Friday, September 11, 2009

Lektüre-Empfehlungen des Tages

Robert Michel fragt sich auf seinem Blog "Freiheit und Optimismus" angesichts des von den Eliten mit der Brechstange durchgepeitschten "Lissabon-Prozesses", ob wir einem neuen Europa-Chauvinismus entgegengehen (und sei an dieser Stelle auf Roland Vaubel verwiesen!), Brad Taylor sieht den Grundirrtum aller Etatisten in deren "nirvana fallacy", einer Methode, stets reale Märkte mit idealisierten, aber in der Wirklichkeit nicht vorkommenden staatlichen Institutionen zu vergleichen und dadurch zu einer völlig schrägen Betrachtungsweise zu gelangen, Jacob G. Hornberger führt die intellektuelle Kargheit öffentlicher Debatten und das Abschotten dieser vor libertären Argumenten darauf zurück, daß die geistig erlahmten Staazis diesen ohnehin nicht gewachsen sind und Stefan Molyneux zeigt sehr eindrücklich warum diese Diskussionsverweigerung der Staazis durchaus auch ihr Gutes hat: so verplempern wir unsere kostbare Lebenszeit wenigstens nicht in fruchtlosen Debatten mit hirnfreien Vollhonks!

3 comments:

Michel said...

Danke für den Verweis auf Roland Vaubel, den kannt ich bisher noch nicht. Er scheint recht ähnlich wie ich zu argumentieren. Manche Gedanken sind zu gut, als dass nur einer sie denkt.

B.L.O.G. said...

...und tippe DDH dankend an meinen virtuellen Hut...

Libertarian said...

Roland Baader schreibt:

"Nach dem weltweiten Zusammenbruch des auf den Ideen-Sockeln von Marx und Lenin errichteten Sozialismus / Kommunismus hat die marxistische Kritik an Liberalismus und Kapitalismus ausgedient (wenn auch keinesfalls an allen Orten; so lebt sie beispielsweise in der im Bundestag vertretenen PDS recht munter weiter). Doch hat sich damit an der weltumspannenden Markt- und Liberalismusfeindlichkeit der Intellektuellen kaum etwas geändert. Das alte Lied wird weitergesungen; ausgewechselt wurde nur die Wortlyrik der Chormusikanten. Eine trickreiche Grundmelodie bei diesem Gesang ist jedenfalls gleichgeblieben: Der „Kapitalismus“, wie man ihn angeblich in der realen Welt vorfindet – in Wirklichkeit also seine sozialdemokratische Krüppelform – wird mit jenem Sozialismus verglichen, der in der idealen Vorstellungswelt seiner Apologeten herumgeistert und in dieser Form noch niemals seine Lebensfähigkeit bewiesen hat (und gewiß auch niemals wird beweisen können). Gegenübergestellt werden also der sozialistisch deformierte Rumpfkapitalismus der realen Welt auf der einen Seite – und der himmlische Sozialismus der Ideenwelt auf der anderen Seite. Wenn der Diskurs ehrlich wäre, dann müßte stattdessen verglichen werden: Der Sozialismus wie er auf dem halben Globus manifest gewesen ist (und wie er sich aufgrund seiner systemimmanenten Defekte auch gar nicht anders manifestieren kann, wenn man ihn auf die Realität losläßt) – mit dem Kapitalismus wie er sein könnte, wie man ihn aber nirgendwo auf der Erde jemals zugelassen hat. Sinngemäß ist ein solcher Vorschlag vom britischen Ökonomen Arthur Seldon formuliert worden.11
Ein ähnlicher, eher noch wirksamerer Trick der schreibenden und argumentierenden Zunft der Freiheitsfeinde verbirgt sich hinter der Methode, negative Erscheinungen im Kapitalismus (besser: in den halbwegs liberalen Gesellschaften mit einer halbwegs marktwirtschaftlichen Ordnung) zu benennen und diese alsdann dem Kapitalismus als ursächlich zuzuschreiben, obwohl sie nicht Merkmale der kapitalistischen Realität sind, sondern Merkmale einer jeden Realität – jedenfalls einer jeden Realität diesseits der Steinzeit.12 Auf diese Weise wird alles, was sich am Wandel der Welt unbequem oder gar schmerzlich gestaltet, als Folge oder als systematische Begleiterscheinung „des Kapitalismus“ oder „des Neoliberalismus“ dargestellt. So auch das von den modernen Kommunikationstechniken und von der sogenannten Globalisierung – und überhaupt von jedem Fortschritt erzwungene Flexibilitäts-Erfordernis.
Als ein eher harmloses – aber gleichwohl symptomatisches – Beispiel hierfür kann das Buch des Amerikaners Richard Sennet „Der flexible Mensch – Die Kultur des neuen Kapitalismus“ dienen. Letztlich ist Sennet zwar kein Antikapitalist, tappt aber in genau die Falle, die von den Freiheitsfeinden schon tausendfach ausgelegt wurde. Er beklagt die Unstetigkeit der modernen Entwicklungen und befürchtet, daß eine soziale Ordnung über kurz oder lang ihre Legitimität einbüßt, wenn sie den Menschen keinen tieferen Grund geben kann, sich umeinander zu kümmern. Es wird also nicht nur die – zweifellos von vielem entwurzelnde – neue Zeit, das Schnellebige und Wandelbare der modernen Zivilisation (einer jeden modernen Zivilisation) als „Kapitalismus“ bezeichnet, sondern es werden diesem „Kapitalismus“ auch die Erscheinungsformen des Sozial- und Wohlfahrtsstaates zugerechnet, die in Wirklichkeit als Folgen der kollektivistischen Solidarzwänge ganz entscheidend dazu beigetragen haben, daß sich die Bürger tatsächlich weniger persönlich umeinander kümmern. In Wahrheit aber gäbe es in einem echten Kapitalismus – in einer freien Marktwirtschaft – sehr wohl einen „tieferen Grund“, sich umeinander zu kümmern, ganz einfach deshalb, weil die Menschen immer und überall dort Institutionen des Kümmerns entwickelt haben und entwickeln, wo sie sich nicht (mehr) an das anonyme Umverteilungskollektiv wenden können, sondern feststellen, daß sie aufeinander angewiesen sind."