Wenn jetzt schon eine Mozart-Oper, (deren wie immer im kultursubventionierenden Staat nicht werkgetreue und ästhetisch allenthalben fragwürdige, weil von Publikumsrücksichten weitgehend befreite Inszenierung man sicher nicht gesehen maben muß), auf Druck von oder vorauseilender Scheu vor muselmanischen Glaubenseiferern, nun abgesetzt werden muß, dann ist damit eindeutig der Rubicon überschritten worden. Wenn sich eine bestimmte Gruppe anmaßt, darüber zu entscheiden, welche Karikaturen erlaubt, welche Zitate und religionswissenschaftlichen Text-Exegesen zulässig, welche Opern-Aufführungen nach ihrem Gutdünken hinnehmbar sind und welche nicht, dann ist die Machtfrage im Land gestellt. Und die verlangt nach einer Antwort, nicht nach besänftigenden Phrasen des Eiapopeiah. Wer noch an die Freiheit glaubt, dessen Geduldsfaden hat die moralische Pflicht, zu reißen!
Es ist Zeit, Flagge zu zeigen, ehe es zu spät ist. So wie der orientalische Despot Osmin in Mozarts Oper "Entführung aus dem Serail" schon in drastischen Worten ("Oh wie werd' ich triumphieren, wenn sie Euch zum Richtplatz führen, und die Hälse schnüren zu, schnüren zu, schnüren, schnüren, schnüren zu...") verspricht, verheißt die Begegnung mit dem schlechthin Unversöhnlichen nur eines: die Gewißheit eines Kampfes, dem man durch immer unterwürfigeren und selbstverleugnenderen Servilismus dennoch nicht wird ausweichen können. Ich rede hier nicht dem Kampf spätberufener Jakobiner, die sich quasi-dschihadistisch für auserwählt halten, der gesamten Menschheit ihre Vorstellung von "Democracy" aufzuzwingen, das Wort. Es ist mir nicht darum zu tun, weltweit irgendwelche willkürlichen "westlichen" Standards durchzusetzen und "Befreiungskriege" mit dem Geld und dem Leben europäischer und amerikanischer Bürger zu führen.
Es geht mir nur um eines: die Erkenntnis zu wecken, daß Mut und Entschiedenheit vonnöten sind, um die Zumutungen der islamistischen Nötigungskampagnen gegen unser Verständnis von Freiheit in Kunst, Kultur, Presse, Lebensstil und allen Bereichen der Gesellschaft klar und unmißverständlich zurückzuweisen. Über diese Freiheiten führen wir KEINEN Dialog mehr. Wir setzen sie durch!
Tuesday, September 26, 2006
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3 comments:
Hallo Dominik,
hast schon Recht damit, aber findest du es nicht auch ganz schön seltsam, dass auf einmal nicht nur die wirklich toleranten Menschen, sondern auch die ganze komplexbeladene Republik für die Meinungsfreiheit eintritt, wenn es gerade politisch opportun ist?
Passt irgendwie zum Topic:
Ayaan Hirsi Ali
Der Islam befindet sich in einer furchtbaren Krise
Von Christian Geyer
Will die religiösen Reformkräfte stärken: Ayaan Hirsi Ali
22. September 2006
Auch Ayaan Hirsi Ali ist dagegen, die muslimische Bevölkerung unter Generalverdacht zu stellen. Auch sie hält nichts davon, mit der Vokabel „Kampf der Kulturen“ zu fuchteln. Auch sie gehört zu denjenigen, die nicht der Meinung sind, daß der Islam nur Schlechtes und Inhumanes in die Welt gebracht hätte („Der Prophet lehrte uns natürlich auch viel Gutes“). Auch sie verwirft die Ansicht, daß alles, was erlaubt sein muß zu sagen, deshalb auch schon geboten sei zu sagen. Auch Frau Ali sieht die Lösung der Weltkonflikte nicht darin, nun ganz einfach die Regeln des Anstands und des Taktgefühls über Bord zu werfen.
Warum aber, wenn doch Ayaan Hirsi Ali so zivile Selbstverständlichkeiten vertritt, steht sie seit Jahren unter Personenschutz, macht keinen Schritt mehr ohne Bodyguards? Warum war sie zuletzt die gefährdetste Person Hollands? Warum rissen die Morddrohungen gegen sie nicht ab?
Ein Vermächtnis für Europa
Man sollte frei über den Islam sprechen dürfen
Weil Ayaan Hirsi Ali, die bekannteste Frauenrechtlerin und Islam-Kritikerin Hollands, noch etwas anderes vertritt als nur die genannten Dinge. Weil sie offen, hart und schneidend davor warnt, zivile Selbstverständlichkeiten als Diskursmaske zu gebrauchen, hinter der eine andere, ganz grundlegende zivile Selbstverständlichkeit verstummt. Ayaan Hirsi Ali meint die Selbstverständlichkeit, daß sich der Islam an den Menschenrechten zu messen habe und nicht etwa umgekehrt die Menschenrechte sich am Islam zu messen hätten. Ihre These, für die sie ihr Leben riskiert, ist sehr einfach. Sie lautet, kurz zusammengefaßt: Wie soll man über den Islam sprechen dürfen? Antwort: Frei.
Diese Freiheit nimmt sie sich auch in ihrem neuen Buch, das nächste Woche mit vorgezogenem Erscheinungstermin in die Buchhandlungen kommt - geschrieben gleichsam als Vermächtnis für Europa, bevor sie in die Vereinigten Staaten übersiedeln, dort für das American Enterprise Institute arbeiten wird. Das Buch heißt „Mein Leben, meine Freiheit“ und erzählt noch einmal, wie alles kam: wie sie als Muslime von Somalia über Kenia Anfang der neunziger Jahre in die Niederlande floh, wie sie der Zwangsverheiratung entkam, wie sie, um nicht aufgespürt zu werden, unter anderem Namen Asyl beantragte, in Leiden Politik studierte, sodann bei der Parteistiftung der Sozialdemokraten arbeitete und schließlich als Abgeordnete für die liberale Partei VVD.
Wie eine Kampfmaschine gerüstet
Plädoyer für die Befreiung der muslimischen Frauen
Zusammen mit dem später ermordeten Theo van Gogh hatte sie einen islamkritischen Kurzfilm gemacht. Wir kennen ihre Geschichte in groben Zügen schon aus dem Bestseller „Ich klage an. Plädoyer für die Befreiung der muslimischen Frauen“. Ihr neues Buch ist mit mehr Ruhe geschrieben, es reflektiert ihre Erfahrungen mit mehr Abstand, haut aber ganz bewußt noch einmal in dieselbe Kerbe hinein. Nur so, durch das beharrliche Bestehen auf den Freiheitsrechten gegenüber dem Islam, läßt sich ihrer Meinung nach die blockierte Kommunikationssituation aufbrechen. Eine muß die Bresche schlagen, sagte sie sich, und so „beschloß“ sie, wie es im Buch ganz unnachahmlich heißt, „eine monothematische Politikerin zu werden“. Wie ein Panzer rollt sie durch das im Wortsinn verminte Gelände hindurch - in der Hoffnung, auf diese Weise die Reformkräfte im Islam zu stärken und dem Westen Illusionen auszureden.
Eine zierliche, zerbrechlich wirkende Frau - gerüstet wie eine Kampfmaschine, entschlossen, sich durch nichts von ihrem Thema abbringen zu lassen. „Alle diese persönlichen Angriffe sollten im Grunde vom eigentlichen Thema ablenken - es ging nicht um mich; meine Person spielt keine Rolle. Es geht um Mißhandlung und wie sie in einer Religion verankert ist, die Frauen ihre Rechte als Menschen abspricht. Es geht darum, daß diese Mißhandlungen an Frauen und Kindern in Europa stattfinden. Es geht darum, daß sich Regierungen und Gesellschaften nicht mehr hinter dem hohlen Vorwand der Toleranz verstecken dürfen, sondern das Problem erkennen und sich ihm stellen müssen.“
Das zentrale Thema des 21. Jahrhunderts
Nicht weil sie paranoid wäre, ist sie monothematisch, sondern weil sie kühl die Dramaturgie der öffentlichen Meinungsbildung kalkuliert. „Meine Beschneidung hat sich durchaus nicht auf meine Verstandeskräfte ausgewirkt. Und ich würde es vorziehen, wenn meine Argumentation aufgrund ihrer Schlüssigkeit beurteilt würde und nicht aufgrund meiner Eigenschaft als Opfer.“ Sie fürchtet sich nicht, als Besessene, als Renegatin verschrien zu werden bei einem Thema, das sie für das zentrale des 21. Jahrhunderts hält. Sie fordert das Ende der strategischen Diskussion, in die sie sich „onkelhaft und fürsorglich“ verwickelt sah, sobald sie auch nur den Mund auftat: „Wenn ich sagte, die Lage muslimischer Frauen müsse sich ändern, und zwar jetzt, bat man mich immer um Geduld oder man bezeichnete mich gleich als ,rechts'. Ob sich das die Bergarbeiter im neunzehnten Jahrhundert wohl auch hatten anhören müssen, als sie für ihre Rechte kämpften?“
Wo derart machtvoll gemauert wird - durch Selbstzensur angesichts einer stets präsenten Bedrohungskulisse -, geht es um ein Immer-wieder-Anrennen gegen die schwächste Stelle der Mauer. Anders, sagt Frau Ali, anders ist kein Durchkommen. Sobald der Diskurs aufhört, sich auf einen Punkt zu konzentrieren, sobald er sich flächig in Erwägungen verliert, gibt er sein Thema, die Gewalt im Islam, preis. Dann wird es durch „Ja, aber“ so lange relativiert, bis es als solches nicht mehr kenntlich ist. Dann heißt es: „Ja, es ist furchtbar, Menschen zu töten, aber.“ Aber „sensibel und respektvoll“ bleiben, wenn man über anderer Leute Religion spricht. Dann parliert man gepflegt über alle möglichen Auslegungen, über soziale und politische Hintergründe und hält es für ein unziemliches, ja ordinäres Unterfangen, die Gewaltfrage nackt, elementar, eben pamphletistisch zu stellen.
„Ich wollte wie Popper sein“
Zu ihrer Strategie der elementaren Kommunikation gehört, sich begriffsstutzig zu stellen, wenn einer dieses pamphletistische „ohne Wenn und Aber“ brisant finden sollte. „Brisant? In einem Land, in dem die Prostitution und weiche Drogen legal sind, in dem Sterbehilfe und Abtreibung praktiziert werden, in dem junge Männer im Fernsehen weinen, am Strand nackte Leute herumlaufen und im Fernsehen Witze über den Papst gerissen werden? In dem der beliebteste Schriftsteller, Gerard Reve, einmal fantasierte, mit Gott in Gestalt eines Esels Sex zu machen - eines Tiers, das ihm als Metapher für Gott diente? Warum sollten meine Aussagen in einem solchen Kontext auch nur ansatzweise ,brisant' sein?“ Wenn Ayaan Hirsi Ali eine Strategie hat, dann diese: die offene Gesellschaft beim Wort zu nehmen. Sagt sie an einer Stelle doch tatsächlich wie nebenbei: „Ich wollte wie Popper sein.“ Man vernimmt die Ironie, mit der sie sich gegen die akademischen Beschwichtiger wendet: nicht wie Martin Luther King oder so - nein, wie Popper.
Ayaan Hirsi Ali spricht von der strukturellen Gewalt des Islam und warnt davor, die Unterscheidung von Islam und Islamismus als Diskursmaske zu mißbrauchen. Wie weit trägt es, eine vermeintlich reine Lehre von ihrer kulturellen Verformung zu trennen, wenn sich die Praxis der Gewalt stets auf die reine Lehre beruft - und zwar ohne daß ein schiedsrichterlicher Spruch mit universaler Autorität eine Fehlexegese feststellen könnte? In diese Flanke zielt Ayaan Hirsi Ali, wenn sie die Religion selbst zur Verantwortung zieht und ihre Reform fordert. „Ich hatte den Eindruck, daß sich der Islam weltweit in einer furchtbaren Krise befand. Ein Muslim konnte doch die Kluft zwischen Vernunft und unserer Religion nicht einfach ignorieren? Jahrhundertelang hatten wir uns benommen, als ob alles Wissen im Koran enthalten sei, uns geweigert, etwas in Frage zu stellen, und damit den Fortschritt verhindert. Wir hatten die Vernunft so lange gemieden, weil wir nicht in der Lage waren, sie in unseren Glauben zu integrieren. Das paßte nicht zusammen, das verursachte nur großes Leid und führte zu Fehlverhalten.“
Befreiung als Atheistin
Als sie sich vor ein paar Jahren traute, die Regeln der Textkritik anzuwenden, war alles hin. Da gab es für das heilige Buch keine Rettung mehr, und Ayaan Hirsi Ali fiel vom Glauben ab. Sie beschreibt die Szene in ihrem Schlafzimmer, als sie eines Tages vor dem Spiegel stand und laut vor sich hinsagte, daß sie nun Atheistin sei. Sie fühlte sich befreit.
Vieles, was man in diesem atemberaubenden Buch liest, wird man nicht allein auf den Islam beziehen wollen. Ayaan Hirsi Alis islamkritisches Manifest läßt sich in weiten Strecken auch lesen als Phänomenologie fundamentalistischer Deformationen von Religion schlechthin. Fast könnte man auf den Gedanken kommen: Es fordert ziemlich viel Sinn und Verstand, ein religiöser Mensch zu sein, ohne Schaden an seiner Seele zu nehmen.
Ayaan Hirsi Ali: „Mein Leben, meine Freiheit“. Die Autobiographie. Aus dem Englischen von Anne Emmert und Heike Schlatterer. Piper Verlag, München 2006. 496 S., br., 19,90 Euro.
Text: F.A.Z., 22.09.2006, Nr. 221 / Seite 39
Bildmaterial: AFP, AP, REUTERS
Detmar Doering schrieb schon vor ein paar Monaten pars pro toto zum Karikaturenstreit im lasch-liberalen Magazin "liberal" :
"Die Geschichte der Meinungsfreiheit in Europa war letztlich auch eine Geschichte des Kampfes gegen die Kirche und ihre mit Gewalt durchgesetzte Meinungshoheit. Diejenigen, die den Rechtsstaat schufen, der jeder Überzeugung gleiche Rechte zubilligte, hatten (oft unter Risiko des eigen Lebens) einen Kampf durchzustehen, bei dem in einem heute kaum mehr vorstellbaren Maße "religiöse Gefühle" verletzt wurden, weil diese "religiösen Gefühle " mit den auf Intoleranz gebauten Institutionen untrennbar verbunden waren. Diese nahmen übrigens nicht einmal auf die "religiösen Gefühle" anderer Religionsgemeinschaften Rücksicht. Es wäre eine für die europäische Zivilisation verheerende Katastrophe gewesen, hätten sich die Kämpfer für Meinungsfreiheit damals auf diesen Einwand eingelassen. Sie hätten sich zu Sklaven der intoleranten Einstellungen der Gegner gemacht. Auf heute gemünzt: Was im Karikaturenstreit an Rücksichtnahme von Leuten gefordert wurde, die selbst auf niemanden Rücksicht nehmen, stellt die Kultur des Landes (und Europas) radikal in Frage. Bedenklich ist zumal, dass es die gewalttätigen Proteste waren, die ein solches "Appeasement" hervorriefen . und nicht das stille Leiden in ihren Gefühlen Verletzter - ein klares Indiz, dass es gar nicht um persönliche Gefühle ging, sondern um politische Machtdemonstrationen. Es waren die Leute, die in jeder Hinsicht durchaus Kritik und Spott verdient hätten, denen manch einer nachzugeben bereit war!"
Und er stellte hypothetisch die Frage, was die Konsequenzen unseres permanenten Zurückweichens sein werden:
"Man stelle sich vor, man unterzöge nun alle künstlerischen Äußerungen von der Karikatur bis zum satirischen Roman einer Untersuchung. Wäre eine biographische Abhandlung über Mohammed und seinen Anspruch Prophet zu sein, erlaubt? Dürfte man Nietzsches "Gott ist tot!" in den Bibliotheken finden? Oder James Hoggs anti-calvinistische "Confessions of a Justified Sinner"? Oder Bertrand Russells atheistisches "Why I Am Not a Christian"? Oder die humanistischen "Dunkelmännerbriefe"? Oder gar William Beckfords "Vathek" - ein großes Werk der Literatur, in dem sogar heimliche Sympathie für einen Lästerer Allahs deutlich wird? Wie steht es mit diesen antiken Frevlern: Parmenides, Protagoras, Demokrit, Lukrez, Sextus Empiricus? Diderot und Freud fallen einem auch ein. Von Salman Rushdie oder Monty Pythons "Life of Brian" soll gar nicht geredet werden (...). Wenn die dänischen Karikaturen anstößig sind, sind es diese Autoren, von denen einige absichtlich "religiöse Gefühle" angriffen, schon lange! Es gebe viel neuen freien Platz in den Bücherregalen. Eine abwegige Spekulation? Das wäre schön. Aber leider sind die Verhältnisse nicht so. Mit dem gleichen "Recht", mit dem Islamisten die Karikaturen von "Jyllands Posten" verbieten wollten, haben moslemische Vereinigungen (gottlob vergeblich) kürzlich in der französischen Stadt Saint-Genis-Pouilly ein "religiöse Gefühle" verletzendes Theaterstück verbieten wollen. Es kam zu Ausschreitungen mit Verletzten und brennenden Autos. Das Stück hieß "Fanatismus, oder Mahomet der Hellseher" und war 265 Jahre alt. Der Autor hieß Voltaire. Der wurde zu Lebzeiten für seine Stücke verfolgt. Man hatte gehofft, diese Zeiten seien vorbei."
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