Aus aktuellem Anlaß scheint es mir geboten, dieses Zitat mal wieder in Erinnerung zu rufen:
«Aber gerade weil wir es für so gesund halten, dass es Lob so gleichmütig wie Tadel ertragen kann, dürfen wir dieses Land, das eines der schönsten Beispiele der Geschichte für die innere Größe der äußeren Klarheit darstellt, der übrigen nach Orientierung strebenden Welt als höchst lebendige und überzeugende Entkräftung der Behauptung vorhalten, dass die Grundprobleme der Massenzivilisation, der Demokratie und die Moralkrise des Abendlandes unlösbar seien. Gewiß ist die Schweiz eine Ausnahme in dem Sinne wie alles in der Geschichte einigermaßen Gelungene, aber doch nicht in dem Sinne von etwas, dem nicht als einem Ideal überall kräftig nachzustreben wäre. Ein Werk genossenschaftlich verbundener und freiheitsliebender Bauern und Bürger, hat es der Welt den harmonischen Ausgleich von Bauerntum und Stadtkultur vorgelebt und aus dieser Kombination die Kraft bezogen, die konservativen und vorwärtstreibenden Kräfte der Geschichte, Kontinuität und Beweglichkeit, Tradition und Modernität, Vernunft und Glauben, Technik und Humanität, Tapferkeit und Friedensliebe, Ordnung und Freiheit, Gemeinschaft und Individuum, Wohlstand und Innerlichkeit zu einer die Extreme meidenden Einheit zu verschmelzen. Nur dann vielleicht, wenn man die Erfahrungen von Jahrtausenden der Geschichte und das Beispiel der meisten anderen Länder vergleichend an sich vorüberziehen lässt, nicht aber wenn man an allen Unvollkommenheiten und Fehlern haften bleibt, kann man voll ermessen, was es heißt, dass sich hier im Herzen Europas ein Land befindet, welches allein unter seinesgleichen dank eigener Kraft und seinen Bergen, dank aber auch einer gütigen Vorsehung und den Konstellationen der Geschichte – Die providentia et confusione hominum – sich ohne zerrüttende Dosen des Sozialgiftes des Feudalismus und einigermaßen frei von der Erbsünde der Gewalt und Ausbeutung hat entfalten und formen können.»
Wilhelm Röpke, Die Gesellschaftskrisis der Gegenwart, Bern 1979
Und zur Frage der Migration aus liberaler Sicht schreibt Röpke:
«Erstens: es gibt keine Entschuldigung und Rechtfertigung für Beschränkungen der Auswanderung. Zweitens: die gegenwärtigen Beschränkungen der Einwanderung sind besonders unhaltbar im Falle der Einwanderung von Angehörigen der geistig führenden und wirtschaftlich leitenden und unternehmenden Klasse. Drittens: was die Masseneinwanderung betrifft, so besteht zweifellos nicht nur das Recht, sondern sogar die Pflicht jeder Nation, sie einer qualitativen Kontrolle zu unterwerfen, die das geistige Patrimonium, die politische Tradition, den ethnisch-sprachlichen Charakter und die soziale Struktur des Landes vor einer unter diesen Gesichtspunkten unerwünschten Einwanderung schützt.»
Wilhelm Röpke, Internationale Ordnung, 1979
Wer mehr über den ordoliberalen Denker Wilhelm Röpke erfahren möchte, sei auf Gerd Habermanns Röpke-Brevier "Das Mass des Menschlichen" verwiesen sowie auf die Arbeiten von Bernhard Ruetz vom Röpke geistig nahestehenden Liberalen Institut in Zürich.
Thursday, September 28, 2006
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