Tuesday, December 18, 2007

"Not a libertarian nor a pacifist"

Der englische Spectator über das Phänomen Ron Paul, an dessen überaus erfolgreicher Kampagne inzwischen auch die europäische Mainstream-Presse nicht mehr vorbeikommt:

"Paul is not a libertarian or a pacifist or a cyber-utopian. What he espouses is old-fashioned conservatism — so old-fashioned, in fact, that it is scarcely recognisable as conservatism. Since socialism is not in the Constitution, Paul refuses on principle to accept his congressional pension, just as he refused to accept Medicare and Medicaid payments when he was a doctor. His campaign in New Hampshire is the rump of the 1992 and 1996 Pat Buchanan campaigns, built around voters who oppose abortion and any restriction on their right to carry guns. Like the backers of the UK Independence party, he views old constitutional arrangements as unimprovable, and thinks bureaucratisation and constitutional tinkering inevitably bring a price in liberty."

5 comments:

Dominik Hennig said...

Persönliche Anmerkung: Im Gegensatz zu Fabio Bossi sehe ich durchaus erhebliche Risiken, die mit der Paulaner-Kampagne verbunden sind, aber anders als meine Paxx-Kollegen überwiegen in meinen Augen dann immer noch die Chancen der Popularisierung der Idee (wie das auch David D. Friedman für die “Party of Principle” geltend macht) die Risiken. Persönlich scheint mir Paul auch durchaus integer zu sein. Dennoch: das fortwährende Mantra “Konstitutionalismus” ist theoretisch schwachbrüstig. Dazu vielleicht ein schönes Mencken-Zitat:

„Verfassungsmäßige Einschränkungen haben wenig Einfluß auf ihre [der Regierung] Handlungen, denn der einzige Apparat, der sie wirksam machen könnte, befindet sich in ihrer Gewalt. In der Tat will kein Herrscher ein konstitutioneller Herrscher sein, am wenigsten derjenige, dessen Regierung befristet ist, der also das Eisen schmieden muß, solange es heiß ist. In Republiken wie in konstitutionellen Monarchien ist die Geschichte der Regierung eine Geschichte aufeinanderfolgender Usurpationen. Ich will mich nicht der Banalität schuldig machen, auf die Fälle Lincoln und Wilson hinzuweisen. Kein Mensch könnte den Wunsch haben, in genauer Übereinstimmung mit der Verfassung Präsident der Vereinigten Staaten zu sein. In der bloßen Ausführung der Gesetze liegt kein Machtbewußtsein; dieses entsteht erst, wenn man sie umgeht oder vermehrt.“

H. L. Mencken, Demokratenspiegel

Fabio Bossi said...

Ich sehe viel größere Risiken, wenn nichtmal diejenigen, die überhaupt verstehen wovon Ron Paul überhaupt redet, ihn nach Kräften unterstützen.
Zum Konstitutionalismus gibt es ja auch das schöne Zitat (de Jasay?), wonach sie ein Keuschheitsgürtel sei, zu dem die Dame den Schlüssel hat. Ich stimme dem ja zu 100% zu.

Das sind alles Überlegungen, die die Paxxler hoffentlich noch lange im luftleeren Raum werden führen dürfen. Ich würde es ihnen und uns von Herzen gönnen, aber irgendwie bewegen wir uns nach meiner Wahrnehmung ganz und garnicht in diese Richtung. Nenn` mich paranoid, aber ich empfinde die Lage als etwas zu dringlich, um solche Finessen auszutauschen.

Ich frage mich immer wieder, was ihr gesagt hättet, wenn euch jemand vor 12 Monaten gesagt hätte, daß mal ein Präsidentschaftskandidat der USA Mises zitieren würde, die FED und die IRS abschaffen wollen würde und damit eine internationale Jugendbewegung lostreten würde. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß ihr dann gesagt hättet, daß ihr es nicht einfach super findet, sondern Bedenken hättet, wegen ev. "Gefahren" bzgl. orthodoxer anarchistischer Vorstellungen.

Dominik Hennig said...

Die Gefahr liegt dort begründet, wo Ihr Euch der Illusion hingebt, durch die Hinwendung anständiger Menschen zur Politik werde die Politik anständig.

Mencken schreibt: „Das Ideal der Demokratie ist also endlich erreicht: für einen Gentleman ist es eine seelische Unmöglichkeit geworden, im Bundesstaat ein Amt zu versehen, es sei denn durch eine Verkettung von Wundern, die selbst Gottes Erfindungsgabe stark in Anspruch nehmen würde. Ein Nachtrag zur Verfassung hat diese Tatsache unterstrichen: jeder Staatsbeamte muß, wenn er schwört, der Verfassung dienen zu wollen, bei seiner Ehre den Eid leisten, daß er, ans Sterbebett seiner Großmutter gerufen, der alten Dame keine Flasche Wein mitbringen wird. Er mag das sagen, aber es trotzdem tun, was ihn zum Lügner macht, oder aber es sagen und nicht tun, was ihn zum Schwein stempelt. Aber trotz dieses schweren Dilemmas gibt es noch Idealisten, hauptsächlich berufsmäßige Liberale, die behaupten, daß es die Pflicht jedes Gentleman sei, sich der Politik zuzuwenden – daß es aus diesem Sumpfe in dieser Richtung einen Ausweg gebe. Dieses Hilfsmittel erscheint mir genauso lächerlich wie alle derartigen Kuren, die von Liberalen empfohlen werden. Wenn sie dafür plädieren, so plädieren sie nur mit wenig veränderten Worten dafür, daß es gegen die Prostitution ein Mittel gibt: die Bordelle mit Jungfrauen zu füllen. Meinem Gefühl nach würde dieses Mittel wenig nützen: entweder würden die Jungfrauen aus dem Fenster springen, oder sie würden aufhören, Jungfrauen zu sein.“

Fabio Bossi said...

Wie soll ich mit Dir diskutieren, wenn Du mir unterstellst, was ich nicht tue, nämlich mich der besagten Illusion hinzugeben?
Ich will und kann Dir garnicht widersprechen, weil ich nie das Gegenteil behauptet habe.
Darum geht es aber nicht. Ich habe zwar nicht verstanden, wie "Ihr" Euch den Übergang/Umbruch vorstellt, aber ich lasse mich gerne belehren. Allerdings habe ich den Eindruck, daß Deine Kritik keine Alternative anbietet.
Und sorry, aber "Gefahren" - und dabei bleibe ich - sehe ich eher, wenn Menschen wie Du, von denen es viel zu wenige gibt (und das ist keine Schmeichelei), nicht ihr intellektuelles Gewicht in dieser "battle of ideas" in die Wagschale der Freiheit werfen.

Du hast doch sogar "Free Burma" unterstützt und auch nicht "gewarnt", daß die Mönche sich der Illusion hingäben, auf diese Weise den Etatismus auf einen Schlag zu vertilgen (was diese im Gegensatz zu vielen Ron Paul Revolutionären, auch nicht mittel- bis langfristig anstreben).

Ich halte es da mit Thoreau:

"Ich habe mir den Wahlspruch zu eigen gemacht: "Die beste Regierung ist die, welche am wenigsten regiert"; ..."Die beste Regierung ist die, welche gar nicht regiert"; und wenn die Menschen einmal reif dafür sein werden, wird dies die Form ihrer Regierungsein."

PS:

Schau Dir mal Pauls Interview bei Glenn Beck an (siehe meinen Blog).
Ich hatte Tränen in den Augen. Libertarismus bei CNN!

Fabio Bossi said...

Vielleicht kannst Du aus diesem Artikel das Potential der Bewegung erspüren:

http://europe4ronpaul.blogspot.com/2007/12/ron-paul-revolution-spreads-to-thinking.html