Wer immer noch Fady Maalouf in eine bestimmte Schublade pressen möchte, ihn als braven, netten, konturenarmen und etwas schmalzigen Schwiegersohnverschnitt einordnet, dürfte spätestens in dem Moment seine Klischees beerdigen müssen, wenn er diesen begnadeten, mit einer kraftvollen, ausdrucksstarken und sehr variablen Stimme gesegneten Sänger einmal auf einem Live-Konzert erlebt. Ebenfalls der Demontage liebgewonnener Vorurteile förderlich erweist sich ein Interview, das Fady dieser Tage mit Markus Stratmann auf NDR 1 Welle Nord geführt hat, und in dem man ihn als einen überaus ernsthaften, künstlerisch sehr anspruchsvollen und bisweilen erfrischend prononcierte Statements abgebenden Zeitgenossen erlebt, dessen ausgereiftes Urteilsvermögen sich auf eine beachtliche Lebenserfahrung stützt. Neben seiner bewegten Vita spricht er auch sehr offen über seinen Glauben und seine Lebensphilosophie und seine deutsche Seite als neuentdeckten Teil seiner Identität. Und darüber, daß es wenig Sinn macht, in einem Land leben zu wollen, dessen Sprache man nicht sprechen möchte.
Vor Fady kann man in der Tat nur den Hut ziehen; er selbst hat derweil den seinen schon gezogen, um mit seinem Hilfsverein Blessed e.V. durch die Versteigerung seiner durch DSDS berühmt gewordenen Kopfbedeckung ein bißchen Licht ins Dunkel zu bringen und einem kranken 7-jährigen Jungen eine Therapie zu ermöglichen.
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5 comments:
Guter Artikel, Herr Hennig
Als (Zitat)"braven, netten und konturenarmen Schwiegersohnverschnitt" haben ihn wohl nur Ignoranten gesehen.Solche Leute, die auf Ego-Typen abfahren, deren einzige Sorge es ist, möglichst cool und abgefahren rüberzukommen. Maalouf hat derlei Firlefanz nicht nötig, muß seine Persönlichkeit nicht verstecken. Er kann sich auch erlauben (siehe oben, Zitat) nett zu sein, etwas, daß sich viele ach so "Coolen" nicht mehr trauen.Der Mann verfügt über ein enormes Talent, eine gute Dosis Verrücktheit und Verspieltheit, ist inelligent und bescheiden zugleich. Fehler wird er auch den ein oder andern haben - ist mir bis jetzt aber kein Erheblicher bekannt.
hab mir das interview gerade mal angehört und teile voll und ganz die einschätzung des moderators, dass sich fady viel weniger verbiegen muss als thomas godoj, dessen stern wohl auch schon am sinken ist.
@DDH: Er bleibt trotzdem ein Schnulzenbarde!
@anonymous: Es wundert mich doch immer wieder, wieso dieses unpassende Stereotyp vom "Schnulzen"-König so unhinterfragt von allen Musikredakteuren, Moderatoren, Schreiberlingen etc. und offensichtlich auch von Dir nachgeplappert wird. Da wird eine Bohlensche Ausdünstung kollektiv inhaliert und dann von der ganzen medialen Hammelherde, der "Meute", wie Altmeister Erich Böhme seine Kollegen treffend nannte, bei jeder sich bietenden Gelegenheit ausgerülpst. Diejenigen, die Fady dieses Etikett anheften wollen, können froh sein, daß "grober Unfug" seit den 60er Jahren kein Straftatbestand mehr ist!
Fady hat in seinem ganzen Leben, zumindest aber während DSDS, noch keine einzige "Schnulze" in des Wortes pejorativer Bedeutung zum Besten gegeben! Die Lieder, die er darbot, waren samt und sonders Ohrwürmer, große Songs, teilweise Welthits von Rang. Aber Schnulzen? Da sind wohl einigen die kategorialen Maßstäbe verrutscht!
Der 70er-Jahre-Mitklatsch-Tralala den Dieter-Thomas Heck jahrzehntelang ungestraft durch den öffentlich-rechtlichen Äther senden durfte, verdient zweifelsohne das Etikett "Schnulze". Wenn wir jetzt anfangen, Elton John, Lee Ryan, Eric Carmen und sogar die Beatles also als "Schnulzen-Heinis" zu apostrophieren, dann gehen uns für den deutschen Schlager die Begriffe aus.
Warum Bohlens Wort so viel Gewicht hat? Tucholsky wußte die Antwort: In einem Land, in dem die Sonne tief steht, werfen selbst Zwerge einen langen Schatten.
Und "Bär" Läsker in einer Gesangsjury ist ohnehin die abenteuerlichste Personalie, seit Kaiser Caligula sein Pferd zum Konsul ernannt hat!
Fady's Stern steigt und steigt. Während der der Konkurrenz von Platz 1 von DSDS schon am sinken ist, legt Fady mit seiner tollen CD nochmal nach. Weiter so.
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