Sunday, September 30, 2007

Isolationismus und Appeasement III

Die eindrücklichsten Gedanken zum libertären Revisionismus, der mich ja schon mehrfach beschäftigt hat, entdeckte ich in Stefan Blankertz' "Die Therapie der Gesellschaft". Darin enthalten auch eine sehr kluge Abgrenzung zur rein zweckgerichteten Apologetik der jeweils unterlegenen Kriegspartei. Meinen geschätzten Lesern, verbunden mit einer Empfehlung sich dieses Schatzkästlein tiefsinniger Einsichten zuzulegen, hier nun die sonntägliche Leseprobe zur Appetitsanregung:


249.

Scar. – Das 20.Jahrhundert ist wie kaum eine andere Zeit wesentlich vom Krieg bestimmt. Obgleich das Wort „Krieg“ jeder umstandslos zu verstehen scheint, muß zur Vermeidung von Ideologie ins Gedächtnis gerufen werden, was Krieg ist: das organisierte Töten zwischen Menschen, die meinen, einer Gruppe von Personen – genannt Staat – mehr Gehorsam zu schulden als dem Gewissen, der Moral und dem mitmenschlichen Gefühl, ohne Rücksicht auf das einfache Faktum, daß jene, die sie töten, ihnen persönlich weder etwas Böses getan haben noch tun wollen.

250.


„Repressive Entstaatlichung. – Gehorsam erreicht der Staat, indem er natürliche Gruppenidentitäten wie „Nation“, „Rasse“, „Kultur“ okkupiert, um das Interesse abzulenken, das Gewissen zu beruhigen und jede wahre Identifikation der Menschen mit sich und ihrer Gemeinschaft zu verhindern.

Der Staat strebt Hegemonie über das Bewußtsein an. Dazu bedient er sich der Sehnsucht, ihm zu entkommen. Die kroatischen Kämpferinnen, die an Grausamkeit nicht hinter ihren männlichen Mitstreitern und den serbischen und bosnischen Widersachern zurückstehen, sind sich darüber im klaren, daß sie im Falle des Friedens heimkehren werden in eine patriarchalische Gesellschaft, die ihnen die im Kampf gewonnene Autonomie und das Selbstvertrauen wieder nehmen wird. Die kämpfen für das, was sie verabscheuen. Sie fürchten den Sieg, den herbeizuführen sie helfen. (Cf. Herbert Marcuses Begriff der „repressiven Entsublimierung“).

251.

Der siegreiche Staat schreibt nach dem Krieg die Geschichte, stellt dar, daß er selbst recht gehandelt habe und daß das gegnerische Land befreit worden sei vom Bösen. Über Jahrhunderte hinweg blieb die Historiographie die Chronik von Siegern.

Daß heute Historiographie nicht mehr immer nur Hofberichterstattung ist, haben wir einer Gruppe von mutigen Historikern zu verdanken, etwa Harry E. Barnes. Sie erschütterten nach dem ersten Weltkrieg die Behauptung der Sieger, Deutschland allein müsse die Schuld auf sich nehmen. Die genaue Rekonstruktion dessen, was über die Tatsachen des Kriegsausbruchs und seiner Vorgeschichte zu wissen ist, verbanden sie mit der allgemeinen These, daß Konflikte selten nur von einer Seite ausgehen. Diese Gruppe wurde als „revisionist historicans“ bezeichnet und bezeichnete sich dann auch selbst so. Was den ersten Weltkrieg angeht, hat diese Interpretation als vernünftig sich herausgestellt. Von einer Alleinschuld des deutschen Staates am ersten Weltkrieg spricht heute kaum noch ein Geisteswissenschaftler. Vielmehr läßt sich erkennen, daß alle wesentlich am ersten Weltkrieg beteiligten Nationen imperialistische Ziele verfolgten, die sie schließlich nur durch Krieg gegen die Konkurrenz verwirklichen zu können meinten. Dabei herrschte in Deutschland ein rückständiger – und darum objektiv schwacher – national-chauvinistischer Militarismus, der sich dem aufgeklärten Geist als besonders verachtenswert preisgab, während die Alliierten fortgeschrittenere subtilere Methoden im Gewande demokratischer Entscheidungsprozesse anwandten. Unerschrockene Historiker wie Barnes trugen mit ihrem Revisionismus einiges dazu bei, die moderne Demokratie als imperialismus- und kriegsfähiges Herrschaftssystem zu identifizieren.

252.

4. July. – Vor dem zweiten Weltkrieg versuchten Revisionisten, den sich abzeichnenden Eintritt der USA in den zweiten Weltkrieg abzuwenden. Neben Barnes ist in diesem Zusammenhang besonders Charles Beard zu nennen, der sich durch seinen Kampf gegen den Krieg und durch die Lektüre von Rudolf Rockers „Nationalismus und Kultur“ (1937) von einem Roosevelt-Etatisten zu einem konservativen Anarchisten wandelte. Bis zu Pearl Harbor repräsentierten die Revisionisten eine Mehrheit des amerikanischen Volkes. Politisch wurden sie als „Isolationisten“ bezeichnet. Sie hielten an der revolutionären Maxime Jeffersons fest, Amerika solle mit allen Völkern Handel treiben und mit keinem Staat eine Allianz eingehen. Die Isolationisten modernisierten diese Maxime zu der Formel, die USA dürften sich nicht als Weltpolizist aufspielen, sondern sollten nur zur Verteidigung gegen Bedrohung des eigenen Territoriums militärisch sich rüsten. Dem „America First Committee“, das dieser Formel politische Wirksamkeit zu verschaffen suchte, gehörten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, Geschäftsleute, Politiker, Schauspieler, Historiker an. Er vereinigte ein breites politisches Spektrum, das von Konservativen über Liberale, Sozialisten und Kommunisten bis zu Anarchisten reichte.

253.


Die Kunst des Möglichen. – Mit dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor 1941 änderte sich die öffentliche Meinung schlagartig. Die Gegner der Isolationisten, die „Internationalisten“ Roosevelts, erlangten eine größere Zustimmung im Volk. (1940 hatte Roosevelt die Wahl nur gewinnen können, indem er der isolationistischen Politik scheinbar entgegenkam.) Revisionistische Historiker machten sich daraufhin ans Werk, um diesen Vorfall kritisch zu untersuchen. Bereits im Krieg fanden sie starke Hinweise, daß Pearl Harbor kein echter Überraschungsangriff war. Zum einen setzte die US-Regierung alles daran, den japanischen Staat zu einem Erstschlag zu reizen, zum anderen wußte sie Wochen vor dem Angriff Ort und Zeit. Der amerikanische Staat hat bewußt Tausende von amerikanischen Soldaten einem Angriff ausgesetzt, um die Bevölkerung für militärische Aktivitäten außerhalb des Territoriums der USA bereit zu machen.

254.

Spellbound. – Die revisionistische Kritik an Roosevelts Politik war keine Relativierung des japanischen Kriegsverbrechens. Die japanische Regierung hat den Überraschungsangriff beabsichtigt. Jene Kritik war auch keine Unterstützung des Kriegsgegners und schon gar keine Parteinahme für den Faschismus. Sie bezog ihren Maßstab aus der amerikanischen Tradition des Liberalismus. Und so lautete denn der revisionistische Vorwurf im Kern, daß die USA sich unter der Führung der nationalistischen und kollektivistischen Internationalisten zu einem Staat entwickeln würden, der seinen faschistischen Gegnern näher als dem eigenen liberalen Erbe stehe. „As we go marching“ nannte John T. Flynn seine Analyse von 1943 und meinte damit: Indem wir gegen den Faschismus ziehen, verwandeln wir uns selbst in Faschisten. Für wie selbstverständlich die Revisionisten trotz aller Kritik die Existenz einer liberalen Demokratie annahmen, ist an der Empörung abzulesen, mit der Beard reagierte, als nach dem zweiten Weltkrieg seine wissenschaftlichen Untersuchungen anders als nach dem ersten Weltkrieg nicht nur nicht begrüßt, sondern von offizieller Seite auch zu behindern versucht wurden.

255.


„Not to be swift“ (Justus D. Doeneke). – Die amerikanischen Revisionisten haben sich auch mit der europäischen Siegerhistoriographie des zweiten Weltkriegs nicht abgefunden. Ihre Analyse sah, vereinfacht ausgedrückt, in Europa drei gleichermaßen verachtenswerte Parteien am Werk. Mit keiner von ihnen sei es moralisch oder strategisch ratsam, zu koalieren. Sollten die Bösewichter sich doch gegenseitig umbringen! Die eine Partei bildeten England und Frankreich, die zwar eine einigermaßen funktionierende innere Demokratie aufwiesen, als Kolonialmächte jedoch eine unmenschliche Politik betrieben, die ein freies Land nicht unterstützen durfte. Die zwei anderen Parteien bildeten die Achsenmächte und die UdSSR, Nationen, die von blutigen Diktatoren regiert wurden ohne Respekt vor Freiheit, Eigentum und Frieden, Diktatoren, die andersrassische, andersgläubige und anderslebende Menschen, Juden, Zigeuner, Homosexuelle, Pazifisten, Oppositionelle, Jehovas Zeugen, Asoziale, abtreibende Frauen, Behinderte einsperrten, ausbeuteten und ermordeten und den Rest des verschüchterten Volkes ihren eigenen verbrecherischen Absichten unterwarfen.

Die US-Hilfe für Stalin (der übrigens nicht weniger Antisemit war als Hitler) sahen die Revisionisten als verheerend an. Für sie gab es keine moralische oder strategische Rechtfertigung dieser Zusammenarbeit mit dem einen Verbrecher, um einen anderen, kaum schlimmeren Verbrecher zu besiegen. Ihrer Meinung nach war die Koalition mit Stalin Teil des Versuchs von Roosevelt, Amerika zu bolschewisieren oder zu faschisieren, d.h. das liberale Gefüge durch einen kollektivistischen Staat zu ersetzen. Einige Revisionisten meinten Ende der 40er Jahre gar, sich an McCarthys anti-kommunistischen Säuberungen beteiligen zu sollen: Sie hofften, so die wahren, in der Regierung sitzenden „Kommunisten“ beseitigen zu können. Es ging ihnen nicht darum, irgendwelche diffus linken Intellektuellen und Schauspieler zu verfolgen, mit denen sie ja in den 30er Jahren zusammen gegen den Kriegseintritt gefochten hatten. Die Illusion verflog, als sich McCarthy offen den Internationalisten – die eigentlich als „nationale Chauvinisten“ bezeichnet werden müßten – anschloß, indem er den Korea-Krieg (1950-1953) unterstützt. Wiederum waren wahrscheinlich bis zu zwei Drittel des amerikanischen Volkes gegen die Kriegsbeteiligung.

256.


Vergiftung. – Als am Ende des zweiten Weltkriegs und dann besonders nach dem Krieg sowohl die stalinistischen Greueltaten nicht mehr verheimlicht werden konnten, als auch Stalins Imperialismus unübersehbar wurde, geriet die offizielle amerikanische Kriegsrechtfertigung unter Druck. Einen zusätzlichen Rechtfertigungsdruck erzeugte der wachsende Abscheu der Völker vor der Bombardierung der deutschen Zivilbevölkerung durch die Alliierten. Manche Revisionisten formulierten daraufhin den Verdacht, daß zur Ausfüllung der so entstandenen Lücke in der Kriegsrechtfertigung eine Legende geboren worden sei, der Holocaust. Mit der „Legende“ vom Holocaust sollte – ihrer Meinung nach – belegt werden, der Nationalsozialismus sei noch brutaler, noch unmenschlicher, noch irrationaler als der Stalinismus, und darum hätte man legitimerweise mit Stalin gegen Hitler paktieren müssen.

Dieser Verdacht muß auf dem Hintergrund verstanden werden, daß die US-Regierungen im Krieg und nach dem Krieg die Bevölkerung fortwährend belogen und Menschen im In- und Ausland in großangelegte, an den Faschismus erinnernde Menschenexperimente mit Radioaktivität und Giftgas einbezogen haben.

257.

„Historical Blackout“ (Harry E. Barnes). – Wenn Historiographie nicht der Siegergeschichte verpflichtet wäre, müßte der Verdacht einiger Revisionisten, der Holocaust habe in der behaupteten Form nicht stattgefunden, zu einer sachlichen Auseinandersetzung mit Fakten und Argumenten werden. Die Frage müßte lauten, wer die überzeugendere Interpretation vorlegt. Das geschieht jedoch meist nicht. Die Holocaust- und Kriegsschuldfrage werden radikal tabuisiert. Sie anders als standardmäßig zu behandeln, ist ein Sakrileg. Wer es begeht, wird Opfer sowohl von sozialer Ausgrenzung als auch bisweilen von staatlicher Verfolgung. Wie ist es möglich, daß in Ländern mit relativ freier Presse die Tabuisierung des zweiten Weltkriegs funktioniert?

Vereinzelte Repression und Vorenthaltung von Dokumenten sind keine dauerhaften Garanten der Tabuisierung. Es gibt jedoch einen wirkungsvollen sozialtechnisch gesteuerten moralischen Druck. Allein die Vorstellung, daß Menschen den Holocaust betrieben und duldeten, ist so erschütternd, daß das Hinterfragen von Details wie die Ausmessung auch der kriegspropagandistischen Dimension im Umgang mit dem Holocaust schon als Rechtfertigung des Nationalsozialismus angesehen wird.

Der Nationalsozialismus wird, um gegen seine dämonische Anziehungskraft immun zu machen, mit dem Tun des Undenkbaren identifiziert. Nimmt man „es“ weg, fällt es den heimlichen Faschisten schwer, den Nationalsozialismus überhaupt noch abzulehnen. Daher die Rede, der Revisionismus mache den Nationalsozialismus „wieder hoffähig“. Da dies aber nicht sein darf, müssen jene verfolgt werden, die den Holocaust in Frage stellen. Dagegen ist festzuhalten, daß es den unmenschlichen Charakter des Nationalsozialismus nicht mindert, selbst wenn eine geringere Zahl von Opfern und eine andere Art der Ermordung als historisch korrekt sich erweisen – nicht seine nationalistisch-rassistische Borniertheit, nicht seine ausbeuterische keynesianische Kriegswirtschaft, die einen kurzen Boom hervorbrachte, von manchem heute noch als Wirtschaftswunder gefeiert.

Wer den Holocaust braucht, um den Nationalsozialismus als Unrecht abzulehnen, muß in tiefstem Herzen Faschist sein: Die kollektivistische Ideologie ist ihm so weit in Fleisch und Blut übergegangen, daß er als Differenz zwischen Recht und Faschismus nur noch die gigantische Zahl der Opfer sieht.

258.


Lügen haben lange Ohren. – Hilfloser Antifaschismus ist am Umgang mit dem Tagebuch der Anne Frank zu erkennen. Als Revisionisten anfingen, die Echtheit des Tagebuchs zu bezweifeln, wurde dies als Verhöhnung des Opfers angesehen. Schließlich mußten sich die Siegerhistoriographen dem Argument stellen, es sei eine Tinte mit einer nach dem Krieg stammenden chemischen Zusammensetzung verwendet worden. Zum Triumph über die Revisionisten stilisierte man, daß sich herausstellte, im Kern sei das Tagebuch echt, es seien „nur“ nachträgliche Zensureingriffe geschehen. Ganz nebensächlich erscheint eine Erkenntnis, daß vor allen Dingen Passagen mit Berichten über Auseinandersetzungen in der Familie und über ihre sexuellen Phantasien gestrichen worden sind.

So wird Anne Frank dreifach verhöhnt: durch die, die die Zweifel an der Echtheit ihres Tagebuchs in ihre Rechtfertigungsstrategie eingebaut haben – nicht die ursprünglichen Revisionisten - , durch die, die ihr Tagebuch einer typisch faschistoiden Zensur unterworfen haben, sowie durch die, die diese Zensur heute verharmlosen. Die Zensur war der erste Schritt.

259.

Halbe Moral. – Die Verunglimpfung der Revisionisten als Sympathisanten des Faschismus hat freilich auf die Gruppe zurückgewirkt. Einerseits machen viele Revisionisten inzwischen einen Bogen um das Thema des zweiten Weltkriegs im allgemeinen und des Holocaust im besonderen und wenden sich inneramerikanischen Fragestellungen zu, wie der Herausbildung des korporatistischen Staates und des politischen Kapitalismus. Andererseits haben Rechtfertiger sich des Holocaust-Revisionismus bemächtigt, die im Prinzip mit den ursprünglichen Absichten der Revisionisten nichts zu tun haben. Zu den wenigen, die nach wie vor das Gesamtpanorama des Revisionismus vertreten, gehört der Barnes-Schüler James J. Martin. Jedenfalls sind Autoren wie Nolte mit seiner klammheimlichen Rechtfertigung des Nationalsozialismus und Irving mit seiner offenen Parteinahme keine Revisionisten. Ziel des Revisionismus ist es nicht, die Verabscheuungswürdigkeiten des Nationalsozialismus herunterzuspielen, sondern zu zeigen, daß faschistische Strukturmerkmale wie Verstaatlichung des Kapitalismus, keynesianische Kriegswirtschaft, Ideologie der Kollektivschuld, Konzentrationslager und Euthanasie Kennzeichen aller kriegführenden Parteien waren und über den Krieg hinaus Bestand haben. Basiert die Internierung amerikanischer Staatsbürger japanischer Herkunft durch Roosevelt auf einer anderen Ideologie als diejenige deutscher Staatsbürger jüdischer Abstammung durch Hitler?


260.

Sich selbst im Wege stehen. – Die Revisionisten scheitern. Sie scheitern mit dem Versuch, die historischen Erfahrungen des ersten Weltkriegs vorausschauend auf die Politik ihres Landes im zweiten Weltkrieg anzuwenden. Dieser Versuch, der sie in seiner Einmaligkeit zu intellektuellen Helden machen müßte, ließ sie unter objektiven, geopolitischen Gesichtspunkten zu Helfern des Faschismus werden. Und die Revisionisten scheitern mit dem Ansinnen, die Siegerchronik des zweiten Weltkriegs einer historischen Kritik unterwerfen zu wollen. Denn sie läßt sich ihrer humanen Absichten entkleiden und in die Ideologie von Rechtfertigung einbauen.

Sie scheitern an sich selber. Sie lassen sich auf das ein, was sie ablehnen müßten. Ihre Analysen sind geopolitisch angelegt, und man kann es drehen und wenden, wie man will: Geopolitisch waren die Alliierten im Recht. Denn Geopolitik wird aus siegreichen Schlachten gemacht, und aus nichts anderem. Es gibt keine Vernunft der Nationen, sondern nur die bessere Ökonomie, die besseren Waffen, die besseren Kämpfer, die besseren Strategen. Die revisionistische Kritik müßte sich gegen das System der internationalen Politik selbst richten – das System des „perpetual war for perpetual peace“, wie es Beard nannte. Barnes hat aus dieser Formulierung den Titel zu seinem grundlegenden Werk über den zweiten Weltkrieg gemacht. Mit einer solchen Kritik jedoch läßt sich kein politischer Einfluß erlangen.

Saturday, September 29, 2007

Wider die verfolgende Unschuld!

"Ich weiß wie die Menschen in Mügeln sich fühlen, es gab nämlich keine Hetzjagd in Mügeln sondern eine Hetzjagd auf Mügeln und die Mügelner."

Georg Milbradt, CDU-Ministerpräsident des Freistaates Sachsen


In recht(slibertär)en und vulgär-neokonservativen Kreisen gehören solcherlei wehleidige Jeremiaden über die vermeintlichen Pressionen der Political Correctness und die demagogische Vertauschung von Opfern und Tätern, wie es Milbradt hier in geradezu exemplarischer Rabulistik vorexerziert, längst zum verpflichtend guten Ton. Auch Doofstellen ist eine beliebte Strategie im spießbürgerlichen Milieu der "kulturellen Mehrheit", wenn man es beim handfesten und nicht selten handgreiflichen Minderheitenbashing (wie in Mügeln) mal wieder gar zu dolle getrieben hat, dabei erwischt wurde und nun in Erklärungsnöte gerät.

Darum ist es überaus verdienstvoll von Christian Hoffmann und Matt Jenny, es auf paxx.zine in ihrem brillanten Essay "Ein Lob der Political Correctness" unternommen zu haben, einmal aus konsequent freiheitlicher Perspektive gegen den Strich zu bürsten. Das kompromißlose Eintreten für die Rechte und die Würde von Minderheiten steht veritablen Liberalen allemal besser zu Gesicht, als sich hinter Vorurteilen zu verschanzen und in Schmoll- und Schmuddelecken heimisch einzurichten. Es ist wirklich an der Zeit, der Political Correctness als einer vielschichtigen und primär zivilgesellschaftlichen kulturellen Bewegung mit intellektueller Redlichkeit zu begegnen und letztlich ihre im Kern liberalen Intentionen zu beleuchten, wie das die beiden Autoren getan haben. Denn was sich hinter dem Signet "PC" verbirgt, das sind schlicht jene unverzichtbaren Konventionen und Regeln für ein friedliches und gedeihliches Zusammenleben in einer Gesellschaft freier Bürger, wie sie der klassische Liberalismus immer ausdrücklich bejaht hat. Das enthebt uns freilich nicht von der Verpflichtung, staatliche Interventionen in den Meinungsmarkt mit aller gebotenen Deutlichkeit und Schärfe zurückzuweisen.

Um es mit Lord Acton zu sagen: "Der verläßlichste Prüfstein der Freiheit eines Landes ist das Maß an Sicherheit, dessen sich Minderheiten erfreuen."

Diese Freiheit der Minderheiten und damit die Freiheit aller zu verteidigen ist das Gebot eines progressiven, aufgeklärten und, wenn man so will, "antipolitisch korrekten" Liberalismus für das 21. Jahrhundert!

Friday, September 28, 2007

Euro-Imperialismus

Der Europa-Chauvinismus und gewisse Wahlverwandtschaften der angeblich so blütenweißen Europa-Idee gaben mir schon häufig Anlaß zu kritischer Anmerkungen auf diesem Blog und anderswo. Der von mir besonders verachtete Dr. Kohl gab bekanntlich anno ’92 den Startschuß für eine neue Ära des Wilhelminismus, deren identitätsstiftendes Fundament jedoch nicht der klassische Nationalstaat des 19. Jahrhunderts sein sollte, sondern ein „supranationales“ europäisches Ersatzvaterland mit territorialer Ausdehnung von der Algarve bis nach Lappland. Das freie Europa der Vielfalt sollte nach dem Willen Kohls der Vergangenheit angehören.

Die zur Rechtfertigung dieses an den Turmbau zu Babel gemahnenden Giga-Projektes von der classe politique häufig gebrauchten, der Sphäre des Militärischen entliehenen Metaphern hätten eigentlich einer vergangenheitsbewältigungserprobten Linken alle Alarmglocken schrillen lassen müssen – doch statt höchst real heraufdämmernden Gefahren von Großmannssucht und transkontinentalem Großreichstreben entschieden zu begegnen, lieferte man sich auf der Linken lieber Scheingefechte mit der – überwiegend staatlich erzeugten – „kostümfaschistischen“ (Martin Walser) Chimäre des Rechtsextremismus. Während die herrschende Klasse Europas seit spätestens dem Fall der Berliner Mauer in aller Seelenruhe und unbehelligt von einer durch anderweitige Erregungszustände abgelenkte kritische Öffentlichkeit an einem „Imperium Europa“ bastelt, verloren sich die Sachwalter der Mühseligen und Beladenen in Gespensterjagden.


Auf den Kommandohöhen hält man es derweil jetzt für angelegen, dem Urnenpöbel (G. Schramm) die Marschroute für die nächsten hundert Jahre zu präsentieren, damit er weiß, wofür er nach Gott, Volk und Vaterland nun wieder zu bluten, zu schuften und zu zahlen hat. Als Sprachrohr der Kommandohöhen dienen sich vor allem jene an, die früher in exponiert rechten oder linken Gefilden zuhause waren. Ein besonders unangenehmes Exemplar glaubenseifrigen Konvertitentums ist der Publizist Eckhard Fuhr, der ehedem von der FAZ zur WELT wechselte. Noch in den 90ern salutierte er den „Zitelmännern“, einem neurechten Intellektuellen-Netzwerk im Umfeld von Springer-Presse und Ullstein-Verlag, die damals eine deutsch-nationale Renaissance in der „Berliner Republik“ beschworen, via Leitartikel, wobei er sich gar zur Formulierung verstieg, der damalige Vorsitzende des Zentralrats der Juden Ignaz Bubis habe mit seiner Kritik an Figuren wie dem parteiintern als "FDP-Deutschländerwürstchen" apostrophierten Ex-Generalbundesanwalt Alexander von Stahl „den geistigen Bürgerkrieg erklärt“ ("Überwunden, nicht befreit", FAZ vom 11.04.1995) .

Neuerdings verschreibt sich derselbe Fuhr, wie immer Straßenkreuzer fahrend und keinen fahrenden Zug verpassend, dem imperial-chauvinistischen Westlertum, wenn er in der Zeitschrift Cicero erklärt:

„Europa wird im 21. Jahrhundert die Tarnkappe des Universalismus abstreifen. Es ist zwar universalistischen Werten verpflichtet, aber die sind nicht ablösbar von seiner konkreten Gestalt. Die europäische Einigung ist die Erfolgsgeschichte eines friedlichen, demokratischen Imperialismus, dessen wichtigstes Machtmittel die Strahlkraft einer Idee und die Attraktivität einer Lebensform sind. Das Imperium Europa muss im 21. Jahrhundert zur Großmacht werden, weil die anderen Hauptakteure der Weltpolitik – Amerika, China, Russland, Indien – es auch sind. Auch im Blick auf diesen notwendigen Prozess neuerlicher Staatsbildung wird deutlich, dass die politische Moderne, die 1789 ins Leben trat, noch nicht ausgeschöpft ist. Das neue Jahrhundert wird das Jahrhundert eines langen Déjà-vu.“

Ein Déjà-vu-Erlebnis hat tatsächlich, wer sich durch dieses generalmobilmachungsgeile, zudem permanente Bedrohungsszenarien halluzinierende Zitierkartell der Neo-Imperialisten quält. Es sind die pathologischen Ideen von imperialer Größe und staatliche Allmachtsphantasien, die am Ende des 19. Jahrhunderts dem Liberalismus die Lebenslichter ausbliesen – und die GULag und Auschwitz erst möglich machten (und nicht etwa, wie der abgebrühte klerikalbolschewistische CDU-attac-Staazi-Demagoge Heiner Geißler einmal behauptete, der Pazifismus!)


Falls es wirklich, wie von Fuhr behauptet, eine universelle Tendenz zur Großmachtbildung gäbe (was aber in Kosovo, Osttimor, Tschetschenien, Kaschmir, Tibet und Taiwan alles andere als ausgemacht ist) wäre es das Vernünftigste, als Kleinstaat flexibel, weltoffen, neutral und friedfertig zu bleiben. Das etwa erklärt die Erfolgsgeschichte der Schweiz, die insoweit auch Vorbild sein könnte für eine längst überfällige sezessionistische Auflösung der Bundesrepublik in ihre Teilstaaten, evtl. im Rahmen einer lockeren Konföderation. Einen schicksalhaft unausweichlichen Geschichtsdeterminismus zum imperialen Prinzip gibt es jedenfalls nicht. Dem steht schon die historische Erfahrung des Niederganges ALLER historischen Großreiche entgegen. Europa muß nicht Großmacht sein, sondern ein Gegenmodell, das zeigt, daß die Welt ein Pluriversum sein kann und muß!


Andernfalls ist es wohl bloß noch eine Frage der Zeit, bis die europäischen Machthaber und ihre „embedded journalists“ Posener, Fuhr e tutti quanti uns zurufen:

„Wollt Ihr das totale Europa?“

Tuesday, September 25, 2007

Meinungsfreiheit ist die beste Gewaltprävention

Derjenige, der zum ersten Mal an Stelle eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der eigentliche Begründer der Zivilisation.

Sigmund Freud


Wo das Ventil, ein Schimpfwort gebrauchen zu können (dessen zivilisatorisches Verdienst schon Sigmund Freud zu würdigen wußte) und die freiheitliche Gewißheit, daß im Grunde ALLES sagbar ist, gestopft und beseitigt wird, ist bereits der Bürgerkrieg erklärt, die "Offene Gesellschaft" mutiert zur geschlossenen Anstalt.

Gerade weil ich mich nicht auf Moral und Anstand der Menschen, die ich durchaus für Mängelwesen halte, verlassen kann, möchte ich nicht eine Machtkonzentration bei einigen wenigen, die den "Staat" bilden und die dann als (wie auch immer ermächtigte) Gewaltmonopolisten durchsetzen können, welche Auffassungen öffentlich vertretbar sein sollen und welche nicht. Jede staatliche Regulierung des "Wort-Marktes" führt zu Wettbewerbsverzerrungen und damit zu Unterdrückung! Auch wenn ein interpersoneller Nutzen-Schaden-Vergleich m.E. unzulässig ist, sollte man doch zumindest mal darüber nachdenken, was unsere Rechtsordnung eigentlich dazu bewog, grundsätzlich davon auszugehen, daß der Schmerz eines empfangenen Schmähwortes immer schwerer wiegen muß, als der Schmerz, einem emotionalen Bedürfnis nach öffentlicher, durchaus nicht-wohlwollender Charakterisierung einer Person aufgrund von "Würde- und Ehre-Schutz"-Tatbeständen nicht nachkommen zu dürfen. Dieses "Runterschluckenmüssen" führt, und das sollte die Sozialpsychologie den Juristen einmal erklären, zu einem erst recht sozialunverträglichen Aggressionsstau. Außerdem treiben die aufgrund von sich verkniffen habenden "Beleidigungen" hervorgerufenen Magengeschwüre und Neurosen auch noch die Gesundheitskosten in die Höhe. Kommunikationsdelikte - eine gesellschaftliche Schadensbilanz, deren Dunkelziffer einen Schatten auf den "freiesten Staat der deutschen Geschichte" wirft.

Außerdem verbilligt die juridische Verteuerung von rustikalem Wortgebrauch relativ den Einsatz physischer Gewalt, wenn etwa die erwartbaren Sanktionen bei "Arschloch" sagen und Ohrfeige verpassen einander konvergieren. D.h. der Gewaltpegel in einer Gesellschaft steigt, die nonverbale Konfliktaustragung nimmt zu, je niedriger die Kommunikationstoleranz angesiedelt ist. Auf den Punkt gebracht ist das Verfolgen von bloßen Meinungen Anstiftung zur physischen Gewaltanwendung!

Tuesday, September 18, 2007

Hijacker

Wer das liest, dem wird schlagartig klar: es sind Euro-Imperialisten und neokonservative Demokratieglaubenskrieger, die dieses Land wie ein Flugzeug gekapert haben. Und wir sind die Passagiere auf dem Flug ins Ungewisse!

Monday, September 17, 2007

Weitere Blogger zur Freiheit

Die liberale Familie im Netz wächst und gedeiht prächtig. Das libertäre Info-Portal gegen staatliche Zwangsdienste Zwanglos.org erfährt jetzt als Blog unter zwanglos.wordpress.com eine Renaissance - Danke übrigens an Ranting Kraut für die Empfehlung! Ebenfalls unter die Blogger gegangen ist der eigentümliche Freigeist und ef-Vizechefredakteur Thorsten Boiger unter "The Owner's Blog". Und dieser Tage habe ich noch Liberty and Reason, eine andere spannende libertäre Blogseite entdeckt. Wünsche allen Projekten Erfolg und empfehle meinen Lesern den gelegentlichen Besuch der Seiten! Sachdienliche Hinweise zu weiteren Freiheitsblogs nehme ich jederzeit mit Freuden entgegen!

Die Quadratur des Kreis

Wer glaubt, der Schweizer Historiker und nebenamtliche Großinquisitor Georg Kreis, der sich vor allem als unermüdlicher Vorkämpfer für die Abschaffung der Meinungsfreiheit in der Eidgenossenschaft zweifelhaften Ruhm erwarb, sei aufgrund seiner FDP-Mitgliedschaft ein "Liberaler", der glaubt auch, daß ein Zitronenfalter Zitronen faltet. Schön zusammengefaltet wird der Basler Torquemada-Verschnitt darum nun in der aktuellen Weltwoche von Philipp Gut.

Friday, September 14, 2007

Die Dinge zu weit getrieben

Über das intellektuelle Hijacking der amerikanischen Rechten durch ehemalige Trotzkisten die sich "Neokonservative" nennen (und die kaltschnäuzig in ihrer Kriegslust sowohl mit der Tradition der "Old Right" als auch mit der Verfassung brechen), deren Äquivalent in Bundesrepublikanien die Übernahme der Wortführerschaft bei den radikalen Liberalen durch zu einer Form von Hybrid-Liberalismus konvertierte Alt-68er ist, die hüben wie drüben den Alt-Liberalen bzw. Paläo-Konservativen expansiven Etatismus kombiniert mit außenpolitischem Interventionismus als "wahren" Konservatismus respektive "wahren" Liberalismus, gar "zeitgemäßen" Libertarianism einzutrichtern versuchen, ist wahrlich schon viel geschrieben worden. Aber immer viel zu nett. Etwas prononcierter als allgemein üblich äußerte sich aus traditionskonservativer Sicht unlängst der emeritierte Historiker Professor Stephen Tonsor von der University of Michigan, dem auf einer Tagung einfach mal der Kragen platzte:

„Es schien mir immer eigenartig, ja abartig, daß früheren Marxisten gestattet wurde, ja daß sie aufgefordert wurden, eine derart führende Rolle in der konservativen Bewegung des 20. Jahrhunderts zu spielen. Es beeindruckt, wenn die Stadthure religiös wird und der Kirche beitritt. Hin und wieder kann sie eine gute Chorleiterin abgeben; doch wenn sie anfängt, die Sonntagspredigten des Pfarrers zu bestimmen, dann sind die Dinge zu weit getrieben.“


Doch auch bei der Öffnung nach rechts wurden im eigentümlich libertären Beritt in jüngster Zeit ganz offensichtlich "die Dinge zu weit getrieben". Und zwar deutlich.


Libertärer Dezisionismus

Liberale Parteien müssen sich endlich entscheiden, auf wessen Seite sie stehen wollen: auf der des Staates oder auf der des Bürgers. "Staatstragender Liberalismus" ist eine contradictio in adiecto.

Das gleiche gilt, in noch viel stärkerem Maße, für klassisch liberale think tanks. Auch sie müssen sich endlich entscheiden, wem sie als Ideenlieferanten dienen möchten: den Regierenden oder den Regierten. Beides zugleich ergibt keinen Sinn bzw. führt zu multiplen Persönlichkeitsstörungen. Der "gradualistische" Liberalismus ist speziell im hardcore-etatistisch durchseuchten Deutschland eine närrische Erscheinung, vergleichbar einem Wanderprediger, der vermeint, er könne den Wolf dazu bringen, doch bitte das Lamm zu verschonen, indem er ihm einredet, es sei ohnehin nicht schmackhaft für ihn.

Viele bundesdeutsche Minimalstaatler lamentieren gern darüber, allzu dogmatische Anarcho-Libertäre sprächen ihnen in ehrenrühriger Weise ihren Liberalismus ab, würden sie gleichsam "exkommunizieren". Dabei sind sie es selbst, die Zweifeln an ihrer Integrität stets neue Nahrung geben, wenn sie, im Gegensatz beispielsweise zu andere Schwerpunkte im Meinungskampf setzenden klassischen Liberalen anderer Länder, etwa 80 Prozent ihrer Zeit und Energie darauf verwenden, sich eilfertig und dienstbeflissen von dem prozentual im Promille-Bereich angesiedelten Häuflein erklärter und kompromißloser radikalliberaler Staatsfeinde zu distanzieren und zum Teil schon degoutante Staats-Apologetik zu betreiben. Wem will man damit imponieren? Und warum verschießt man seine ganze Munition immer nur in die "Minimalstaat minus X"-Richtung, aber attackiert dafür die übermächtigen "Minimalstaat plus X"-Strömungen allenfalls mit Wattebäuschchen? (Stattdessen produziert man in einem fort liebedienerische, kollaborationistische, raffelhüschige und straubhaarige Broschüren mit Maßhalteappellen an die Mächtigen, in denen man ihnen anempfiehlt, der Kuh zwar das Euter wundzumelken, aber sie nicht gleich zu schlachten und rümpft die Nase über diejenigen, denen die Behandlung der Kuh Anlaß zur Sorge gibt.)

Es sind nicht die Anarchokapitalisten, die permanent den Gegner in den eigenen - liberalen - Reihen suchen!

Sklavereigegner vor BRD-Gericht

Weil er sich dem staatlichen Wehrzwang entzog, wurde der christliche Pazifist Jonas Grote aus Minden erst zu 42 Tagen Arrest verdonnert und jetzt wird ihm von von jener Institution, die Henryk M. Broder in anderem Zusammenhang als "Die Erben der Firma Freisler" bezeichnete, der Prozeß gemacht. Im "Rechtsstaat BRD" (Oxymoron!).

Der Gerichtstermin, auf dem möglichst viele Libertäre Präsenz zeigen sollten, ist der 1o. Oktober 2007.

Thursday, September 13, 2007

Gelbgrüner Etatismus - sowieso alles eine Mischpoke!

Was der umtriebige FDP-Politiker Chatzimarkakis da fordert, nämlich die Fusion der sogenannt "liberalen" Parteien FDP und Grüne, liegt einerseits irgendwie lifestylemäßig in der Luft, offenbart aber auch bei allen Unterstützern dieses Vorschlages ein zutiefst neomarxistisches Liberalismus-Verständnis: der Liberalismus wird verstanden als soziologisches Phänomen, als interessegeleitete Klassenideologie des Besitzbürgertums, und eben nicht als eine grundsatzgeleitete, normative Gesellschaftslehre, etwa im Sinne von Ludwig von Mises. Liberal ist nach Chatzi et alii offenbar jemand, der irgendwie im medial-edukativ-gouvernementalen Komplex, also in den geschützten Bereichen untergekommen ist und davon nicht schlecht lebt, daß andere die Arbeit tun. Fettlebe als Kollektivzugehörigkeitsmaß für "liberales Lager". Die letzte Schwundstufe des Liberalismus. Und in der Tat: es macht keinen Unterschied, ob man sich unter dem geklauten Label "liberal" nun Cornelia Pieper oder Claudia Roth vorzustellen hat. Daß deren Klientel, nämlich die durch die Ausschaltung von Wettbewerb von Big Government Wohlgenährten und durch Big Business-Privilegien (Kammernwesen, "geistiges Eigentum", staatliches Berechtigungswesen für Berufsausübungen etc.pp.) Begünstigten die "Reichen" hierzulande sind und diese Reichen dann gelb und in noch weitaus größerem Maße grün wählen, beweist nur, daß sich die dünkelhaft-krokodilstränengetränkt als "sozial benachteiligt" apostrophierten Menschen (vulgo: Arme; in verquastem Politsprech auch Prekariat, Niedrigqualifizierte, praktisch Begabte, Mitbürger mit Migrationshintergrund genannt) in den ungeschützten Bereichen, denen Bürokratismus, Dirigismus und Zentralismus ständig Knüppel zwischen die Beine werfen und sie immer tiefer in die Misere der Abhängigkeit und Unmündigkeit hinabstoßen, diese im Kern anti-liberale Politik von grünen und gelben Staazis und Privilegienrittern nicht mehr leisten können. Würden diese "Liberalen" auf den Markt setzen, als "geniales Entmachtungsinstrument" (Franz Böhm) aber eben auch als Vehikel sozialer Befreiung (hier sind die Anhänger der "kritischen Theorie" genauso mit Blindheit geschlagen wie die "Neoliberalen"), dann könnten Gelbe oder auch Grüne Motor der Veränderung sein. Doch sie sind wie sie sind nur Agenten der Erstarrung und Versteinerung der Verhältnisse, mithin überflüssige und bizarre Erscheinungen, die durch den Ansturm der Neototalitären (Lafontaine & Co.) hinweggerissen werden, weil sie kein eigenes Fundament haben.

Die paar echten Liberalen die es bei der FDP noch gibt (die ich an den 10 Fingern meiner Hände abzählen kann) und die drei Hanseln echte Liberale bei den Grünen (Oswald Metzger und zwei Kumpanen von ihm, womit die Liberalenquote bei den Grünen aber prozentual immer noch höher ist als bei der lupenrein sozialistischen CDU) könnten ja dann eine neue Partei aufmachen. Nach dem Vorbild der "Libertarian Party" in den USA, die in ihrem Logo den Schriftzug stehen hat: The Party of Principle!

Wednesday, September 12, 2007

"Freiheit ist Zwang"

"Rundfunkfreiheit" nennen es deutsche Gerichte, wenn Rundfunkzwang unbeschränkt möglich ist. So gesehen gibt es im Prinzip keine rechtliche Schranke mehr, gleich das gesamte Volksvermögen für die GEZ zu konfiszieren. Orwell in roter Robe! Die geballte Empörung der liberal-libertären Bloggosphäre gegen diese Unverfrorenheit, diese dreiste Fratze des "Ihr könnt mir nix, denn ich habe das System auf meiner Seite" ist so verständlich wie folgenlos. Es gibt einen Punkt im Geschichtsverlauf, ab dem Protest nichts weiter darstellt als betuliche Geschwätzigkeit und der Weg des Widerstandes beschritten werden muß. Die Frage lautet nur noch: Quousque tandem ... ?

Sunday, September 09, 2007

Handbibliothek für den Freiheitsfreund

Wem schon immer ein Kanon liberaler Klassiker ein Desiderat war, dem sei die gerade erschienene “Idee der Freiheit”, welche von Gerhard Schwarz, Gerd Habermann und Claudia Aebersold-Szalay herausgegeben wurde, wärmstens empfohlen. Wie ein Blick in das im aktuellen CNE-Monatsmagazin abgedruckte Autorenverzeichnis verrät, kommen auch radikalere Freiheitsfreunde in dieser im Umfeld der Hayek-Gesellschaft entstandenen Anthologie durchaus auf ihre Kosten.

Dazu noch der aktuelle Veranstaltungshinweis:

am 12. September 2007 findet im Hotel Savoy, Paradeplatz, in 8001 Zürich um 18:00 Uhr eine Buchvernissage zum kürzlich im NZZ-Verlag erschienen Buch "Die Idee der Freiheit. Eine Bibliothek von 111 Werken der liberalen Geistesgeschichte" statt. Nach einer Begrüssung durch Robert Nef, Leiter des Liberalen Instituts, referiert Dr. Gerhard Schwarz, Mitherausgeber und Leiter der NZZ-Wirtschaftsredaktion, zur Entstehung des Buches. Danach werden einige Autoren ihre Beiträge kurz vorstellen.

Saturday, September 08, 2007

Thursday, September 06, 2007

Zurück aus der Sommerpause

die ich, wie immer, außerhalb der EU verbracht habe, nämlich in der schönen Schweiz (hier auf dem Bild sitze ich gerade auf der Brissago-Insel im Lago Maggiore im Tessin - der Sonnenstube der Schweiz)!

Damit man in der Schweiz auch in Zukunft noch frei atmen kann, sei vornehmlich meinen eidgenössischen Lesern diese Warnung vor dem europäischen Superstaat aus der Feder des deutschen Ordo-Liberalen Gerd Habermann, auch im Hinblick auf die Wahlen im Herbst, wärmstens ans Herz gelegt!