Tuesday, June 21, 2005

Wir brauchen einen liberalen Radikalismus!


Schon Hayek wußte, daß wir, die Freunde der Freiheit, innerlich brennen müssen, um die Eisberge um uns herum zum Schmelzen zu bringen!


"Wir müssen die Einrichtung einer freien Gesellschaft wieder zu einem intellektuellen Abenteuer machen, zu einer mutigen Tat. Was uns fehlt, das ist ein liberales Utopia, das ist ein Programm, das weder als bloße Verteidigung der Dinge, wie sie sind, noch als abgeschwächte Form des Sozialismus erscheint, das ist ein wahrhaft liberaler Radikalismus, der sich nicht vor Kritik an den Mächtigen (einschließlich der Gewerkschaften) scheut, der nicht zu streng praktisch ausgerichtet ist und der sich nicht selbst auf das beschränkt, was heute als politisch möglich erscheint.

Wir brauchen intellektuelle Führer, die darauf vorbereitet sind, den Verlockungen von Macht und Einfluß zu widerstehen und die gewillt sind, für ein Ideal zu arbeiten, wie gering auch die Aussichten auf eine schnelle Realisierung sind. Sie müssen Menschen sein, die sich an Prinzipien halten wollen und für ihre vollständige Realisierung kämpfen, wie weit entfernt diese auch sein mögen. ... Freier Handel und Freiheit der Chancen sind Ideale, die die Begeisterung einer großen Zahl wecken können, aber eine bloße "vernünftige Freiheit des Handels", eine "Erleichterung der Kontrollen" ist weder intellektuell achtbar noch geeignet, irgendwelchen Enthusiasmus auszulösen.

Das wichtigste, was ein wahrer Liberaler aus dem Erfolg der Sozialisten lernen muß, ist, daß es ihr Mut zur Utopie war, der ihnen die Unterstützung der Intellektuellen und damit einen Einfluß auf die öffentliche Meinung gebracht hat, der heute Dinge möglich macht, die noch kürzlich weit entfernt schienen. Diejenigen, die sich ausschließlich dem gewidmet haben, was beim aktuellen Stand der Meinungen praktikabel schien, haben schnell bemerkt, daß selbst das im Ergebnis von Veränderungen in der öffentlichen Meinung, zu deren Änderung sie nichts getan haben, schnell politisch unmöglich wurde.

Wenn wir die philosophischen Grundlagen einer freien Gesellschaft nicht wieder zu einem lebendigen intellektuellen Thema machen können und deren Verwirklichung zu einer Aufgabe, die den Einfallsreichtum und die Vorstellungskraft unserer lebendigsten Geister herausfordert, sind die Aussichten für die Freiheit tatsächlich finster. Aber wenn wir den Glauben an die Macht von Ideen wiederherstellen können, der den Liberalismus vor allem auszeichnete, ist die Schlacht noch nicht verloren."

Friedrich A. von Hayek, "The Intellectuals and Socialism", 1964

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