Tuesday, November 20, 2007

John Stuart Mill oder Wie der Liberalismus auf die schiefe Bahn geriet

"John Stuart Mill ist schon ein Epigone des klassischen Liberalismus und, besonders in seinen späteren Jahren unter dem Einflusse seiner Frau, voll von schwächlichen Kompromissen. Er gleitet langsam in den Sozialismus über und ist der Urheber der gedankenlosen Vermengung liberaler und sozialistischer Ideen … alle Argumente, die zugunsten des Sozialismus geltend gemacht werden könnten, sind von ihm mit liebevoller Sorgfalt ausgearbeitet worden. Neben Mill gehalten sind alle übrigen sozialistischen Schriftsteller - auch Marx, Engels und Lassalle - kaum von Belang."

Ludwig von Mises


"Observing the effects of good intentionsis often a matter for bitter irony. Locke tried with his innocent-looking proviso to prove the legitimacy ownership and succeeded in undermining its moral basis. J.S. Mill thought that he was defending liberty, but what he achieved was to shackle it in strands of confusion."

Anthony de Jasay, Liberalism, Loose or Strict



Anknüpfend an die Neoliberalismus-Debatte, die vor einiger Zeit mal beim Liberalen Institut in Zürich geführt wurde, in der der Staazi-Ideologe Peter Ulrich sich vehement auf John Stuart Mill berief, hat jetzt Matt Jenny mit einer Untersuchung über "Liberalismus und Paternalismus in On Liberty" am liberalen Image des großen sozialdemokratischen Vordenkers ordentlich gekratzt. Bei Lichte besehen mündet Mills Denken in den "Sozialliberalismus" eines T.H. Green, der, vom deutschen Idealismus (Hegel, Fichte etc.) inspiriert, die paternalistisch-konservative Idee des Wohlfahrtsstaats à la Bismarck als Merkmal der Identität gegenüber den klassischen Liberalen ins Programm aufnahm. Der Name Mill markiert also die Scheidelinie zwischen striktem und beliebigem Liberalismus. Oder, wie schon 1992 Anthony de Jasay in der NZZ konstatierte: “Wozu noch Marx? Bentham und Mill genügen”

Gegen die Gefahr eines Hinübergleitens in die Denkstrukturen des Paternalismus ist indessen auch der heutige Liberalismus nicht gänzlich gefeit, wie die im Umfeld des renommierten libertären Journals "The Freeman" geführte Debatte um "Libertarian Paternalism" erweist. Auch da heißt es wachsam sein - und Flagge zeigen für einen anti-etatistischen und anti-paternalistischen Liberalismus!

1 comment:

Herfried said...

Dazu ein Hayek-Zitat:

„Es wäre kaum übertrieben zu sagen, daß in den Augen jener britischer Philosophen [der frühen Klassik] der Mensch von Natur aus faul und lässig, sorglos und verschwenderisch ist und daß er nur durch die Macht der Umstände dazu gebracht wurde, sich wirtschaftlich zu verhalten, und gelernt hat, seine Mittel seinen Zwecken sorgsam anzupassen. Der homo oeconomicus wurde neben vielem anderen, das eigentlich der rationalistischen und nicht der evolutionären Überlieferung angehört, erst vom jüngeren Mill in die Nationalökonomie eingeführt.“