Das im Wahlkampf allgegenwärtige Motiv des change macht auch vor der republikanischen Partei nicht halt, in der heftige Flügelkämpfe stattfinden. Noch 2004 gelang es Bushs Chefstrategen Karl Rove, die alte Reagan-Koalition aus Fiskalkonservativen, »Falken« und evangelikalen Christen zu erneuern. Durch die Beschwörung von Familie, Vaterland und Religion sowie eine höchst effektive, religiöse Basisarbeit konnten auch viele wertkonservative Lohnabhängige integriert werden. Am Ende der Ära Bush scheint dieses Bündnis geschwächt. »The Party’s Over« titelte das Magazin Newsweek.Das läßt hoffen. Bemerkenswert auch, daß die Jungle World - anders als der Medien-mainstream - die Kandidatur von Ron Paul (der übrigens gestern abend auf CNN wieder trotz knapper Redezeit einen verdammt guten Job gemacht hat und wohl selbst bei seinen innerparteilichen Gegnern aufgrund seiner Prinzipienfestigkeit ein hohes Maß an Respekt und Bewunderung genießt) nicht totschweigt:
Überraschend viele Spenden erhielt dagegen die Kampagne des radikalliberalen Bush-Kritikers Ron Paul. Die Anhänger dieses texanischen Abgeordneten im Repräsentantenhaus vernetzen sich vor allem in der Bloggersphäre. In virtuelle Basisarbeit konnten seine Unterstützer Spenden im zweistelligen Millionenbereich sammeln. Paul, der bei den Vorwahlen in Nevada überraschend auf den zweiten Platz kam, ist der schillerndste Kandidat der GOP. Als Isolationist ist er einer der Wortführer der konservativen Gegner des Irak-Kriegs. Seine innenpolitischen Positionen konzentrieren sich auf die radikale Deregulierung des Staats sowie die rabiate Abwehr illegaler Einwanderer durch private Grenzschützer.
Von entscheidender Bedeutung ist aber dieser Satz:
Um Eintracht in der GOP herzustellen, wäre ein klarer Vorwahlsieg der Hassfigur Hillary Clinton wichtig.Es wäre aus linkslibertärer Sicht sehr zu wünschen, wenn es nicht gelänge, diese Eintracht der GOP, diese 8 Jahre Bush ermöglichende Karl-Rove-Koalition, wiederherzustellen.
Aufregung konnte er [Giuliani] bislang vor allem unter seinen innerparteilichen Gegnern erzeugen, die ihm im American Conservative wegen seiner Teilnahme an New Yorker Gay-Pride-Paraden Verrat an der Partei vorwerfen. Nun fehlt den Republikanern zur Einigung ein ebenso polarisierender wie einigender demokratischer Gegner. Bis zu dessen offizieller Kür findet der Wahl- und Kulturkampf der Republikaner in den eigenen Reihen statt.
Was für ein bigotter Sauhaufen! Vier weitere qualvolle Jahre republikanische Präsidentschaft, etwa eines Autoritaristen vom Schlage McCains, erträgt Amerika nicht. Darum hoffe ich auf einen Sieg von Barack Obama am Super-Duper-Tuesday bei den Demokraten und ein unerwartet starkes Abschneiden des "unechten Republikaners" Ron Paul (ideal wäre natürlich der Sieg) bei den Republikanern!
Von allen Kandidaten war von Anfang an Ron Paul die wünschenswerteste, weil idealistischste Option. Von allen realistischen Optionen ist Obama die einzig erträgliche. Für einen libertären Präsidenten, so wie wir ihn uns wünschen, ist wohl die Zeit - ich betone: leider - noch nicht reif. In the short run wäre aber mit einem Präsidenten, der wenigstens das von Paranoia, Aggression, Zukunftsangst und bisweilen auch Haß geprägte Klima entgiften würde, schon viel gewonnen. Obama ist das jetzt maximal Erreichbare während Ron Paul mit seiner überaus verdienstvollen Kandidatur, die wesentlich und nachhaltig zu einer Popularisierung der libertären Idee beitrug - und immer noch trägt (ich rechne bspw. in Texas noch mit einer erfreulichen Überraschung!) - und dabei weit über Amerikas Grenzen hinausstrahlt, den Grundstein gelegt hat für das, was wir gemeinsam langfristig erstreben sollten: liberty and peace!