Wednesday, February 14, 2007

Bildungsdefizit

Daß liberale Reformen und liberale Ideen generell in Deutschland, dem Land der Staatsmetaphysik, überhaupt seit mehr als hundert Jahren keine gute Presse haben, wissen wir seit Oswald Spenglers Diktum:

»Es gibt in Deutschland verhaßte und verrufene Grundsätze, verächtlich aber ist auf deutschem Boden allein der Liberalismus«

Oswald Spengler, Preußentum und Sozialismus, 1920, S.34



Die baden-württembergische Landes-Chefin der "Liberalen Initiative Mittelstand" führt die augenblickliche Ablehnung, die liberalen Ansätzen in der Bevölkerung entgegenschlägt, auf allgemeine Unwissenheit und ein grassierendes ökonomisches Bildungsdefizit zurück. In ihrem eigenen Mitteilungsblatt LIMPULS führt sie unfreiwillig vor, wie weit sich dieses eklatant klaffende Bildungsdefizit auch längst in vorgeblich "liberalen" Parteien und deren Vorfeldorganisationen eingenistet hat.

Anders als etwa der radikal-libertärer Neigungen unverdächtige Ordo-Liberale Prof. Joachim Starbatty fordern die "liberalen" Mittelstandslobbyisten unverholen noch mehr strategische etatistische Industriepolitik. Daß die USA milliardenfach Steuergelder für Raumfahrt und Rüstung verschleudern wird von ihnen gar als vorausschauend und innovationsfördernd positiv hervorgehoben.

Unter anderem heißt es in dem kuriosen Papier:

"Öffentlich finanzierte Forschung muss der Öffentlichkeit leichter zugänglich gemacht werden, ja propagiert [!] werden
...


Wiederentdeckung der Industriepolitik mit dem Ziel eine stärkere und innovative europäische Industrie zu schaffen
...


Ein Neoliberalismus [!], der jegliche Staatsintervention ablehnt, ist nur im nationalen Rahmen möglich. Europäische Champions müssen sich gegen andere Champions, die von ihren Staaten unterstützt werden, behaupten können."


In einem anderen Beitrag über eine Rede des abgehalfterten Ex-Staatssekretärs im Landeswirtschaftsministerium, Dr. Horst Mehrländer, dessen ökonomische Schimmerlosigkeit selbst in gelbsozialistischen Parteikreisen weithin unangefochtenen Seltenheitswert besitzt, wird die deutsche Filmföderungspolitik mit steinzeit-keynesianischer Argumentation angepriesen. O-Ton:

"Der idealtypische Markt steht für Wettbewerb, Leistung, Innovation. Wo staatliche Intervention diese Möglichkeit erst eröffnet, erst Markt schafft, sind wir Liberale gestaltend dabei."


Ein schreiendes Bildungsdefizit!

1 comment:

Herfried said...

Vor allem: Was hat das ganze industriepolitische Gesülze mit "Mittelstand" zu tun?!?!?