Friday, June 08, 2007

Der Staat braucht Feindbilder. Aber brauchen wir sie?

Was soll nur diese in libertären Kreisen neuerdings in Mode kommende ständige Schuldzuweisung an kollektive Entitäten, die angeblich überproportional an den Mißständen schuld tragen, überhaupt bringen? Begeisterungsfähigkeit wecken? Erkenntnisgewinn befördern? Bei wem? Ich brauche solche Feindbilder nicht (mehr). Weder die Time-Preference-Rate von Homos noch die genetische IQ-Disposition von Negern noch die alleinerziehenden Mütter oder Drogen-Junkies haben uns den Staat beschert.

Die amerikanische Quasi-Anarchie der Gründerzeit etwa wurde von überwiegend heterosexuellen (Ausnahme: Abraham Lincoln), weißen, angelsächsischen, puritanisch-protestantischen Männern sukzessive verraten und beseitigt. Das ist Fakt. Da brauche ich nicht umständlich nach Netto-Staats-Profiteuren zu fahnden. Wir gehen völlig in die Irre, wenn wir vergessen, daß alle sozialen Gruppen IHRE Art haben, sich falsch (also systemkonform) zu verhalten, und es keinen gibt, der das Vorrecht hat, aus seinem Glashaus heraus mit Steinen zu werfen. Es gibt eben kein richtiges Leben im falschen (Adorno).

Natürlich gibt es Sozialhilfe-Dynastien und in- wie ausländisches Gesindel in allen deutschen Städten, das seinen Mitbürgern parasitistisch auf der Tasche liegt. Aber was ist mit schamlos Subventionen und Staatsprivilegien abgreifenden Bauunternehmern und Spediteuren? Was ist mit Rüstungs- und Ausrüstungsunternehmern – einschließlich der Aktionäre solcher Firmen – deren allereinziger Kunde die Bundeswehr ist? Könnte man nicht auf diese 3 Gruppen von „Unternehmern“ münzen, was Kohls einstens geschaßter Kanzlerberater Basilius Streithofen mal über „Juden und Polen“ sagte: die „größten Ausbeuter des deutschen Steuerzahlers“? Wenn wir mit diesen Schuldzuweisungsdiskursen erst einmal anfangen, landen wir mitten im geistigen Bürgerkrieg – von dem wiederum nur einer profitiert: der Staat.

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