Monday, August 13, 2007

Die libertär-konservative Allianz - Frucht eines semantischen Mißverständnisses?

„Tendenziell denke ich, dass Libertäre aufgrund einer Jahrzehnte alten Allianz zur Ausbalancierung der sehr erfolgreichen linken Propaganda und des politischen Einflusses während des 20. Jahrhunderts „fühlen“, dass sie zur Rechten gehören. Viele Libertäre, mich inbegriffen, sind dadurch politisch mit Rechten aufgewachsen, sogar in rechten Vereinen und Parteien, und dies schaffte ein Gefühl der Loyalität mit der Rechten. Einige meiner radikalen libertären Freunden waren einst Mitglieder in „rechten“ Organisationen und sie ziehen noch immer in Betracht, die konservative Partei zu wählen, obwohl sie in der Tat mit ihrem Parteiprogramm oder ihrer Philosophie nichts gemeinsam haben.“

Diese Beobachtung in einem sehr klugen Beitrag des schwedischen Freiheitskämpfers Per Bylund, den mein Freund Matt Jenny dankenswerterweise auf paxx.zine ins Deutsche übersetzt hat, kann ich als ein ursprünglich in der rechten ("nationalliberalen") Szene sozialisierter Libertärer nur bestätigen. Gleichwohl würde sie alleine noch nicht hinreichend die Affinität gerade auch vieler um Seriösität und Reputierlichkeit bemühter Libertärer und klassischer Liberaler zu kulturkonservativen Einstellungen erklären.

Unsere weitgehend auf wohlfahrtsetatistischem Zwang beruhende Gesellschaftsordnung (mehr "Taxis" als "Kosmos" im Sinne Hayeks) ist mitnichten als "offene Gesellschaft" zu klassifizieren, in der allein, wie Bylund richtigerweise feststellt, freimarktwirtschaftliche Begriffe Sinn machten . Vielmehr sind bei uns, also in den Ländern des ach so "freien Westens" nur noch wenige Bereiche der Lebenswirklichkeit tatsächlich der individuellen Entscheidung anheimgegeben, Objektwahlen in Fragen nachrangiger Bedeutung. Die Metawahl hingegen, ob man den Zwangssystemen jeweils angehören möchte oder nicht, hat man nicht. Frei ist ein Mensch aber nur, wenn er Metawahl und Objektwahl frei und ohne willkürlichen Zwang treffen kann. Eine liberale Rhetorik zur Beschreibung und nicht selten auch Bemäntelung illiberaler Gesellschaftszustände hat apologetischen Charakter und dient den Propaganda-Zielen der Herrschenden. Insofern sollten sich gerade detailversessene und stark auf Gradualismus setzende "free-market-conservatives" schon die selbstkritische Frage stellen, ob sie nicht mit vielen ihrer "neoliberalen" Wortmeldungen den Feinden der Freiheit als Ideologielieferanten dienen.

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