Tuesday, October 27, 2009

Libertäre Strategiedebatte: Murray Rothbard's Warnung vor den Gefährdungen durch Kompromißlertum und konservative Vereinnahmung ist aktueller denn je!

Dabei stammt das Papier aus dem Jahre 1961!



"In the name of practicality, the opportunist not only loses any chance of advancing others toward the ultimate goal, but he himself gradually loses sight of that goal—as happens with any “sellout” of principle. Thus, suppose that one is writing about taxation. It is not incumbent on the libertarian to always proclaim his full “anarchist” position in whatever he writes; but it is incumbent upon him in no way to praise taxation or condone it; he should simply leave this perhaps glaring vacuum, and wait for the eager reader to begin to question and perhaps come to you for further enlightenment. But if the libertarian says, “Of course, some taxes must be levied,” or something of the sort, he has betrayed the cause.

[...]

In World War II, as I said before, the danger and despair of the individual hardcore libertarian was his isolation. Now, in 1961, with the libertarian and right-wing movements seemingly flourishing and growing apace, on scholarly and more popular levels, he is, once again, increasingly in danger of being isolated. Except this time, the danger is less apparent and more insidious. For it is the danger of the hardcore libertarian being swamped by a growing mass of “conservative” and right-wing thinkers.

[...]


The increasing danger of the “swamping” of the libertarian intellectual—which itself is inherent when the hard core is not nourished, fostered, and brought together as a nucleus—has been enormously redoubled by the transformation that has been effected in the right wing itself. This transformation, lead by the theoreticians of National Review, has transformed the Right from a movement which, at least roughly, believed first of all in individual liberty (and its corollaries: civil liberties domestically, and peace and “isolation” in foreign affairs) into a movement which, on the whole, is opposed to individual liberty—which, in fact, glorifies total war and the suppression of civil liberty, as well as monarchy, imperialism, polite racism, and a unity of Church and State. The Right having increasingly taken on this tone and complexion, it is all the more vital for the libertarian movement to be dissociated from, rather than allied with, the bulk of the right wing. The chief trouble now with the theory of the “popular front” is that this “front” has been largely infected with enemies of, rather than friends of, liberty. Fortunately, the Volker Fund’s own program suffers much less than others (Earhart, Richardson, etc.) from this problem, because the fund’s concentration has been on economists, who, in their capacity as economists (Chicago School, etc.) have been, at least on net balance, proponents of liberty. But in any other field but economics, the danger is grave indeed.

[...] even though there is opportunity for a philosophic synthesis, in some respects, between libertarians and conservatives (e.g., the addition to libertarianism of natural law, moral principles, etc.) there is no real opportunity for a political synthesis.


(Even philosophically, conservatism has so many things wrong with it that an attempt at synthesis distorts the real nature of conservatism: as it must overlook the conservatives’ hostility to personal liberty, drive toward war, reverence for a theocratic state so long as it be “traditional,” support for colonial imperialism, opposition to reason, etc. And here I want to go on record as regretting my own recent article in Modern Age, as distorting the nature of conservatism by dwelling almost exclusively on its favorable features.)

[...]



I have come to the conclusion that, for libertarian thought to survive, a sharp break with “conservatism” must be undertaken,


[...]


My thesis can be summed up as saying that in this crossroads in the history of libertarian movement it is vital to de-emphasize drastically popular fronts with the conservative “Right,” to nourish and construct the hardcore libertarian movement with some form or forms of nucleus or center, and to emphasize libertarian scholars and intellectuals primarily, and, if more direct action is desired, libertarian publicists and workers exclusively. The big danger to the libertarian movement now is a swamping by a rapidly growing (on intellectual and “practical” levels) conservative movement that presents more of a threat to liberty than a support. The great task facing us is the rescue of the libertarian movement from this danger."

Thursday, October 22, 2009

Bürgerliche Staatsfetischisten vs. pauperisierte Staatsopfer

Umverteilung findet im Staat von oben nach unten statt. In welchem Maße man das gut oder schlecht finden soll, darüber sind sich Sozialisten (bis in die CDU hinein) und Konservative (ebenfalls bis in die CDU hinein, die damit sowohl den linken als auch den rechten Flügel des Etatismus abdeckt und darum, ganz nebenbei bemerkt, doppelt so eklig ist wie jede andere Partei, mit Ausnahme der Grünen, die dreimal so eklig und damit Ekelpegel-Rekordhalter sind) uneinig. Doch stimmt diese Prämisse von der Umverteilung von stark zu schwach überhaupt? Tut der Staat zuviel für Unterschicht und "Kopftuchproletariat" (wie sich der "liberal"-konservative Mittelstandsprofessor Eberhard Hamer einmal auf einer Tagung auszudrücken pflegte)?

Umgekehrt (zu den Mythen der neoliberalen Bonzen-Idolatrie und ihrer verkürzten "Leistungsträger"-Rhetorik) wird ein Schuh daraus: Der Staat stärkt die Starken und schwächt die Schwachen. Das ist seine Funktion, darum existiert er. Drei von mir sehr geschätzte Autoren haben sich mal der Frage, wie das im Spätetatismus mit Ober- und Unterschichten denn wirklich aussieht, in den vergangenen Wochen mal aus unterschiedlichem Blickwinkel zugewandt. Zur Sarrazin-Debatte schrieb Chris Vigelius, seit langem mein Quantum Trost auf ef-online, einen sehr klugen Artikel, der die ökonomischen Fehlanreize, und nicht die Einwanderer als Ursache der Integrationsmisere erkennt, mit dem Titel: "Sozialhilfe: Die Scheinheiligkeit des Thilo Sarrazin", der es wert ist, zitiert zu werden:


" [...] die Fehlanreize wirken keineswegs nur auf Einwanderer, sie wirken genauso auf die autochthone Bevölkerung, mit den gleichen Folgen. Sie fällt bei ersteren nur deswegen stärker auf, weil aufgrund der massiven Fehlanreize praktisch nur noch Leistungsunwillige und -fähige einwandern, während alle anderen, vor allem gut ausgebildete und leistungswillige Fachkräfte, um Deutschland in der Regel einen großen Bogen machen.

Und die wenigen, die trotzdem kommen wollen, dürfen oft nicht. Denn die üppige Alimentierung ist beileibe nicht der einzige Fehlanreiz, mindestens genauso fatal wirkt ein Ausländerrecht, das immer noch von dem im Kern national-sozialistischen Gedanken der Abschottung des deutschen Arbeitsmarkts gegen "Fremdarbeiter" beseelt ist, das arbeitswillige Zuwanderer mit Willkür und bürokratischen Schikanen traktiert, und dessen völlige Absurdität sich am offensichtlichsten im Begriff der sogenannten "Arbeitserlaubnis" manifestiert, die jeder Ausländer braucht, wenn er sich an der Mehrung des allgemeinen Wohlstands und der Finanzierung des Staatswesens beteiligen möchte. Eine solche Arbeitserlaubnis bekommt, wenn überhaupt, höchstens derjenige, der sich auf ein nicht selten monatelanges Spießrutenlaufen bei zig Behörden und Institutionen einlässt. Selbst wer -mit Abitur und tadellosen Deutschkenntnissen- nur für ein paar Monate als Au Pair in Deutschland leben und arbeiten möchte, lernt als erstes: In Deutschland gibt es viele, viele Behörden, und die wollen alle irgendwie beschäftigt werden.

Weder Erlaubnis noch Einkommensnachweis braucht dagegen derjenige, der einen ausländischen Partner heiratet und anschließend samt Kindern von Sozialhilfe lebt. Vor allem dann nicht, wenn beide Partner aus dem nahen Osten stammen; bei "eingeborenen" Deutschen mit geregeltem Einkommen und Partnern aus Osteuropa oder Fernost soll es dem Vernehmen nach dagegen durchaus öfter zu Problemen mit Behörden kommen. Die Gründe dafür sind unklar, jedenfalls solange man nicht Verschwörungstheorien anhängt, Fakt ist aber: Diese Art der Einwanderungspolitik führt innerhalb der Gruppe der Einwanderer zu einer zusätzlichen Negativauslese, da ungebildete und einkommenslose Einwanderer natürlich vorzugweise innerhalb ihrer eigenen Bildungsschicht heiraten. Für die gut ausgebildete angehende Ärztin aus Istanbul stellt der -nicht selten noch mit archaischen Vorstellungen über die Rolle der Frau brillierende- deutsch-türkische, arbeitslose Analphabetenproll aus Neukölln sicher nicht gerade den Traumprinzen dar, auf den sie ihr Leben lang gewartet hat.

Hauptleidtragende dieser Negativauslese sind neben der Volkswirtschaft nicht zuletzt die Einwanderer, auf die die genannten Kriterien nicht zutreffen, denn das Klischee des arbeitsscheuen Krawallmachers und Gewalttäters wird in der öffentlichen Wahrnehmung letzten Endes auf alle Angehörigen des jeweiligen Kulturkreises angewandt, auch wenn es in vielen Fällen überhaupt nicht zutrifft. Um es bewusst platt zu sagen: Nicht "die Türken" oder "die Araber" sind dumm und faul, sondern die deutsche Politik begünstigt im Effekt die Zuwanderung dummer und fauler Türken und Araber. Dafür können aber weder Türken noch Araber etwas."


Auch Buchpreisträger Christian Hoffmann befaßt sich in seinem Beitrag "Ungleichheit, soziale Kälte und Ausschliessung - dank Sozialstaat" den er ursprünglich für die Schweizer Monatshefte schrieb, mit den besonders sozialschädlichen und damit besonders Unterschicht und Randgruppen treffenden Folgen wirtschaftlicher Interventionspolitik:

"Ein zentraler Treiber sozialer Ausschliessung sind Steuern und Abgaben: Damit sich die Beschäftigung einer Arbeitskraft lohnt, muss diese einen Mehrwert schaffen, der über den verursachten Kosten liegt. Schon einfache manuelle Arbeiten können im Verbund einer arbeitsteiligen Fabrik rentabel sein, wenn sie nicht künstlich verteuert werden. Angenommen, auf die tatsächlichen Lohnkosten eines Mitarbeiters, der bisher profitabel eine bestimmte Menge eines Produkts pro Stunde fertigte, entfallen nun plötzlich zusätzliche 50 Prozent Steuern und Abgaben — auf einen Schlag wird dieser Mitarbeiter unprofitabel und muss entlassen werden. Profitabel ist nun nur noch jener höher qualifizierte Mitarbeiter, der in der Lage ist, eine Maschine zu bedienen, die eine deutlich höhere Anzahl Produkteinheiten je Stunde fertigt. Steuern und Abgaben führen zwangsläufig dazu, dass Arbeitsplätze kapitalintensiver werden. Gering qualifizierte Arbeitskräfte werden so aus dem Arbeitsprozess herausgefiltert. Sie werden ausgeschlossen.

Ein zweiter zentraler Treiber sozialer Ausschliessung sind staatlich erzwungene Lohnkartelle (ob nun gewerkschaftlich getragen oder durch Mindestlöhne). In einer Marktwirtschaft sind Preis, Menge und Qualität der Arbeit ein Resultat aus Angebot und Nachfrage. Die Beteiligten können sich entscheiden, wie viel Arbeit sie zu einem bestimmten Preis anbieten oder nachfragen wollen. Das heisst aber auch: unfreiwillige Arbeitslosigkeit kann es auf freien Arbeitsmärkten nicht geben. Wenn aber durch staatlichen Zwang der Arbeitspreis über den Marktpreis getrieben wird, werden jene Arbeitskräfte aus dem Arbeitsprozess gedrängt, deren Beitrag nun nicht mehr profitabel ist. Dabei handelt es sich naturgemäss um geringqualifizierte Arbeitskräfte — erneut werden diese also durch staatlichen Zwang dauerhaft ausgeschlossen.

Ein dritter zentraler Treiber sozialer Ausschliessung sind bürokratische Hürden wie Auflagen und Bewilligungen. Die Erfahrungen der Schwellenländer zeigen: nicht die Lohnabhängigkeit führt zu einem dauerhaften sozialen Aufstieg, sondern selbständiges Unternehmertum. Je schwieriger daher der Weg in die Selbständigkeit ist, desto eiserner werden sozial Ausgeschlossene in die Armut verbannt. Ein Beispiel mag dies verdeutlichen: Jeder Fahrzeugbesitzer mit einem Mindestmass an Fahrkenntnissen ist in der Lage, Taxi-Dienstleistungen anzubieten. Staatliche Auflagen in Hinblick auf die Kenntnisse und Qualifikation des Chauffeurs oder die Beschaffenheit des Fahrzeugs, im schlimmsten Fall gar die Ausgabe von Lizenzen, erschweren den Markzugang. Nicht selten werden derartige Hürden von etablierten Anbietern unterstützt — Marktzutrittshürden sind immer auch eine Protektion gegenwärtiger Marktteilnehmer. Potentielle soziale Aufsteiger werden so durch bürokratische Hürden am Aufstieg gehindert."


Auf der anderen, gewissermaßen der Nutznießer-Seite dieser Bilanz stehen jene, die in jedem Staat zu den Gewinnern gehören und die die eigentlichen Nettostaatsprofiteure sind: die Wohlhabenden und (Einfluß-)Reichen, in unserem Falle also die Angehörigen der staatstragenden Bourgeoisie. Matt Jenny beschreibt die in seinem ebenfalls in den Schweizer Monatsheften erscheinenen Artikel als die "enthusiastischen Bürgerlichen":


"Bürgerliche können grob in zwei Typen eingeteilt werden: in die widerwilligen Liberalen und in die enthusiastischen Bürgerlichen.

Widerwillige Liberale findet man unter den Vertretern des Anarchismus, des Nachtwächterstaats wie auch des Neoliberalismus. Sie sind Liberale aus Verlegenheit. Für sie ist der Liberalismus die schlechteste Ideologie, mit Ausnahme all jener anderen, die es sonst noch gibt. Eigentlich würden sie gerne auf eine politische Ideologie verzichten, würden sich am liebsten gar nicht mit Politik beschäftigen müssen. In einer unvollkommenen Welt kommen die widerwilligen Liberalen aber leider nicht darum herum, eine politische Position zu vertreten. Diejenigen, die dabei dem Staat Legitimität zusprechen, tun dies ohne Enthusiasmus und mit dem Wissen, dass jeder noch so beschränkte Staat stets die Saat seines exzessiven Wachstums in sich trägt.

Ganz anders die enthusiastischen Bürgerlichen. Sie haben im Liberalismus, welcher Couleur auch immer, und im liberalen Staat Identifikationsobjekte gefunden. Sie sind überzeugt, dass beim Regieren nichts schiefgehen kann, wenn nur die richtigen Politiker am Drücker sind. Sie sehen es als Pflicht, gar als Ehre an, sich am politischen Prozess zu beteiligen. Sie glauben, dass immer Liberales herauskommen muss, wenn Bürgerliche am Werke sind. Manche sehen im Zusammenspiel von Politik und Wirtschaft sogar eine Erweiterung der marktwirtschaftlichen Arbeitsteilung, quasi eine riesige public private partnership. Ihre Traumkarriere ist eine dreifache in Wirtschaft, Politik und Militär. Sie sind bürgerliche Staatsfetischisten.

Inwiefern sich die widerwilligen Liberalen von den enthusiastischen Bürgerlichen konkret unterscheiden, zeigt sich derzeit wohl am besten in ihrer jeweiligen Reaktion auf den aktuellen führungsschwachen Bundesrat. Während beide dem Bankkundengeheimnis nachtrauern, schöpfen widerwillige Liberale Trost aus der Tatsache, dass Politiker, die ausländischem Druck nicht standhalten können, wohl auch innenpolitisch nicht allzuviel Schaden anrichten. Eine führungsstarke und effiziente Regierung ist nicht ihr Wunsch; denn sie wissen, dass im politischen Kontext Stärke und Effizienz stets grosse Gefahren bergen.

Damit sind die widerwilligen Liberalen freilich in der Minderzahl. Sie werden übertönt von den enthusiastischen Bürgerlichen, die wieder starke Männer (und, wenn es heutzutage nicht anders geht, auch Frauen) nach Bundesbern schicken wollen. Sie sollen auf Biegen und Brechen erreichen, was der Bankenplatz allein nicht schafft. So ist womöglich auch die AHV entstanden, die den Arbeitgebern vermeintlich Lasten abnimmt, wenn die Arbeitnehmer eine bessere Altersvorsorge fordern.

Die Forderung nach mehr Politikern nennt man in der Argumentationstheorie ein non sequitur. Aus der Tatsache, dass im zivilen Bereich ein Problem auftritt, folgt nicht, dass der Staat angerufen werden muss. Dieser Fehlschluss passiert nur, wenn man — uneingestanden oder unbewusst — an die Allmacht des Staats glaubt. Wenn schon Kooperation nötig ist, wieso dann nicht versuchen, diese ohne Staat durchzuführen? 1947 hätte man private und auf dem Kapitaldeckungsverfahren beruhende Vorsorgefonds gründen oder stärken können. Und heute könnten die Banken sich schlichtweg weigern, die Informationen ausländischer Kunden an deren Regierungen herauszurücken.

Gewiss, dies wäre ein steiniger Weg, vielleicht sogar ein hoffnungsloser. Mehr Hoffnung in private Initiative zu setzen als in den Staat mit seiner Bilanz an Fehlschlägen, ist immerhin eine Tugend der widerwilligen Liberalen. Während ihr Glaube an den Staat enge Grenzen hat, so glauben sie mit viel Enthusiasmus an die Fähigkeit des Menschen, zu kooperieren und auf freiwilliger Basis Richtiges zu tun."



All diese Erkenntnisse sind nicht neu, aber sie verdienen es, immer und immer wieder verbreitet zu werden, da sie gerade in unserer Zeit leider auch von vielen die sich für "liberal" oder gar "libertär" erklären nur allzugern vergessen werden. Stefan Blankertz schrieb bereits vor 11 Jahren in "Die Therapie der Gesellschaft":


157.

Opfer oder Täter? – Manche Liberale meinen, die „Besserverdienenden“ bräuchten Schutz vor der Ausbeutung durch den Umverteilungsstaat. Es gibt dagegen soziologisch gesehen keinen Zweifel, daß die Mächtigen im Staat darum „mächtig“ heißen, weil sie es vermögen, einen großen Anteil an den finanziellen und politischen Ressourcen des Landes auf sich zu vereinigen. Egal, wie die Mächtigen z.B. den Spitzensteuersatz gestalten, sie werden in der Endabrechnung ihren Schnitt machen. Naiv wäre es, etwas anderes anzunehmen. Wer sollte glauben, daß man dadurch reich und mächtig wird, indem man alles, was man hat, freizügig weggibt?

158.

Cry for me, Argentinia. – Nein, die Opfer des Sozialstaates sind nicht die vielzitierten Besserverdienenden. Geschichtlich gesehen haben die Besserverdienenden den Sozialstaat geschaffen, und heute verteidigen sie ihn, aus einem ganz einfachen Grund: Der Sozialstaat ist ein Instrument der herrschenden Klasse, um sich auf Kosten der weniger einflußreichen Mitmenschen zu bereichern und gleichzeitig das Mäntelchen der Nächstenliebe umzuhängen.

Die Besserverdienenden haben öffentliche Schulen eingerichtet, um die Ausbildung ihrer Kinder von den weniger Bemittelten via Steuern finanzieren zu lassen; haben Zwangsversicherungen eingeführt, um ihre höheren Ansprüche von den Bescheideneren absichern zu lassen; haben Sozialhilfe eingeführt, um ein Heer von Wohlfahrtsbürokraten zu schaffen, die loyale Wähler sind.

Die Besserverdienenden streiten für Subventionen, um sich selbst gegen Marktrisiken abzuschotten; propagieren „Resozialisierung bzw. Psychiatrisierung anstatt Strafe“, um Arbeitsplätze für Psychologen zu schaffen; polemisieren gegen die Privatisierung der Polizei, um nicht für ihre eigenen erhöhten Sicherheitsinteressen aufkommen zu müssen.

Für jede einzelne Maßnahme des Sozialstaates läßt sich angeben, wer in Wahrheit der Nutznießer ist. Die Opfer sind die Enteigneten, die Entmündigten, die Schwachen, die Übervorteilten, die Armen und die Menschen, die mit Zukunftsideen auf eine offene, veränderbare Gesellschaft hoffen.


[...]


168.

Repressive Entstaatlichung: ein Beispiel. – Konservative Regierungen, bisweilen sogar progressive Regierungen wie die Clinton-Administration, kürzen Sozialleistungen auf eine Art und Weise, die die Armen tatsächlich ärmer werden läßt. Letztlich festigt das dann wieder das Vertrauen in die Notwendigkeit des Wohlfahrtsstaates.

Es ist naheliegend, daß Menschen, denen die staatlichen Interventionen in die Wirtschaft die Möglichkeit zur Arbeit genommen haben, auf Unterstützung angewiesen sind. Sie könnten sich selbst erhalten, wenn man sie nur ließe. Sie sollten für die Unterstützung, die sie erhalten, alles andere als dankbar sein. Sie sollten erzürnt sein. Aber was bleibt ihnen übrig? Sie nehmen die Unterstützung und ballen die Faust in der Tasche. Nun verkündet der schlaue konservative Politiker, es handle sich doch um arbeitsfähige Menschen, denen darum keine Unterstützung zukomme. Die Unterstützung wird gestrichen, die wirtschaftlichen Möglichkeiten verbessern sich jedoch nicht. Was soll ein Mensch in einer solchen Situation anderes tun, als Vertreter des Wohlfahrtsstaates zu wählen?

Wednesday, October 21, 2009

Politik macht dumm und prinzipienlos.

Das gilt gerade auch für Libertäre, die in elektoralistischem Aktivismus sinnlos Energien verschwenden. Brad Spangler warnt vor genau diesen Abirrungen:



"One of the problems with anarchist activism in electoral politics is that it deforms the perspective, attitudes and rhetoric of members of the movement generally — decreasing the effectiveness of their advocacy. Sometimes that’s the case with particular people even if they themselves aren’t active in electoral politics. The stupidity just kind of soaks into them osmotically from their social surroundings, but it can be analytically traced back to electoral politics. It’s rather easy to see that anarchists active in the Libertarian Party are pretty much operatively minarchists with regard to their electoral political activism. What I’m going to describe, though, is how an anarchist who may have escaped from the trap that is a political party may still wind up thinking like a minarchist.

Libertarianism can be understood as an ethical doctrine rather than a political ideology — the non-aggression principle. It’s consistent application has anarchism as its political consequence, but it can also be applied inconsistently by those who embrace Thomas Paine’s characterization of government as a “necessary evil” (often while neglecting that Paine said that was the case at best) — advocates of so-called “minimal government” or minarchists.

All that background aside, though, the key point to remember is that the non-aggression principle is simply the apex of a discourse on when violence is and isn’t legitimate.

Now, most people aren’t original thinkers. I would even venture to say that most original thinkers aren’t even thinking originally most of the time. Actual innovation is a rare and scattered phenomenon. That may sound terribly pedestrian, but it’s not at all a completely bad thing. Communication, for instance, would be impossible if we invented a completely new language every time we said something. We re-use patterns of behavior and thinking when we find them useful, re-applying them in new ways on an as-needed (and as capable of producing) basis. When we notice something works for someone else, we often but not always copy them, adopting it ourselves. That means we have the potential, at least, to rapidly adopt useful behavior and tjhinking while rapidly discarding less useful behavior and thinking. Unfortunately, it also means we can hang on to sub-optimal behavior and thinking if it’s merely “good enough”. Hairless monkey see, hairless monkey do. That’s the human race for you.

If that sounds a bit like object-oriented programming to you, give yourself a pat on the back.

What the above has to do with the non-aggression principle and electoral politics is that electoral politics ingrains a communications habit that’s subtly at odds with the advocacy of anarchy. More specifically, by applying the non-aggression principle on a piecemeal basis in an attempt to shape state policy as a libertarian reformist, one gets used to thinking of things only in terms of the non-aggression principle.

Now, don’t misunderstand me. I’m not soft-pedaling the non-aggression principle or attempting to water it down. I advocate the non-aggression principle as the fundamental basis of law in a stateless society. In terms of building up a body of rhetoric we can share and apply as a movement, though, the focus on criticizing only a particular statist issue at a time without also explicitly calling for the abolition of the state leads to thinking solely in terms of state violence or the lack of it. We don’t give ourselves the opportunity to advocate, talk about and think about the non-violent socially normative mechanisms that would arise in the spontaneous order of a stateless society. When we fail to understand the tendency toward mutually-reinforcing social structures that would develop in a free society, we can be said to (unfortunately) still be thinking like a minarchist."

Recht ohne Staat

Ein ganz praktischer Fall. Gut, daß die private Agentur gehandelt hat! Basta!

Tuesday, October 20, 2009

Blogroll-Erweiterung

Immer mal wieder schließen liberal-libertäre Blogs, weil ihre Macher es sich plötzlich gestatten, von jetzt auf gleich entgegen ihren einmal gewonnenen Erkenntnissen und Grundsätzen handeln zu dürfen. Pars pro toto sei hier ein anarcho-libertärer Blogger aus der Schweiz genannt, der seine Blogs ohne Ankündigung dichtmachte und kurz darauf bei der Partei "Die Grünliberalen" auftauchte. Zum Glück gibt es aber auch immer wieder neue hervorragende Online-Medien zu entdecken, allem voran das sich zu einem echten Magazin mausernde Opponent.de, das jetzt als Onlinemagazin für Freiheit, Markt und Frieden firmiert. Zu den erfreulichen neuentdeckten Blogs, die ab sofort auf meiner Blogroll zu finden sein werden, gehören Voluntarist.de, ars libertatis, Die Logik, Ich und der Staat, sowie Freiheit und Optimismus. Letzterer ist mir noch positiv als Stammleser- und Kommentator aus guten alten Paxx.tv-Zeiten in Erinnerung. Sein männerrechtlicher Ansatz geht mir stellenweise zu weit, sein minarchistischer dafür nicht weit genug, aber lesenswert ist er allemal!

Wünsche allen meinen Lesern mit den Neuzugängen genausoviel Freude wie ich sie habe!

By the way: Hat man mal wieder irgendwo was von Dr. Chaos gelesen? Vermisse seine würzigen Beiträge!

Monday, October 19, 2009

Sunday, October 18, 2009

Big Business und Big Government

"The relationship between big business and big government is like the relation between church and state in the Middle Ages; it’s not an entirely harmonious cooperation, since each would like to be the dominant partner (and whether the result looks more like socialism or more like fascism depends on which side is in the ascendant at the moment), but the two sides share an interest in subordinating society to the partnership." - Roderick T. Long

Monday, October 12, 2009

"Ludwig van Mieses"

offenbart die doch erhebliche Bildungslücke der "Miriam Flau". (Und ihr todlangweiliges Buch über Harald Schmidt ist auch die größte Fehlinvestition in meinem Bücherregal!)