Friday, February 29, 2008

Parteiliberal geht auch ohne Moral

Ein gewisser "Lars de Terre" fabuliert in der Studivz.net-Gruppe "linksliberal" über die "historische Leistung" von Friedrich Naumann, der ob seiner auf Anschlußfähigkeit an den jeweiligen Zeitgeist bedachten "Elastizität" zu rühmen sei. Schließlich hätte so der "versteinerte Dogmatismus" des "ewigen Nein-Sagers" Eugen Richter überwunden werden können. Dazu bemüht der Hagiograph des Staatsfrömmlers Naumann auch gleich ein Naumann-Zitat:

"Vielleicht ist es überhaupt nicht falsch, eine Darstellung der demokratischen Gesinnung mit Eugen Richter zu beginnen. [...], noch heute ist er eine Art manchesterliche Insel in einer anders gewordenen Welt. Es gibt Momente, wo er noch immer groß sein kann, Tage, an denen er den Liberalismus gegen die Reaktion vertritt. An solchen Tagen wird er Sprecher des besseren und freieren Teils des deutschen Volkes und wird, wie von selbst, zum Redner der gesamten Linken. [...] Ein solcher Tag läßt viele politische Sünden vergessen, aber er LÄSST DEN TRAURIGEN, JAMMERVOLLEN ZUSTAND NICHT VERSCHWINDEN, IN DEN DURCH EINE ZWECKLOSE, ZIELLOSE NEINSAGEREI OHNE POSITIVE IDEALE DER WAHRHAFT LIBERALE TEIL DES ALTEN BÜRGERLICHEN LIBERALISMUS GEKOMMEN IST. Eugen Richter vertritt in seiner Person die alte negative Demokratie. Er wird schwerlich noch anders werden, aber an ihm soll die Demokratie lernen, wohin eine Politik der bloßen Negation führt: zur politischenVersteinerung!" (Friedrich Naumann, Demokratie u. Kaisertum, erstmals erschienen 1900).



Robert Nef schrieb erst kürzlich wieder sehr treffend:

"Die Geschichte des Liberalismus ist eine Geschichte der problematischen Bündnisse, bei denen immer sehr viel liberale Substanz für relativ wenig politischen Einfluss eingetauscht wurde."

Der Naumannsche Geist der Verwässerung liberaler Prinzipien und der bedingungslosen Koalitionsbereitschaft nach allen Seiten hin setzte sich spätestens nach Eugen Richters Tod im Jahre 1906 durch. Alle Parteien des organisierten Liberalismus in Deutschland stehen bis auf den heutigen Tage in dieser Tradition. Zwei Fragen an die Vertreter jener Denkschule, denen das NEIN-Sagen so verächtlich ist, seien bei allem untertänigsten Respekt gestattet:


1.) Wieviele Abgeordnete der liberalen Parteien stimmten im Jahre 1914 im Deutschen Reichstag gegen die Bewilligung der Kredite zur Finanzierung des 1. Weltkriegs?

2.) Wieviele Abgeordnete der liberalen Parteien stimmten im Jahre 1933 im Deutschen Reichstag gegen Hitlers Ermächtigungsgesetz?

Die Antwort auf beide Fragen - nämlich NULL NEIN-SAGER - gibt die erschöpfende und präzise Auskunft über die Frage, ob der seit Naumann in deutschen Landen praktizierte pragmatisch-konformistisch-opportunistische Parteiliberalismus nicht jedes moralische Recht verwirkt hat, sich überhaupt noch liberal nennen dürfen, oder ob die Beanspruchung dieses Labels durch blau-gelbe Staazis nicht schon vielmehr an Blasphemie grenzt.

Thursday, February 28, 2008

War Jefferson ein Liberaler? Nein, ein Politiker!

Der für seine erfrischende Kompromißlosigkeit bekannte Libertäre Stefan Molyneux, gibt sich mal wieder redliche Mühe, liebgewordene libertäre Geschichtsmythen zu dekonstruieren, da diese, wie nicht zuletzt im Falle von Ron Pauls verklärendem Verfassungs-Fetischismus und seiner Gründerväter-Idolatrie deutlich wurde, sich als zunehmend hinderlich erweisen, die Zukunft zu gewinnen.



"Imagine a U.S. president who has never traveled east of Paris or fought in a war but who nonetheless claims to possess a deep understanding of how best to deal with military conflicts in the Middle East. During his presidency, he is faced with attacks upon Americans originating from state-supported mujahideen. In order to assuage these attacks, the U.S. government has historically both sold and given arms to the very Middle Eastern government that has been attacking Americans. Naturally, this government then used its new American weaponry to increase the number and severity of its attacks upon Americans. Pundits and intellectuals claim that if war is not declared upon this Middle Eastern government, said government will actually attack America directly.

Despite achieving office partly due to his isolationist promises to avoid international military entanglements, this president secretly wants to wage war in the Middle East – however, he faces a daunting legal obstacle. The U.S. Constitution denies him the right to declare war; reserving that power to Congress alone. Since he is not certain that Congress will declare war on this Middle Eastern country, this noble President decides to sidestep the legislature and order a "police operation" that falls just short of all-out war. In this way, he can circumvent the powers of Congress and personally authorize military action in the Middle East.


Does this sound at all familiar?

May I introduce you, ladies and gentlemen, to Thomas Jefferson?"


George Washington, ein anderer Säulenheiliger der Paleos, war übrigens auch nicht besser:

"If we look at the actions of George Washington, we can see exactly the same pattern. This is a man who used violence to oppose a British tax that was not agreed to by the colonists. After the powers of the Federal government had been expanded by the replacement of the Articles of Confederation by the United States Constitution in 1789, it took less than two years for Alexander Hamilton to convince Congress to approve taxes on distilled spirits and carriages.


In order to control the increasing rebellions against this tax, George Washington and Alexander Hamilton summoned a militia of almost 13,000 men – approximately the size of the entire revolutionary army – and invoked martial law against those resisting the tax. The subsequent assault upon the rebels marked the first time that the U.S. Federal Government had attacked its own citizens in order to extract taxes, and set the precedent that laws could only be challenged through "peaceful" means."

Und was lernen wir daraus?


"If we continue to believe the pious lies of statist propaganda, we will forever be drawn to drown ourselves in the mirage of a mythical past where people were "free." If we continue to believe that the "founding of the Republic" – really the overthrow of a relatively benign foreign gang by a vastly more rapacious domestic gang – was defined by the moral fairy tales designed to dull the scepticism of the average citizen, then we shall be forever drawn to repeat the mistakes of the past and waste our lives believing that a new criminal gang will somehow set us free.

If we believe that the Constitution was genuinely designed to limit the power of the state, then we will forever try to limit the power of the state by revising political documents or pursuing other kinds of political solutions. If we understand that political documents are in fact mere tools of hypocritical moral propaganda, we will be no more tempted to revise them then we would to fact-check back issues of "Pravda."

Unfortunately, as a population, we remain bamboozled by the pious sentiments of the power-hungry. We live free in a world of words, but lie chained in a prison of reality.

We can only achieve real liberty by refusing to sanctify criminals, and understanding the basic reality that the phrase "moral government" is as oxymoronic as the phrase "moral genocide."

The only path to a freer future is clarity about the tyrannies of the past."

Dem ist nichts hinzuzufügen!

Black Box SVP

Die einander diametral entgegengesetzten Interessen von tax eaters und taxpayers in der SVP - die für "libertär-konservative" Tagträumer ja so etwas wie Modellcharakter besitzt - mußten unvermeidlich früher oder später miteinander kollidieren und in Konflikt geraten. Nun ist es wohl soweit, daß die Gegensätze aufbrechen, meint auch Weltwoche-Autor Urs Paul Engeler, der die Sollbruchstellen dieser bizarren Synthese aus Züricher Kurs und Berner Kurs (die vergleichbar wäre einem Kinderschutzbund, der auch Pädophile in seinen Reihen dulden würde) treffend herausstreicht:

"Real sind die tiefer liegenden Ungereimtheiten des Konstrukts SVP aufgebrochen: der Konflikt zwischen den vielen Staatsprofiteuren, die sich an die erfolgreiche Wahlmaschine SVP halten, und den Anti-Etatisten, die das griffige Programm schreiben und den Oppositionskurs festlegen, der Konflikt zwischen den vielen «konstruktiven» SVP-Politikern, die nach Bern reisen, um dort etwas abzuholen, und den Nein-Sagern, die nach Bern fahren, um die Steuern möglichst tief und den Einfluss der Politik möglichst klein zu halten, der Konflikt zwischen Magistraten, die den Politbetrieb optimal nutzen wollen, und Amtsträgern, die korrigierend eingreifen möchten."

"Millennials" - das Rückgrat der Obama-Kampagne

"Einer der interessantesten Ansätze, das Phänomen Obama zu erklären, ist die Wahrnehmung der Millennials. Als Millennials bezeichnen Soziologen die Generation, die mehr oder weniger um die Jahrtausendwende erwachsen wurde. «Millennials wollen keine Konfrontationen, sie sind nicht kämpferisch wie die Boomers waren, die keinem über dreissig trauten», schreiben Morley Winograd und Michael Hais in «Millennial Makeover: My-Space, YouTube, and the Future of American Politics», «wir fühlen uns zu Fragen der Gemeinschaft hingezogen. Aber anders als unsere Eltern, die moralische Fragen durch Parteipolitik lösen wollten, wollen wir Fragen durch Reform der Institutionen von innen lösen. Wir sind Teamplayers, konditioniert durch konstanten Austausch (oft online), die Konsens und Win-win-Lösungen für Probleme suchen.» Millennials sind deutlich zuversichtlicher als Boomers, dass politische Veränderung möglich ist. 43 Prozent der Boomers, aber nur 32 Prozent der Millennials glauben, dass die nächsten Präsidentschaftswahlen die Dinge unverändert belassen oder verschlechtern."

Die Weltwoche über den Kampf an der Wohlfühlfront.


Mehr Daten, Fakten und Hintergrundinformationen zu den US-Wahlen gibt es auf den Blogs Der nächste US-Präsident und Pennsylvania Ave - Flo's Election Blog.

Wednesday, February 27, 2008

Der Lebensunternehmer

Gleich zwei mal widmet die WELT in diesen Wochen Star-Geiger David Garrett, der in seinem bewegten Künstler-Leben auch schon alle Höhen und Tiefen erlebt hat, ein Porträt. Der heutige Spitzenverdiener kennt auch die Abgründe der Branche; in New York, wo er heute seinen sicheren Hafen gefunden hat (in diesem Falle mal ausnahmsweise kein Fiskal-Emigrant) hat er sich zeitweilig mit Straßenmusik in den U-Bahn-Schächten von Manhatten über Wasser gehalten.

Garretts Vita beweist zweierlei:


1.) Ein begnadetes junges Mega-Talent, das Kultursubventionen oder "Förderprogramme" nie in Anspruch nahm, findet am Ende eben doch den Weg zu seinem Publikum und auf die Straße des Erfolges.


2.) Aus einem, der nie in den regulären Genuß einer deutschen Staatsschule kam, ist trotzdem etwas geworden.


Der Virtuose und einstige Wunderknabe David Garrett ist das, was man in libertären Kreisen anerkennend einen "Lebensunternehmer" nennt: einer, der irgendwann beschloß, sein Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen und selbst zu entscheiden, wer in seinem Leben die erste Geige spielt. Der Erfolg gibt ihm recht. Und ich freue mich schon darauf, im Mai eines seiner Tournee-Konzerte zu besuchen.



Wednesday, February 20, 2008

Neuerscheinung

Die Lektüreempfehlung für 2008: Anarchism/Minarchism: Is a Government Part of a Free Country?, herausgegeben von Roderick T. Long und Tibor R. Machan.

Aus dem Inhaltsverzeichnis:



PART 1: MINARCHISM
1. Why the State Needs a Justification – Lester H. Hunt
2. Libertarianism, Limited Government and Anarchy – John Roger Lee
3. Rationality, History, and Inductive Politics – Adam Reed
4. Objectivism against Anarchy – William R Thomas
5. Reconciling Anarchism and Minarchism – Tibor R. Machan


PART 2: ANARCHISM
6. Radical Freedom and Social Living – Aeon James Skoble
7. The State: From Minarchy to Anarchy – Jan Narveson
8. The Obviousness of Anarchy – John Hasnas
9. Market Anarchism as Constitutionalism – Roderick T. Long
10. Liberty, Equality, Solidarity: Toward a Dialectical Anarchism – Charles Johnson

Für an den theroretischen Grundlagen der Idee der Freiheit interessierte Freunde auf alle Fälle eine lohnende Investition!

Als anregendes Appetitshäppchen hier vorweg schon einmal eine Einführung in den brillanten Essay "Liberty, Equality, Solidarity: Toward a Dialectical Anarchism" von Charles Johnson:

Liberty, Equality, Solidarity: Toward a Dialectical Anarchism

Charles Johnson

The purpose of this essay is political revolution. And I don’t mean a “revolution” in libertarian political theory, or a revolutionary new political strategy, or the kind of “revolution” that consists in electing a cadre of new and better politicians to the existing seats of power. When I say a “revolution,” I mean the real thing: I hope that this essay will contribute to the overthrow of the United States government, and indeed all governments everywhere in the world. You might think that the argument of an academic essay is a pretty slender reed to lean on; but then, every revolution has to start somewhere, and in any case what I have in mind may be somewhat different from what you imagine. For now, it will be enough to say that I intend to give you some reasons to become an individualist anarchist,1 and undermine some of the arguments for preferring minimalist government to anarchy. In the process, I will argue that the form of anarchism I defend is best understood from what Chris Sciabarra has described as a dialectical orientation in social theory,2 as part of a larger effort to understand and to challenge interlocking, mutually reinforcing systems of oppression, of which statism is an integral part—but only one part among others. Not only is libertarianism part of a radical politics of human liberation, it is in fact the natural companion of revolutionary Leftism and radical feminism.


My argument will take a whole theory of justice—libertarian rights theory3—more or less for granted: that is, some version of the “non-aggression principle” and the conception of “negative” rights that it entails. Also that a particular method for moral inquiry—ethical individualism—is the correct method, and that common claims of collective obligations or collective entitlements are therefore unfounded. Although I will discuss some of the intuitive grounds for these views, I don’t intend to give a comprehensive justification for them, and those who object to the views may just as easily to object to the grounds I offer for them. If you have a fundamentally different conception of rights, or of ethical relations, this essay will probably not convince you to become an anarchist. On the other hand, it may help explain how principled commitment to a libertarian theory of rights—including a robust defense of private property rights—is compatible with struggles for equality, mutual aid, and social justice. It may also help show that libertarian individualism does not depend on an atomized picture of human social life, does not require indifference to oppression or exploitation other than government coercion, and invites neither nostalgia for big business nor conservatism towards social change. Thus, while my argument may not directly convince those who are not already libertarians of some sort, it may help to remove some of the obstacles that stop well-meaning Leftists from accepting libertarian principles. In any case, it should show non-libertarians that they need another line of argument: libertarianism has no necessary connection with the “vulgar political economy” or “bourgeois liberalism” that their criticism targets.

The threefold structure of my argument draws from the three demands made by the original revolutionary Left in France: Liberty, Equality, and Solidarity.4 I will argue that, rightly understood, these demands are more intertwined than many contemporary libertarians realize: each contributes an essential element to a radical challenge to any form of coercive authority. Taken together, they undermine the legitimacy of any form of government authority, including the “limited government” imagined by minarchists. Minarchism eventually requires abandoning your commitment to liberty; but the dilemma is obscured when minarchists fracture the revolutionary triad, and seek “liberty” abstracted from equality and solidarity, the
intertwined values that give the demand for freedom its life, its meaning, and its radicalism. Liberty, understood in light of equality and solidarity, is a revolutionary doctrine demanding anarchy, with no room for authoritarian mysticism and no excuse for arbitrary dominion, no matter how “limited” or benign. […]


1. For the purposes of this essay, I will mostly be using the term “anarchism” as shorthand for “individualist anarchism;” since the defense of anarchism I will offer rests on individualist principles, it will not provide a cogent basis for communist, primitivist, or other non-individualist forms of anarchism. And I will use the term “individualist anarchism” in a broad sense, to describe any position that (1) denies the legitimacy of any form of (monopoly) government authority, (2) on individualist ethical grounds. As I will use it, the term picks out a family of similar *doctrines*, not a particular self-description or historical tradition. Thus it includes, but is not limited to, the specific nineteenth and early twentieth-century socialist movement known as “individualist anarchism,” whose members included Benjamin Tucker, Victor Yarros, and Voltairine de Cleyre. It also includes the views of twentieth and twenty-first-century “anarcho-capitalists” such as Murray Rothbard and David Friedman; contemporary self-described “individualist anarchists” and “mutualists” such as Wendy McElroy, Joe Peacott, and Kevin Carson; and of others, such as Gustave de
Molinari, Lysander Spooner, or Robert LeFevre, who rejected the State on individualist grounds but declined (for whatever reasons) to refer to themselves as “anarchists.” Many self-described “socialist” anarchists deny that “anarcho-capitalism” should be counted as a form of anarchism at all, or associated with individualist anarchism in particular; many self-described “anarcho-capitalists” deny that “socialist” anarchism should be counted as a form of genuine individualism, or genuine anarchism. With all due respect to my comrades on the Left and on the Right, I will use the term in an ecumenical sense, for reasons of style, and also because the relationship between anarchism, “capitalism,” and “socialism” is one of the substantive issues to be discussed in the course of this essay.

2. See Chris Matthew Sciabarra (2000), Total Freedom: Toward a Dialectical
Libertarianism. See also Sciabarra 1995a and 1995b.

3.
“Libertarianism” as discussed in this essay is a theory of political justice, not as a position on the Nolan Chart. “Small government” types who speak kindly of economic freedom or civil liberties may or may not qualify as “libertarians” for the purpose of my discussion. Those who treat liberty as one political good that must be balanced against other goods such as social stability, economic prosperity, democratic rule, or socioeconomic equality, and should sometimes be sacrificed for their sake, are unlikely to count. Since they are not committed to the ideal of liberty as a principled constraint on *all* political power, they are no more likely to be directly convinced by my arguments than progressives, traditionalists, communists, etc.

4. Of course, the male Left of the day actually demanded fraternité, “brotherhood.”
I’ll speak of “solidarity” instead of “brotherhood” for the obvious anti-sexist reasons, and also for its association with the history of the labor movement. There are few causes in America that most twentieth-century libertarians were less sympathetic to than organized labor, but I have chosen to speak of “the value of solidarity,” in spite of all that, for the same reasons that Ayn Rand chose to speak of “the virtue of selfishness:” in order to prove a point. The common criticisms of organized labor from the twentieth-century libertarian movement, and the relationship between liberty and organized labor, are one of the topics I will discuss below.

—Charles Johnson (2008), Liberty, Equality,
Solidarity: Toward a Dialectical Anarchism in Roderick T. Long and Tibor Machan
(eds.), Anarchism/Minarchism:
Is a Government Part of a Free Country. Ashgate Press, ISBN
978-0-7546-6066-8
. 155–157.

Tuesday, February 19, 2008

Ein Volk steht auf gegen den innerrrrren Feind

Als sie Leute, die sich Filme und Musik irgendwo runtergeladen haben und vervielfältigten, abholten, habe ich nichts gesagt. Ich war ja kein Raubkopierer!

Als sie Scientologen und Holocaustleugner wegen Kommunikationsdelikten abholten, habe ich nichts gesagt. Ich war ja kein Extremist oder Sektenanhänger!

Als sie die Totalverweigerer in den Knast steckten, habe ich nichts gesagt! Jeder hat schließlich seinen Dienst am Vaterland an der Gesellschaft zu leisten!

Als sie die Steuerhinterzieher abholten, habe ich etwas gesagt: daß es richtig ist, wenn von Staats wegen einmal durchgegriffen wird gegen die, die die Volks Solidargemeinschaft schmählich im Stich lassen!

Als sie mich irgendwann abholten, waren nur noch ein paar "prowestlich"-staatstolerante Neoliberale da, die mir, als ich abgeführt wurde, hinterherbrüllten, die BRD sei der freieste Staat der deutschen Geschichte - und diese Freiheit müsse eben nicht nur am Hindukusch, sondern auch gegen den inneren Feind verteidigt werden!

Monday, February 18, 2008

Ist Obama der "linkeste" US-Senator?

In einer höchst zweifelhaften Erhebung des National Journal's wurde unlängst behauptet, nach Auswertung seines Abstimmungsverhaltens im Jahre 2007 sei Barack Obama der "most liberal"* (was ins Deutsche übersetzt in pejorativer Bedeutung soviel heißt wie linksetatistischste) Senator der Vereinigten Staaten. ABC-Korrespondent Jake Tapper macht sich über den offenkundigen Unsinn lustig:

"In the National Journal's annual ratings of senators' standings on the political prism you have to hang a Left before you find Sen. Barack Obama, D-Illinois.

Pass Barbara Boxer...Ted Kennedy...keep going.

Pass Sheldon Whitehouse....Robert Menendez...
Keep going....

Oh, look, here's Bernie Sanders of Vermont, a self-described socialist...
Keep going.

Ah, at the waaaaaaay end.

Senator Obama, good to see you sir."


Andere erkennen darin die alte Masche, die schon bei Kerry ihren Dienst tat.

Nun ist der Vorwurf an einen Demokraten, ein Linker zu sein, kein sonderlich schmerzlicher. Aber unseriös und unwissenschaftlich ist das Ranking allemal, wie auch Brian Beutler feststellt:

"All of which is to say that this is philistinism masquerading as social science--it's the U.S. News College Guide of Washington politics. Journalists ought to understand that. And those of conscience ought to ignore it, or lay it bare, but certainly not feed into it."

Angesichts der kursierenden und von interessierten Kreisen ausgestreuten Behauptungen, Barack Obama, dessen zweiter Vorname Hussein lautet, sei ein muslimischer Apostat, ein in der Wolle gefärbter Marxist, eine heimlich schwule Klemmschwester oder ein notorischer Schwulenhasser (je nach adressierter Zielgruppe) ist die ideologische Fehletikettierung "most liberal" ja noch geradezu harmlos.

Bill Burton vom Obama-Team kommentiert den eher lächerlichen Versuch der Stigmatisierungsstrategen, Obama ein bestimmtes Label anzuhängen so:


"Only in Washington can you get falsely attacked for being like Reagan one week and labeled the most liberal the next."
Und er bekräftigt:


"The tendency of Washington to apply a misleading label to every person and idea is just one of the many things we need to change about how things operate inside the Beltway."

Steve Chapman von Reason sieht in Obama jemanden, der zumindest marktfreundlicher ist, als Hillary Clinton und die Mehrzahl der Demokraten:

"Obama is not a staunch free marketeer, but he grasps the value of markets and shows some deference to economic laws. Clinton, however, tends to treat both as piddly obstacles to her grand ambitions.

You don't have to take that from me. Some on the left see the Illinois senator as suspiciously unenchanted by their goals and methods. Robert Kuttner, an economics writer and co-editor of The American Prospect, scorns Obama's advisers as "free-market guys who want to use markets to somehow solve social problems, which is like squaring a circle." New York Times columnist Paul Krugman denounced Obama because his health care and fiscal stimulus plans "tilted to the right" and concludes he is "less progressive" than Clinton.

If progressive means issuing dictates that prevent informed people from entering into mutually agreeable and economically valuable transactions, that is undoubtedly true. Many liberals prefer to rely more on command and control. Nowhere is the contrast between the Democratic contenders more vivid than on how to deal with the fallout from the epidemic of mortgages gone bad."


Selbst die NZZ sieht bei seinen Beratern ein sehr viel positiveres Verständnis des Freihandels als es bei Demokraten üblicherweise anzutreffen ist:


"Für den Freihandel
In der Wirtschaftspolitik verlässt sich der Kandidat indes vor allem auf den Ökonomieprofessor Austan Goolsbee von der University of Chicago. Der 39-Jährige gilt als Star seines Fachs und wird auch von Konservativen als «vernünftig und solide» respektiert. Goolsbee rühmt Obamas Interesse an «Ideen, die jenseits der traditionellen Konfliktlinien liegen». In Beiträgen für die «New York Times» und in Blogs auf dem Internet bezeichnet Goolsbee die wachsende Kluft bei den Vermögen, die sinkenden Realeinkommen der Bevölkerungsmehrheit und die Abwanderung von Jobs nach Übersee als drängende Probleme der amerikanischen Volkswirtschaft. Goolsbee bricht jedoch mit der demokratischen Orthodoxie, indem er den Freihandel befürwortet."


Ein Libertärer ist Obama damit sicher nicht. Aber noch viel weniger all das, was man ihm derzeit andichtet!



NOTES IN THE MARGIN:

*) Zum Unterschied zwischen dem europäischen und dem amerikanischen Liberalismus-Begriff - der eine ist das Gegenteil des anderen - empfehle ich einen Text von Robert Nef "Warum wollen alle Liberale sein? - Wider die Amerikanisierung des Liberalismus", der leider gerade offline ist (kümmere mich aber schon darum). Hier als teaser schon mal zwei Diskussionen, die zum Thema liberals vs. Liberale geführt worden sind.

Sunday, February 17, 2008

GOP, R.I.P.?

In Anbetracht des so gut wie sicher von den Republikanern nominierten John McCain kann man mit Sheldon Richman nur ausrufen: "Wollmers hoffen!"

Der linkslibertäre Blogger The Osterley Times verweist derweil auf einen sehr interessanten Leitartikel des britischen Guardian zum von McCain (der im November aus verständlichen Gründen lieber gegen Hillary antreten möchte) derzeit heftiger attackierten Barack Obama. Der Guardian stellt fest:

"There is no reason to assume that Mr Obama cannot deliver as president. He already has delivered as a candidate."

Yes, he can!

Gerade gehört

Kurt Beck und Ronald Pofalla treffen sich im Magen von der Merkel. Sagt der Beck: "Ich glaube, die Merkel hat mich gefressen!" Darauf der Pofalla: "Da kann ich nichts zu sagen, ich kam von der anderen Seite rein."

Saturday, February 16, 2008

Reisen bildet. Nicht jeden.

Es liegt mir fern, die israelische Siedlungspolitik zu verteidigen (zumal sie im Endeffekt eine gigantische Staats-Verarsche der Siedler ist), aber was der GEZwungenermaßen wohlbestallte ARD-Korrespondent unlängst vom Stapel gelassen hat, ist, zurückhaltend formuliert, nicht nachvollziehbar:


"Im Laufe der Jahre fiel es mir auch immer schwerer, die Dinge zu trennen: Am Samstagvormittag bin ich gerne die Strandpromenade von Tel Aviv entlanggegangen. Aber während ich zusah, wie junge Kerle Beachvolleyball spielten oder ältere Herrschaften beim Gordon-Schwimmbad Volkstänze tanzten, musste ich immer daran denken, welche Zustände ein paar Kilometer weiter östlich unter dem Regime der Besatzungsarmee herrschten.

Tönt nach
Verdrängen...

...genau. Damit die „Tel Avivis" einen unbeschwerten Sabbat genießen können, wird ein ganzes Volk weggesperrt, eingemauert und umzäunt. (Und wie wir wissen, begann Israel bereits 1991, also lange vor den ersten großen Selbstmordanschlägen, damit, die Bewegungsfreiheit der Palästinenser immer weiter einzuschränken.)"

Ein merkwürdiges Bild wird da insinuiert: nur damit diese hedonistischen israelischen Jugendlichen sich unbeschwert dem frivolen Strandleben hingeben können, werden die armen Palis hinter Stacheldraht zusammengepfercht. Schon ein putziger Vorwurf, der es den Israelis angelegen sein läßt, sich doch bitte nicht so anzustellen und gefälligst weiter als Zielscheibe durchgeknallter Terroristen herumzulaufen. Auch wenn's halt mit Unannehmlichkeiten verbunden ist, wenn mal die eine oder andere vollbesetzte Strandbar mit Kindern und Jugendlichen in die Luft fliegt, aber wer wird sich denn davon, daß es mal ein bißchen scheppert, schon die Laune verderben lassen? Carsten Kühntopp jedenfalls nicht, der sitzt nämlich jetzt im relativ sicheren Amman.


Zur Klarstellung: ich bin gegen alle Kriege, die im Nahen Osten geführt und von selbsternannten "Israel-Freunden" i.d.R. frenetisch beklatscht werden. Aber was gegen den defensiven Schutzwall (der niemanden ein- aber unerwünschte, weil gewaltgeneigte Personen aussperrt) einzuwenden ist, erschließt sich mir nicht.
Auf dem Bild sieht man übrigens einen 8-jährigen israelischen Jungen, der vor ein paar Tagen bei einem Raketenangriff der Hamas sein Bein verlor.

Friday, February 15, 2008

Gedanken zu Obama

Von David D. Friedman:


"Two years ago, I suggested that the Democrats ought to be trying to pull libertarian voters, broadly defined, out of the Republican party--which hasn't provided much for them in recent years. I don't know whether Barack Obama is thinking in those terms or not, but it does look as though he is trying to change the current coalition structure that defines the parties, which could be interesting. How might he do it?

My original suggestion was for the Democrats to come out in favor of medical marijuana, at least to the extent of making it clear that federal law enforcement would be instructed not to target people who were using marijuana in conformity with state law. That not only sends a signal to voters unhappy with the current war on drugs, it also suggests a greater willingness than either party has shown to respect state sovereignty, at least on that issue.

A second possibility that occurs to me is to take advantage of the budgetary implications of Obama's opposition to the Iraq War. If the U.S. pulls out, we will get a "peace dividend"--a whole lot of money now being spent on the war will be available for other purposes. No doubt lots of people, in both parties, will have ideas for ways of spending it.

Suppose Obama commits himself not to let the peace dividend be spent on new projects, or at least not all of it. Suppose, for instance, that he promises that at least half of the saving will be used to reduce the budget deficit. That puts him in the position of the fiscally responsible candidate, which should appeal to conservatives as well as libertarians. And it is a pledge that McCain cannot match, since he supports the war and so is not going to have any peace dividend to allocate.

What other things can he do along these lines? He can't come out for school vouchers without alienating the teachers' unions, which are a major power in his party--although I can barely imagine his doing it when running for a second term, if his position then is strong enough. What about coming out against overreaching by the criminal justice system--no knock raids on the homes of defenseless grandmothers, rogue prosecutors, and the like? Is there some way he could do that without opening himself up to the "soft on crime" charge?

How about property rights? Kelo seems to have been massively unpopular, resulting in a lot of state laws purporting to restrict seizures of private property by eminent domain. Is there some way he could get on that bandwagon? It would pull in libertarians--whom would it offend?

Suggestions?"

Thursday, February 14, 2008

Gagissima

Wenn ausgerechnet krypto-libertäre Middle-of-the-road-surrender-monkeys, mit denen man sonst das ganze Jahr über kein offenes Scheißhaus stürmen kann, sich jetzt auf einmal in einer Anti-Obama-Phalanx einträchtig zusammenfinden, um als Mitte-rechts-Staazis vor dem Etatismus eines Mitte-links-Staazis zu warnen sich anheischig zu machen, dann ist das nicht mehr gaga, sondern schon gagissima! Man darf gespannt sein, welcher häßliche rassistische Aussatz zum Vorschein kommt, wenn die bürgerlichen Charaktermasken beim neoliberal-kulturkonservativen Veitstanz mal verrutschen.

Der sozialliberale Blogger Dr. Dean sieht dagegen bei Obama nicht den geringsten Grund zu wirtschaftsliberaler Besorgnis:

3. Sehr großes bis blindes Vertrauen auf Marktprozesse

Ich persönlich halte seine ziemlich ordoliberale Marktorientierung von Obama für einen Pluspunkt, aber für viele seiner Unterstützer ist folgende Haltung (wo es m.E. gut herauskommt), ziemlich schwer zu schlucken:

„To deal directly with climate change, something we failed to do in the last energy bill, we should use a market-based strategy that gradually reduces harmful emissions in the most economical way.”


Tatsächlich erkennen immer mehr US-Libertarians und Ron-Paul-Supporter, daß sie bei der Wahl zwischen Clinton, McCain und Obama mit letzterem noch am besten bedient sind!

Nicht zuletzt spricht aus erzliberaler Sicht für Obama, daß eine der schlimmsten Charakterruinen Amerikas sich beinahe täglich auf ihn einschießt!

Fazit: Es geht den betulich-gelegenheitslibertären Obama-Gegnern primär um "rechts" vor "links", nicht um "liberal" vs. "etatistisch"!

Unfaßbare Enthüllung: Obama ist nicht libertär!

Rechtgläubige Paulistas, die der „einzig wahren Kirche“ in Auburn den Treueschwur auf Lebenszeit geleistet haben, lassen normalerweise keine Gelegenheit aus, sich abschätzig über die nicht ganz zu Unrecht als regierungsfromm und in prinzipiellen Fragen eher als lax geltenden „Beltway-Libertarians“ bzw. „Washington D.C.-Libertarians“ vom finanziell weitaus besser gepolsterten CATO Institute abzugrenzen. Bei manchen diesbezüglich besonders obsessiven Hoppe-Häschen hat man den Eindruck, die würden mit CATO-Leuten nicht mal im selben Weltmeer baden. Vor einigen Wochen sandte mir einer dieser Paläo-Clowns eine ebenso vorwurfsvolle wie aufgebrachte Mail, in der er mir Attentismus nachsagen zu müssen glaubte und zudem monierte, ich würde bei der großen „Bewegung“ für die – inzwischen abgeblasene (?) „Ron Paul Revolution“ zu sehr abseits stehen und rückte mich gleich in die Nähe der leisetreterischen „Establishment-Libertären“ von CATO. Nach meinem szeneintern heftige Wellen schlagenden Obama Endorsement (in dem ich, nebenbei bemerkt, nie behauptet habe, Obama sei ein Libertärer, ihn aber gleichwohl mit guten Gründen als für Libertäre und klassische Liberale wählbar charakterisierte) erachtete der rechtslibertäre Spammer es nun gestern auf einmal für tunlich, mich via Mail justament von einem CATO-Artikel in Kenntnis zu setzen, in dem – surprise, surprise! – Barack Obama als Etatist entlarvt wird. Das war total neu für mich und ich weiß noch nicht, ob ich darüber hinwegkommen werde! Aber eines weiß ich inzwischen: wenn’s gegen den Bimbo geht, tut’s den Paläo-Rassegünthern als Zeuge der Anklage auch ’ne CATO-Lusche!

Das Psychodrama des Greg B. Grabinski

Von dem antiimperialistischen deutschen Manchesterliberalen Eugen Richter stammt die lehrbuchreife Definition des Begriffs „Weltpolitik“: „daß man überall dabeisein will, wo etwas los ist“. Einer, der furchtbar gerne dabei wäre, wenn es irgendwo auf Gottes weiter Welt knallt, der aber leider aufgrund seines, wie er es nennt, „Sitzortes“ auf der warmen schweizerisch-neutralen Ofenbank sich gelangweilt räkelnd oder im Wasserbett seiner abgestandenen Kriegsgelüste herumlotternd sich offenbar daran gehindert sieht, aktiv ins Geschehen eingreifen zu dürfen, ist der neokonservative Blogger-Grobian Greg Grabinski, von Insidern wegen seiner konstant unterhalb der Gürtellinie liegenden Kampfzone auch „Grobinski“ genannt.

Ganz offenkundig hat sich bei ihm, der es nicht verwinden kann, zur Untätigkeit verdammt zu sein (während andere Europäer an fernen Gestaden ihr Leben für eine von mir für falsch gehaltene Politik riskieren), inzwischen ein so hoher Frustpegel angestaut, daß er nurmehr zu pampen, zu pöbeln und zu proleten vermag und bei seinen rabaukenhaften Flegeleien jeden Mindeststandard an mittelenglischen Umgangsformen vermissen läßt. Mit seinem unflätigen Gossen-„Stil“ diskreditiert „Grobinski“ die pro-westliche Blogger-Community im Ganzen und mißbraucht speziell die „Freunde der offenen Gesellschaft“ nolens volens als seine ganz persönliche Bloggosphären-Klowand. Was ausgesprochen schade ist! Denn auf den fdog-Seiten finden immer wieder spannende Debatten statt und manch gehaltvoller und anregender Beitrag, beispielsweise von Daniel Fallenstein oder Euckens Erbe, die es durchaus wert wären, einer liberalen Leserschaft anempfohlen zu werden. Leider ist es aber so, daß ein Sammelblog nur so gut sein kann wie sein schlechte(rzogen)ster Autor. Kippt man einen Teelöffel Jauche in ein Faß Wein, so ist das Ergebnis eben Jauche und nicht Wein.

Daher habe ich mich entschlossen, fdog – jedenfalls bis zur allfälligen Selbstreinigung von Elementen wie Grabinski – bis auf weiteres von meiner Blogroll zu entfernen.

Nicht nur die Libertären, auch die Westler haben offenbar ein manifestes Abgrenzungsproblem.

Wednesday, February 13, 2008

Nennt mich intolerant, aber ich bleibe dabei

Rassisten und Kriegshetzer sind nicht libertär!


Nachdem Julika vor einiger Zeit auf Paxx.tv ihre Eindrücke von den US-amerikanischen Libertären in drastische, aber zutreffende Worte faßte,

“Nachdem ich gerade einen stundenlangen Vortrag von einem Cato-Typen über mich ergehen liess, hab ich das Gefühl, dass die eine Hälfte der Libertären im Amiland die Konzentrationslager, die andere den nächsten Weltkrieg vorbereiten oder hoffen Beratungspositionen zu übernehmen, wo sie das dann tun können.”


ist jetzt auch bei Wendy McElroy der Geduldsfaden gerissen. Es wird Zeit für ein paar Leitplanken am Rande der libertären Straße:

"I Dislike Being Associated with Racists and WarmongersIt seems that two camps have formed within the "Big Tent" of libertarianism.

On the one side we have a bunch who think that "libertarianism" includes judging people by the color of their skin or the place of their birth. Who think that freedom of movement and association only apply to certain individuals, i.e., them. And who promulgate ignorant, anti-intellectual myths about race and sexuality, and believe that libertarianism stands for their freedom of speech to spread hateful views with impunity. (And they're right that they have this freedom of speech...but my freedom of speech allows me to condemn their words, and my freedom of association allows me to refuse to have anything to do with them.)

On the other side we have some who believe that waging aggressive war against a country and a people that never threatened, or were a credible threat to, the U.S., can somehow be reconciled with the word "libertarian." Who are not only abysmally unaware of Bourne's dictum "war is the health of the state," but can't even see it when a real live example is burning in neon lights before their eyes -- destroying the economy, trampling on civil liberties, increasing the threat of terrorism, debasing any human values remaining, condoning torture and colonialism and slaughtering hundreds of thousands of innocents.

Well, fuck that shit.

I see two groups of self-styled "libertarians" advocating -- clamoring! -- for the use of state power to achieve their ends. One side wants to get their guy elected, and will excuse anything on that journey, so that he can keep out furriners and impose good Christian values on all. The other side wants the world's largest army to put down -- with extreme prejudice -- anyone, anywhere, who might conceivably be linked to a hypothetical attack on the good ol' U.S. of A.

Call me intolerant if you like, but include me out of any tent big enough to hold all that stench. And if either of these is what "libertarian" has come to mean, it's time I stopped using the term."



Sunday, February 10, 2008

Well done, Ron!

Good News zum Sonntag: Der einzige Politiker, der den größten Freiheitsdenker des 20. Jahrhunderts - Murray Newton Rothbard - in seinem Dienstzimmer hängen hat, hat gestern abend zum wiederholten Male ein überragendes Ergebnis bei den US-Vorwahlen der Republikaner eingefahren: Sensationelle 21 Prozent der Wähler im Bundesstaat Washington im Nordwesten der Vereinigten Staaten gaben Ron Paul ihre Stimme. Damit wird klar, daß die eindrucksvollen 21 Prozent in North Dakota und erst recht die erdrutschartigen 25 Prozent, auf die er am "Super-Tuesday" im Bundesstaat Montana katapultiert wurde, keineswegs eine Abnormität darstellen. Eine Gesamtübersicht über Ron Pauls bisherige Vorwahlergebnisse findet man im "Election Center" von CNN. Da sage noch einer, die Idee der Freiheit sei nicht popularisierbar!


Und auch bei den Demokraten zeichnet sich ab, daß die Wähler nicht bereit sind, sich zu willigen Vollstreckern des Establishmens degradieren zu lassen. Nicht Frontrunnerin Hillary Rodham Clinton triumphierte, sondern der lange als Underdog gehandelte Senator Barack Obama raste mit Ergebnissen, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lassen, in Nebraska, Washington und Louisiana seiner Mitbewerberin davon. Im echten Amerika reussieren damit in beiden Parteien zwei Kandidaten, die beide vom "Antiwar-Movement" getragen werden. Kündigt sich da eine Tendenzwende an?

Thursday, February 07, 2008

Gemeinschaftsschädlinge

Stefan Blankertz schreibt auf Freiheitsfabrik.de:

“Schlanke sind eine größere Last für die Gemeinschaft (= Staat) als Übergewichtige”, so steht es in der WELT. Begründung: Weil sie länger leben. Gleiches gilt auch für Raucher/Nichtraucher (war schon mal in den 1980er Jahren eine Schocknachricht).
Interessant ist, dass diese Version als “zynisch” abgetan wird, während die andere Argumentation Kopfnicken hervorruft: “Man (= Staat) muss was gegen Raucher (Übergewichtige, Skifahrer etc.) tun, weil die die Gemeinschaft (=Staat) so viel kosten.”
Aber beides entspringt dem gleichen kranken System. Und belegt meine alte These, dass nicht der Kapitalismus, sondern der Etatismus die Ökonomisierung des Lebens forciert.

Vulgär-libertär

Ein Lehrfilm (Empfehle aber, diese schreckliche Musik während des Abspielens abzustellen):

Wednesday, February 06, 2008

The day after "Super-Tuesday"

Ist Hillary Clinton nun, nachdem sie gestern die großen Küstenstaaten für sich entschieden hat, die große Frontrunnerin, als die sie vom SPON-spin-doctor Steingart (der auf diesem Blog schon desöfteren unangenehm vermerkt wurde) abgefeiert wird? Mitnichten! Der Spiegelfechter begeistert den geneigten Leser mit einer prononcierten und längst überfälligen Generalabrechnung mit diesem Liebling des medial-gouvernemental-militärisch-industriellen Komplexes und macht deutlich, wieso ein Sieg Clintons, der auch dem Zweck des 22. Zusatzartikels der Verfassung zuwiderliefe, für die Vereinigten Staaten in der Tat verheerend wäre. Marian Wirth von den Bissigen Liberalen erklärt uns in seiner exzellenten Wahlnachlese, wieso es dazu aller Voraussicht am Ende doch nicht kommen wird. Weil Barack Obama der eigentliche Sieger ist und für den jetzt folgenden Ausdauerlauf mit seiner wachsenden und hochmotivierten Anhängerschaft das Momentum für sich hat. Und schließlich hat Obama bei all dem eisigen Wind, der ihm jetzt entgegenblasen wird (unterschwellige Rassendebatten, Latrinenparolen seinen zweiten Vornamen, die Phonetik seines Nachnamens oder die insinuierte Konfessionszugehörigkeit betreffend) eine Wunderwaffe auf seiner Seite. Nein, ich rede nicht von Ted Kennedy, der sich eher als Senkblei erwiesen hat, sondern vom Obama-Girl. Hilarious!

Tuesday, February 05, 2008

Die Super-Demokraten

Wenn der heutige "Super-Duper-Tuesday" keine Klarheit brächte und dann dieses Szenario, das Florian Heinhold da auf seinem Blog als Menetekel an die Wand wirft, tatsächlich eintreten sollte, und man nach einem monatelangen, die Leidenschaften anstachelnden Medienhype um die Vorwahlen am Ende bei den "Demokraten" die Nomenklatura entscheiden ließe, dann wäre das ein Vorgang, der wahrlich eine wunderbare Gelegenheit böte, sich des alten Spötters und libertären Demokratieverächters Henry Louis Mencken zu erinnern:



„Man kann sie [die Demokratie] nicht unparteiisch beobachten, ohne den Eindruck zu gewinnen, daß sie tiefes Mißtrauen gegen sich selbst empfindet, die offenbar unausrottbare Neigung, beim ersten Anzeichen von Anspannung ihre ganze Philosophie im Stich zu lassen.

Ich brauche darauf nicht hinzuweisen, was stets in demokratischen Staaten geschieht, wenn die Sicherheit des Staates bedroht wird. Alle großen Tribunen der Demokratie verwandeln sich bei solchen Gelegenheiten – durch einen Vorgang, der ebenso einfach ist wie tiefes Atemholen – in Despoten von fast fabelhafter Heftigkeit: sofort fallen uns Lincoln, Roosevelt und Wilson ein; Jackson und Cleveland warten im Hintergrund nur darauf, daß man sich ihrer erinnere. Dieser Vorgang ist keineswegs auf Zeiten der Unruhe und des Schreckens beschränkt; er geht tagaus, tagein vor sich. Die Demokratie scheint immer darauf aus zu sein, das zu töten, was sie in der Theorie liebt.

Ich habe bereits einige ihrer Handlungen gegen die Freiheit, den Eckstein ihrer politischen Metaphysik, genannt. Sie führt nicht nur mit der Freiheit an sich Krieg: sie kämpft sogar gegen ihre rein akademische Verteidigung. Ich erwähne das Beispiel, daß Amerikaner dafür eingesperrt werden, weil sie die Bill of Rights lesen, als das vielleicht schreiend komischste, das die Welt je gesehen hat.

Man versuche sich eine Monarchie vorzustellen, die ihre Untertanen einsperrt, weil sie das göttliche Recht der Könige verteidigen! Oder das Christentum, das einen Gläubigen verdammt, weil er behauptet, Christus sei der Sohn Gottes! Letzteres ist vielleicht tatsächlich vorgekommen: in dieser Richtung ist alles möglich.

Aber unter der Demokratie ist die abliegendste und phantastischste Möglichkeit ein alltäglicher Gemeinplatz; da werden alle Glaubenssätze zu ungeheuerlichen Paradoxien, von denen manche sich geradezu selbst widersprechen. Die Masse ist befähigt, uns alle zu regieren – aber sie selbst muß auf das strengste von der Polizei bewacht werden.

Es gibt eine Regierung, die nicht aus Männern, sondern aus Gesetzen besteht – aber es werden Männer auf die Richterstühle gesetzt, um endgültig zu entscheiden, was Gesetz ist und sein darf. Die höchste Aufgabe des Bürgers ist, dem Staat zu dienen – aber die erste Voraussetzung, die ihm entgegentritt, wenn er versucht, sie zu erfüllen, ist die Annahme, daß er unredlich und ehrlos ist. Trifft diese Annahme in der Regel zu? Dann wird die Posse nur noch köstlicher.

Ich für meine Person muß gestehen, daß sie mich königlich unterhält. Die Demokratie macht mir furchtbaren Spaß. Sie ist unvergleichlich närrisch und daher unvergleichlich amüsant. Sie erhebt Dummköpfe, Feiglinge, Achselträger, Schwindler, Schubiake? Dafür wird der Schmerz, mit dem man sie hochkommen sieht, durch die Freude wettgemacht, wenn sie wieder herunterpurzeln. Sie ist unerhört verschwenderisch, unwirtschaftlich, unredlich?

Aber das ist ja jede andere Regierungsform auch! Alle sind sie Feinde der Fleißigen und Tugendhaften. Sie besteht im innersten aus Spitzbüberei? Nun, wir ertragen diese Spitzbüberei seit dem Jahre 1776 und leben immer noch.

Letzten Endes wird sich vielleicht herausstellen, daß die Spitzbüberei unerläßlich ist für menschliches Regieren, ja sogar für die Zivilisation als solche – daß die ganze Zivilisation im Grunde nichts ist als kolossaler Schwindel. Ich weiß es nicht; ich sage nur: wenn die Geneppten gut laufen, ist das Schauspiel unendlich belustigend.

Aber vielleicht bin ich ein wenig boshaft; wo es sich um Geneppte handelt, wird mein Mitgefühl etwas spröde. Unverständlich ist mir’s nur, wie ein Mensch an die Demokratie glauben kann, der für sie und mit ihnen fühlt, dem es wehtut, wenn sie verführt und genarrt werden. Wie kann jemand ein Demokrat sein, der wirklich ein Demokrat ist?“
H. L. Mencken, Demokratenspiegel