnen und Lesern, die mir hoffentlich auch im neuen Jahr gewogen bleiben werden!


Saturday, December 29, 2007

Nieder mit dem Kompromiß!

Danke an drchaos, der mir hiermit vollkommen aus dem Herzen spricht!!! Und ums Herz, nicht ums bourgeoise Hasenherz, geht es schließlich beim authentischen Liberalismus: Die Idee der Freiheit muß im Herzen brennen! Mit der gepflegten Leidenschaftslosigkeit von Totengräbern erreicht man auch nur, daß auch der Liberalismus zu Grabe getragen wird. Bräsig-blutleeres Philistertum schadet mehr als entschiedener Antiliberalismus!

Ein paar weise Worte von MNR in Raysons und Joachims Stammbuch:

"Where are the Paines and Cobdens and Nocks of today? Why are almost all of our laissez-faire limited governmentalists plonky conservatives and patriots? If the opposite of "radical" is "conservative," where are our radical laissez-fairists? If our limited statists were truly radical, there would be virtually no splits between us. What divides the movement now, the true division, is not anarchist vs. minarchist, but radical vs. conservative. Lord, give us radicals, be they anarchists or no."

Saturday, December 22, 2007

Frohe Weihnachten!

Wünsche allen meinen Lesern, Freunden und Gastkommentatoren ein paar besinnliche Festtage!

Zur musikalischen Einstimmung auf die ruhige Zeit "zwischen den Tagen" hier ein paar zauberhafte Klänge des Stargeigers David Garrett:



Friday, December 21, 2007

Weltoffen und progressiv

So verstand Ludwig von Mises den Liberalismus. Danke an Peter Boettke für diese Klarstellung, die von Zeit zu Zeit notwendig zu sein scheint, um konservative Proselytenmacherei zu unterbinden!

Thursday, December 20, 2007

Waigel ist unschuldig, Dutschke war's!

Der Schmalspur-Hugenberg aus Grevenbroich hat mal wieder zugeschlagen. Und es wird immer irrer! In einem Interview sagte er auf die Frage, was einen Libertären kennzeichne:

"Sagen wir, Sie malen ein Hakenkreuz auf die Wand Ihres Hauses. Auch hier ist Ihr Privateigentum unbedingt zu achten und kein Libertärer würde auf die Idee kommen, dies zu verbieten. An dieser Stelle sehen Sie, dass die Konzentration auf ein vermeintlich ökonomisches Prinzip auch für persönliche Freiheitsrechte wie die Meinungsfreiheit eine Grundvoraussetzung ist."


Nun, das ist sachlich richtig, aber wie kömmts, daß dem immer solche Beispiele einfallen? Warum setzt sich der Oberlibertäre unaufgefordert dem Verdacht aus?

Weiter geht's:


"Im angelsächsichen Sprachraum werden Erzliberale auch oft als „Konservative“ bezeichnet oder ordnen sich selbst so ein. Auch diese Entwicklung wird im deutschen Sprachraum inzwischen nachgeholt. Der Herausgeber des liberalen Schweizer Wochenmagazins „Weltwoche“ schreibt, dass echte Liberale und Libertäre heute längst als „Konservative“ firmieren."



Zugegeben, so mancher angelsächsische Konservative ist mit klassischem Liberalismus legiert. Aber das macht den Libertarismus nicht konservativ, sondern zeigt nur, daß angelsächsische (und schweizerische) Konservative nicht zwangsläufig so hoffnungslose Fälle sein müssen, wie diejenigen deutschen Konservativen, die zu Lichtschlags bevorzugten Gesprächspartnern zählen, etwa von "Rittergut Schnellroda".

Btw.: Frau Thatcher wurde noch zu Beginn der 70er Jahre nicht zu Unrecht von konservativer Seite vorgeworfen, sie breche mit den Grundüberzeugungen des Disraeli'schen Toryism.

Auf die Frage, wer sich mehr geirrt habe, die 68er oder ihre Vätergeneration, verblüfft Lichtschlag mit einer geradezu bizarren Gegenüberstellung:


"Eine interessante Frage! Schauen wir uns die Ausgangssituation an. Dort: Weltwirtschaftskrise, Versailler Vertragsbürden, Bedrohungsempfinden durch den Bolschewismus. Hier: Wohlstand wie nie zuvor, Schutz und Freiheit durch die USA garantiert. Dann dort der Irrtum, in großer Not dem viertgrößten Massenmörder der Geschichte nachgelaufen zu sein. Hier der Irrtum, ohne Not einem oder mehreren der drei größten Massenmörder der Geschichte hintergelaufen zu sein. Dort nach dem Irrtum Abkehr vom Sozialismus sowie tatkräftiger und mühsamer Aufbau des Landes und Schaffung von Werten. Hier nach dem Irrtum Leben wie die Made im Speck, immer mehr Sozialismus, steter Verbrauch der Substanz. Dort am Ende Übergabe einer positiven Bilanz und eines Landes, in dem Menschen an sich selbst glauben. Hier am Ende Übergabe eines bankrotten Wohlfahrtsstaats mit Menschen, denen man eingeredet hat, sie hätten ein Recht, auf Kosten Dritter zu leben. Und das Vererben einer unbezahlbaren Rechnung an die Nachfolgegeneration. Ja, es ist schwer zu entscheiden, wer mehr danebenlag."


Fangen wir das Knäuel mal von hinten an aufzudröseln: Die astronomische Staatsverschuldung (übrigens: ein Phänomen ALLER westlichen Demokratien) ist also das Erbe von '68, dem annus miserabilis? Wer hat denn den Staat aufgebläht und Schulden aufgehäuft? Der Schulden-Kanzler Schmidt (SPD) sah in den 68ern nur eine Marotte verzogener Mittelstandskinder und hielt ihnen entgegen: "Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen!". Ein 68er? Der Noch-mehr-Schulden-Kanzler Kohl (CDU) nannte die friedensbewegten 68er immer nur "die Fußkranken der sozialistischen Weltrevolution" - und forcierte mit Blüm und Geißler unter tätiger Mithilfe der FDP den Marsch in den Schuldenstaat. Selbst der Wirtschaftsaufschwung der 80er Jahre wurde niemals ernsthaft zu Reformen genutzt, Kohls verhaßte Finanzminister Stoltenberg und Waigel steigerten in wirtschaftlichen Blütezeiten den Fiskalkleptokratismus auf ungeahnte Höhen. Aber das waren natürlich alles nur heimliche Marionetten der pöhsen 68er. Waigel kann nix für die Staatsverschuldung - Dutschke ist schuld! Das ist nicht einmal BILD-Zeitungsniveau, Herr Lichtschlag!

Und wo bleibt bei der Mitläufer-Generation die "Übergabe einer positiven Bilanz und eines Landes, in dem Menschen an sich selbst glauben."? Haben die jungen Nachkriegsstudenten, die in den 50ern erstmals durch Europa reisten, nicht die gegenteilige Erfahrung gemacht, einem Land anzugehören, das in ALLEN Nachbarländern klaffende Wunden und eine Blutspur des totalen Krieges hinterließ? Mußten sie sich nicht schämen, egal wohin sie kamen? Und glaubten die Menschen im Lande selbst wirklich an sich - oder nicht doch wie eh und je an den Staat, in diesem Falle eben an den restaurativen Obrigkeitsstaat Adenauerscher Provenienz? Hat Adenauer nicht ALLES unternommen, um den Erhardschen Reformgeist (der ohnehin nur episodal blieb) zu unterdrücken? Und Erhards Bilanz, wie sieht sie aus? Er hat, trotz imponierenden persönlichen Einsatzes und Mutes, mit dem er für Freiheit und Marktwirtschaft kämpfte, am Ende des Tages gegen den Widerstand von CDU und FDP(!) nicht einmal erreicht, daß wenigstens jener Grad an Gewerbefreiheit wiederhergestellt wurde, den es im Bismarckreich jedenfalls bis 1878 und in Teilen sogar bis 1914 gegeben hatte (siehe Habermanns "Der Wohlfahrtsstaat"). Soviel zu "Dort nach dem Irrtum Abkehr vom Sozialismus sowie tatkräftiger und mühsamer Aufbau des Landes und Schaffung von Werten." Der Irrtum wurde nie anerkannt geschweigedenn korrigiert. Einen Bruch mit dem Glauben an den Wohlfahrtsetatismus, eine Zäsur, eine Stunde Null hat es auch im Denken der übergroßen Mehrheit der Kriegsgeneration nie gegeben!


Weiter heißt es:

"Schutz und Freiheit durch die USA garantiert."


Der Neocon-Mythos vom selbstlos-benevolenten Hegemon ist auch schon salonfähig? Ich werd verrückt!

"Weltwirtschaftskrise, Versailler Vertragsbürden, Bedrohungsempfinden durch den Bolschewismus."

Ein Blick in Ludwig von Mises "Im Namen des Staates" läßt diese Entlastungsargumente arg armselig erscheinen. Weder für den ungehinderten Aufstieg Hitlers noch für die im Grunde von Anfechtungen durch eine renitente Bevölkerung verschonte Ausübung seiner Herrschaft bis zum bitteren Ende läßt er billige Ausreden gelten, die sich heute auch weit über den auf NS-Apologetik abonnierten Kreis hartgesottener Deutschländerwürstchen hinaus wachsender Beliebtheit erfreuen. Mises widerspricht der von vielen wohlmeinenden Engländern und Amerikanern vertretenen These, daß „die Mehrheit des deutschen Volkes die Ideen der Nazi nicht teilt und das Joch Hitler’s nur unwillig erträgt.“ Beim Volke der Dichter und Denker stünden unter dem Einfluß der nationalistischen und sozialistischen Indoktrination heute Goten und Vandalen, ja selbst Hunnen und Mongolen höher im Kurs als etwa Goethes Weltbürgertum und Kants Ewiger Frieden. Es mache von daher auch keinen Sinn, Propagandaflugblätter über Deutschland abzuwerfen.

Für Mises, dem man als Leser seine Erschütterung über die servile, scham- und würdelose Ein- und Unterordnungsbereitschaft vieler Deutscher in das nationalsozialistische System nachfühlen kann, ist es ein schwerer Irrtum zu glauben, daß viele Deutsche Hitler nur deswegen unterstützten, weil sie die Folgen der Niederlage fürchteten. Resigniert schreibt er:

„Alle deutschen „Arier“ sind von Hitler’s Weltherrschaftsplänen fasziniert. Die wenigen, die anders dachten, sind längst „erledigt“, d.h. umgebracht worden.“

Von Theodor Heuss stammt der häufig zitierte Ausspruch, der Geburtsort des Nationalsozialismus sei nicht Braunau am Inn gewesen, sondern Versailles. Mises sieht es anders: „Es ist ein Irrtum zu glauben, daß der Erfolg der nationalsozialistischen Agitation etwas mit den Mängeln des Versailler Vertrags zu tun habe… was diese [wiederauflebenden Hegemonie-] Pläne hat entstehen und volkstümlich werden lassen, ist allein der Gedanke: wir sind stark genug, die anderen niederzuwerfen. Würden die Deutschen nicht von diesem Gedanken besessen sein, dann hätte sie auch der ungünstigste Vertrag nicht zum Nationalsozialismus und zu seiner außenpolitischen Haltung bringen können.“

Und zum untauglichen Versuch, Hitlers Machtergreifung mit den sozialen Verwerfungen der Weltwirtschaftskrise zu entschuldigen, schreibt Mises: „Die Wirtschaftskrise war nicht auf Deutschland beschränkt. In den anderen Ländern, die von ihr betroffen wurden, hat sie nicht eine Partei gestärkt, die von Rüstungen und vom Krieg das Heil erwartete.“

Bleibt die Frage, wen Lichtschlag konkret meint, wenn er mal wieder bar jeder Geschichtskenntnis mit der ach-so-tabubrechenden großen Anti-68er-Keule planlos herumfuchtelt. Etwa Sezessions-Autor Bernd Rabehl? Oder den einst von der DDR ausgehaltenen Konkret-Macher Klaus Rainer Röhl, der sich heute altherrenwitzgestählt am müffelnden rechten Rand der FDP herumtreibt? Oder gar einen ehemaligen Habermas-Lieblingsschüler aus der Frankfurter Sponti-Szene, den man geradezu zum unfehlbaren Guru der Rechtslibertären aufbläst?

Tuesday, December 18, 2007

"Not a libertarian nor a pacifist"

Der englische Spectator über das Phänomen Ron Paul, an dessen überaus erfolgreicher Kampagne inzwischen auch die europäische Mainstream-Presse nicht mehr vorbeikommt:

"Paul is not a libertarian or a pacifist or a cyber-utopian. What he espouses is old-fashioned conservatism — so old-fashioned, in fact, that it is scarcely recognisable as conservatism. Since socialism is not in the Constitution, Paul refuses on principle to accept his congressional pension, just as he refused to accept Medicare and Medicaid payments when he was a doctor. His campaign in New Hampshire is the rump of the 1992 and 1996 Pat Buchanan campaigns, built around voters who oppose abortion and any restriction on their right to carry guns. Like the backers of the UK Independence party, he views old constitutional arrangements as unimprovable, and thinks bureaucratisation and constitutional tinkering inevitably bring a price in liberty."

Monday, December 17, 2007

An meine lieben Landsleute

In Angst und bürgerlichem Leben, wurde nie eine Kette gesprengt.
Hier muß man schon mehr geben, die Freiheit wird nicht geschenkt.

Nicht Mord, noch Brand, noch Kerker, nicht Standrecht obendrein,
es muß noch kommen stärker soll es von Wirkung sein.

Es sind die glücklichen Sklaven der Freiheit größter Feind,
drum sollt ihr Unglück haben und spüren jedes Leid.

Zu Bettlern sollt ihr werden, verhungern allesamt,
zu Mühen und Beschwerden verflucht sein und verdammt.

Euch soll das bißchen Leben so gründlich sein verhaßt,
daß ihr es weg wollt geben, wie eine schwere Last.

Nur dann vielleicht erwacht noch in euch noch ein neuer Geist,
ein Geist , der über Nacht noch euch hin zur Freiheit reißt.

- Heinrich Hoffmann von Fallersleben

Friday, December 14, 2007

Chaos-Tage in der Schweiz

Die Bundesratswahlen in der Schweiz hatten eine, nicht nur für Schweizer Verhältnisse, ungewöhnliche Dramatik. Abgewählt wurde als einziger ein Mann, der als kompetent und durchsetzungsfähig gilt, der feste Grundprinzipien hat, der zuvor kein Berufspolitiker, sondern eine erfolgreiche Unternehmerpersönlichkeit war und der als einer von zwei Politikern in Europa (der andere ist Václav Klaus) zumindest der Spur nach ein überzeugter Marktwirtschaftler ist: Christoph Blocher. Der classe politique war er vor allem als EU-Gegner ein Dorn im Auge, und da er für eine "Einbindung" genannte Korrumpierung durch das System einfach zu spröde und eigenständig ist, blieb schlußendlich nur die Möglichkeit, ihn in einer politkrimogen anmutenden Nacht-und-Nebel-Aktion aus dem Amt zu kippen und eine völlig unbekannte Außenseiterin seiner Partei, die von einem Kommunisten vorgeschlagen wurde, ins Amt zu hieven.

Blocher ging zuvor gestärkt aus einer Nationalratswahl hervor, die seine Gegner in ein Plebiszit gegen ihn umfunktionierten. Weil die Intrige gegen ihn ins Leere lief, wurde er jetzt abgestraft. Wie die Weltwoche schreibt zu dieser Hanswurstiade:

Der Vorgang ist grotesk: Noch vor wenigen Wochen haben wichtige Vertreter der CVP dem Justizminister einen Staatstreich («Plan zur Absetzung des Bundesanwaltes») unterstellen wollen. Nachdem sich ihre schwerwiegenden Anschuldigungen samt und sonders als haltlos erwiesen haben, traut sich die gleiche Partei, den betroffenen Bundesrat aus «staatspolitischen» Gründen abzuwählen. Der ertappte Dieb bringt das Gericht dazu, den geschädigten Hausbesitzer zu bestrafen.

Allerdings steht jetzt das Schweizer Konkordanzsystem im Ganzen zur Disposition, weil die Strategen bloß bis zum Wahlgang gedacht haben, und nicht darüberhinaus. Die Zauberformel ist Makulatur, die wählerstärkste Partei ist unter Quarantäne gestellt und in der Regierung des Landes nicht vertreten (daß so etwas einen Staat in eine Dauerkrise bringen kann, läßt sich am Beispiel Belgien studieren, wo der cordon sanitaire gegen den Vlaams Belang das ganze Land lähmt). Aber dafür sind zwei der sieben Bundesratsposten mit zwei Parteilosen besetzt, die allenfalls Spötter als "Fachminister" bezeichnen würden. Sowohl der charakterlich deformierte Herr Schmid als auch die weithin profillose Frau Schlumpf stehen als Könige ohne Land da.

Was immer man über diesen Husarenritt der hierfür die Hauptverantwortung tragenden CVP sagen wird: Langfristig zuende gedacht war das nicht. Man verprellt die eigenen bürgerlich-konservativen Stammwähler in der ländlich geprägten Inner- und Ostschweiz und bekommt dafür noch nicht einmal einen zweiten Bundesratssitz als Judaslohn. Mit Zitronen gehandelt haben aber auch Grünen, die nun wieder nicht im Bundesrat vertreten sind. Zudem verlieren die Grünen mit Blocher auch ihr Lieblingsfeindbild in der Regierung, dem sie ihrerseits wiederum den mobilisierenden Effekt im linken juste milieu verdanken. Die Basis dieser Regierung ist also denkbar schmal, und von einer Mehrheitsfähigkeit in der Bevölkerung weit entfernt. Die Eidgenossenschaft geht unruhigen Zeiten entgegen.

Was Blocher selber zu sagen hat, sieht man nicht hier, sondern hier.

Tuesday, December 11, 2007

Ideenwettbewerb 2.0

Ein neues Projekt entschiedener Liberaler befindet sich gerade in der Entstehungsphase. Der-Markt.com - ein Marktplatz für libertäre, kapitalistische und individualistische Ideen.

Initiator Michael Kastner schreibt dazu:

Ich möchte ...

... endlich einmal wieder eine liberale Zeitschrift lesen. Eine Zeitschrift, die bis auf die Knochen und noch tiefer, bis ins Mark, liberal ist. Eine Zeitschrift, die eine klare Linie für Eigentum und Menschenwürde vertritt. Eine Zeitschrift, die Liberalen aller Richtungen eine Plattform zur Debatte bietet. Eine Zeitschrift, die Toleranz verteidigt und Intoleranz bekämpft. Eine Zeitschrift, die Mut zur Freiheit macht.

Ich möchte aber auch eine Zeitschrift lesen, die trotz aller Offenheit selbst auch immer klar Position bezieht. Eine Zeitschrift, die Interventionismus und Krieg eine Absage erteilt, auch wenn sie Interventionisten und Kriegsapologeten eine Plattform bietet. Eine Zeitschrift, die den Staat ablehnt, auch wenn die Autoren eine andere Position haben. Eine Zeitschrift, die vollkommen apolitisch ist und bei der solche abgedroschenen Kategorien wie rechts, links, konservativ oder progressiv keine Bedeutung haben.

Liberalismus ist keine Beliebigkeitsidee und dies sollte auch eine Zeitschrift reflektieren, die ich gerne lesen würde. Die Toleranz einer Publikation kann nur gewahrt bleiben, wenn diese Publikation auch Position bezieht. Toleranz ohne das Vertreten eines eigenen Standpunktes ist eine Leeformel. Tolaranz kann nur funktionieren, wenn man das Eigene und das Andere benennen kann.

Ich möchte eine Zeitschrift lesen, in der nicht über den Staat gejammert wird, sondern eine Zeitschrift, die bessere Alternativen bietet, als das was die Politik liefert. Aber auch eine Zeitschrift, die sich nicht nur auf den alltäglichen Staatswahnsinn konzentriert, sondern auch gezielt auf andere Quellen von Elend und Ungerechtigkeit hinweist.

Das ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack und mein Verständnis von Liberalismus wird sicherlich auch nicht von jedem geteilt, aber genau darum geht es: Position beziehen!



Jeder Freiheitsfreund, der Interesse hat, kann sich in die Mailingliste eintragen, selbst etwas veröffentlichen und gerne auch mitdiskutieren.

Laßt tausend Blumen blühen!

Wednesday, December 05, 2007

Eine unbequeme Wahrheit: Ökologismus ist asozial!

Aus einem Interview, das Weltwoche-Autor Hanspeter Born mit dem tschechischen Staatspräsidenten und Klimaskeptiker Václav Klaus führte:


Was halten Sie von Ethanol und andern auf pflanzlicher Grundlage beruhenden Brennstoffen? Die werden ja subventioniert, und das Ergebnis ist, dass die Preise für landwirtschaftliche Nahrungsmittelprodukte steigen und der Mexikaner seine Tortilla kaum mehr bezahlen kann.

Nicht nur die Tortillas, auch das tschechische Brot und die schweizerische Butter. Je ärmer die Leute sind, desto schwerer treffen sie diese Preiserhöhung. Ich bin ganz sicher, dass die ganze Aktivität der Politiker in den entwickelten Ländern sich gegen die Menschen nicht entwickelter Länder richtet.

Solche Subventionen sind also schlecht?

Sie sind ganz schlimm. Und diese Subventionen werden am Ende die Konsumenten in der Schweiz, in Mexiko, aber auch im subsaharischen Afrika bezahlen. Mit diesen Leuten spielen die heutigen Umweltschützer ihre Spiele, und deshalb bin ich zu 100 Prozent dagegen.


Weltwoche Nr. 48.07, S. 46


Klaus' fulminante Abrechnung mit den "Environmentalisten" und "Klimaapokalyptikern" "Blauer Planet in grünen Fesseln" ist für authentische Liberale das ideale Weihnachtsgeschenk!


Tuesday, December 04, 2007

Aus aktuellem Anlaß: Ludwig von Mises zum Mindestlohn

Aus Ludwig von Mises' Schrift "Kritik des Interventionismus":


Nehmen wir noch ein Beispiel: den Mindestlohn, die Lohntaxe. Es ist dabei ohne Belang, ob die Obrigkeit selbst die Lohntaxe unmittelbar verfügt oder ob sie duldet, daß die Gewerkschaften unter Androhung oder Anwendung von physischem Zwang es dem Unternehmer unmöglich machen, Arbeiter einzustellen, die für einen niedrigeren Lohn arbeiten wollten 1). Mit den Löhnen müssen die Produktionskosten und damit auch die Preise steigen. Würden als Verbraucher (als Käufer der Endprodukte) nur Lohnempfänger in Betracht kommen, dann würden auf diesem Wege Erhöhungen des Reallohnes undenkbar sein. Was die Arbeiter als Lohnempfänger gewinnen, müßten sie als Konsumenten verlieren. Nun gibt es aber neben den Konsumenten, die Lohnempfänger sind, auch solche, deren Einkommen aus Besitz und aus Unternehmertätigkeit fließt. Deren Einkommen wird durch die Lohnerhöhung nicht erhöht; sie können die erhöhten Preise nicht bezahlen und müssen ihren Verbrauch einschränken. Der Rückgang des Absatzes führt zu Arbeiterentlassungen. Wäre der Zwang der Gewerkschaften nicht wirksam, dann müßte der Druck, den die Arbeitslosen auf den Markt ausüben, den künstlich in die Höhe getriebenen Lohn wieder auf den natürlichen Marktsatz herabdrücken. Nun aber gibt es diesen Ausweg nicht mehr. Die Arbeitslosigkeit – in der unbehinderten kapitalistischen Gesellschaftsordnung eine Friktionserscheinung, die immer wieder verschwindet – wird im Interventionismus zur ständigen Einrichtung.


Die Obrigkeit, die diesen Zustand ja nicht wollte, muß also wieder eingreifen. Sie zwingt die Unternehmer, entweder die entlassenen Arbeiter wieder einzustellen und zu dem vorgeschriebenen Satz zu entlohnen oder Abgaben zu leisten, von deren Ertrag an die Arbeitslosen Unterstützungen gezahlt werden. Durch diese Belastung wird das Einkommen der Besitzer und der Unternehmer aufgezehrt oder doch stark vermindert; es ist sogar nicht unberecht-igt, anzunehmen, daß die Last von den Unternehmern und Besitzern nicht mehr aus dem Einkommen getragen werden kann, sondern nur aus dem Vermögensstamm. Aber selbst wenn wir nur damit rechnen wollten, daß das nicht aus Lohnarbeit herrührende Einkommen durch diese Lasten erschöpft wird, ohne daß schon zu ihrer Bestreitung Kapital angegriffen werden müßte, erkennen wir, daß es zu Kapitalsaufzehrung kommen muß. Kapitalisten und Unternehmer wollen auch leben und konsumieren, wenn sie kein Einkommen erzielt haben; sie werden dann Kapital aufzehren. Es ist eben – in dem Sinne, von dem wir oben sprachen – zweck- und sinnwidrig, den Unternehmern, Kapitalisten und Grundbesitzern das Einkommen zu nehmen und ihnen die Verfügung über die Produktionsmittel zu belassen; daß Kapitalsaufzehrung schließlich die Löhne wieder herabdrücken muß, ist klar. Will man die Lohnbildung des Marktes nicht hinnehmen, dann muß man das ganze System des Sondereigentums beseitigen; durch Lohntaxen kann man das Lohnniveau nur vorübergehend und nur um den Preis künftiger Lohnreduktionen heben.


Das Problem der Lohntaxen hat für die Gegenwart so ungeheure Bedeutung, daß wir es noch an einem zweiten Schema erörtern müssen, das die Verhältnisse des internationalen Güteraustausches berücksichtigt. Zwei Länder, Atlantis und Thule, stehen im wechselseitigen Güteraustausch. Atlantis liefert Industrieerzeugnisse, Thule Bodenfrüchte. Nun findet Thule – man verehrt dort List – es für notwendig, eine eigene Industrie durch Schutzzölle ins Leben zu rufen. Der Enderfolg der (durch den Schutzzoll künstlich bewirkten) Industrialisierung Thules muß der sein, daß nun weniger Industrieprodukte aus Atlantis bezogen, dagegen aber auch weniger Bodenerzeugnisse nach Atlantis geliefert werden. Beide Länder befriedigen ihre Bedürfnisse nun in höherem Maße unmittelbar durch die inländische Erzeugung, wobei freilich, weil nun unter weniger günstigen Bedingungen produziert wird, das Sozialprodukt kleiner ist als früher.

Zu diesem Endergebnis kommt es auf folgendem Wege: Auf die Zollbelastung ihrer Produkte in Thule antwortet die atlantische Industrie durch Herabsetzung der Löhne. Doch es ist nicht möglich, die ganze Zollbelastung durch Lohnreduktion wettzumachen. Denn in dem Augenblicke, in dem die Löhne zu sinken beginnen, wird für die Urproduktion die Erweiterung des Anbaus rentabel. Anderseits wird der Rückgang des Absatzes der thuleanischen Bodenerzeugnis-se in Atlantis den Lohn in der Urproduktion in Thule senken und der Industrie Thules die Möglichkeit bieten, mit Hilfe der verbilligten Arbeitskraft der atlantischen Industrie Konkurrenz zu machen. Daß – neben dem Rückgange des Ertrages der in der Industrie von Atlantis investierten Kapitalien und der Grundrente in Thule – in beiden Ländern auch der Arbeitslohn sinken muß, leuchtet ohne weiteres ein. Dem Rückgang des Sozialprodukts entspricht die Schmälerung des Einkommens.

Nun aber ist Atlantis ein »sozialer« Staat. Die Gewerkschaften verhindern die Ermäßigung der Löhne. Die Produktionskosten der atlantischen Industrie bleiben daher so hoch, wie sie vor Ein-führung des Zolles in Thule waren. Doch da der Absatz in Thule zurückgeht, muß es in Atlantis zu Arbeiterentlassungen in der Industrie kommen. Das Abströmen der Entlassenen in die Land-wirtschaft wird durch Arbeitslosenunterstützungen verhindert. So wird die Arbeitslosigkeit zu einer dauernden Einrichtung 2).

Englands ausländischer Kohlenabsatz ist zurückgegangen. Soweit die dadurch überzählig gewordenen Bergleute nicht abwandern dürfen, weil man sie in anderen Ländern nicht aufnehmen will, müssen sie in jene englischen Produktionszweige übergeleitet werden, die ihre Produktion erweitern, um den Ausfall, der durch den Rückgang der Ausfuhr in der Einfuhr entstehen muß, zu bedecken. Der Weg, auf dem es zu diesem Ergebnis kommt, ist die Lohnsenkung im Kohlenbergbau. Gewerkschaftliche Lohnbildung und Arbeitslosenunterstützung hemmen diesen unausweichlichen Prozeß wenn auch für Jahre, so doch nur vorübergehend. Denn endlich muß das Ergebnis der Rückbildung der internationalen Arbeitsteilung eine Senkung der Lebenshaltung der Massen sein, und diese Senkung wird um so größer sein, je mehr Kapital in der Zwischenzeit durch die »soziale« Intervention aufgezehrt wurde. Die Industrie Österreichs leidet darunter, daß in den Ländern, die ihr Absatzgebiet bilden, immerfort die Zölle erhöht und andere Hindernisse (z. B. durch die Devisenpolitik) der Einfuhr neu entgegengestellt werden. Sie kann auf Zollerhöhungen – wenn ihr nicht die Steuern ermäßigt werden – nur durch Herabsetzung der Löhne antworten. Alle anderen Produktionsfaktoren sind unbeweglich. Rohstoffe und Halbfabrikate müssen auf dem Weltmarkte eingekauft werden, Unternehmergewinn und Kapitalzins müssen – in Österreich ist ausländisches Kapital in stärkerem Maße investiert als österreichisches Kapital im Auslande – den Verhältnissen des Weltmarktes entsprechen. Nur der Lohn ist national bedingt, weil Abwanderung der Arbeiter in größerem Umfang - infolge der »sozialen« Politik des Auslandes – unmöglich ist. Nur der Lohn könnte daher sinken. Die Politik, die den Lohn künstlich hoch hält und Arbeitslosenunterstützungen gewährt, schafft nur Arbeitslosigkeit.

Es ist unsinnig, aus der Tatsache, daß die Löhne in den Vereinigten Staaten höher sind als in Europa, zu folgern, daß man die europäischen Löhne erhöhen muß. Würden die Einwanderungsbeschränkungen in den Vereinigten Staaten, in Australien usf. fallen, dann könnten europäische Arbeiter abwandern, wodurch dann allmählich eine internationale Angleichung des Lohnniveaus angebahnt werden könnte.

Die Arbeitslosigkeit von Hunderttausenden und Millionen als Dauererscheinung auf der einen Seite und die Kapitalaufzehrung auf der andern Seite sind die Folgen des Interventionismus: der künstlichen Hochhaltung der Löhne durch die Gewerkschaften und der Arbeitslosenunterstützung.


1 Man beachte, daß es sich hier nicht um das Problem handelt, ob durch den gewerkschaftlichen Zusammenschluß der Arbeiter eine dauernde und allgemeine Hebung des Lohnniveaus erreicht werden kann, sondern darum, welche Wirkungen die durch die Anwendung physischen Zwanges künstlich erreichte allgemeine Lohnerhöhung haben muß. Um die geldtheoretische Schwierigkeit, daß eine allgemeine Preissteigerung ohne Verschiebung des Verhältnisses zwischen Geldvorrat und Geldbedarf unmöglich ist, kommt man durch die Annahme herum, daß gleichlaufend mit der Erhöhung der Löhne eine entsprechende Verminderung des Geldbedarfes durch Herabsetzung der Kassenhaltung (z. B. im Gefolge einer Vermehrung der Lohnauszahlungstermine) vor sich geht.

2 Darüber, inwieweit durch den gewerkschaftlichen Zusammenschluß der Arbeiter der Lohn vorübergehend gehoben werden kann, vgl. meinen Aufsatz: Die allgemeine Teuerung im Lichte der theoretischen Nationalökonomie im XXXVII. Band dieses Archivs, S. 570 f. – Über die Ursachen der Arbeitslosigkeit vgl. C. A. Verrijn Stuart, Die heutige Arbeitslosigkeit im Lichte der Weltwirtschaftslage, Jena 1922, S. 1 ff.; Robbins, Wages, London 1926, S. 58 ff.
Interventionismus.