Wednesday, July 15, 2009

American Outlaws vs. Großkapitalisten

Vor einigen Tagen lief im Fernsehen mal wieder "American Outlaws", ein nicht besonders anspruchsvoller, aber doch recht kurzweiliger, unterhaltsamer und spannungsreicher Western, der vom jungen Kriegsheimkehrer Jesse James (gespielt von Colin Farrell) und dessen Brüdern handelt, denen ein korrupter Eisenbahnmagnat mithilfe der von Washington D.C. ausgestellten Konzession und mit dem Hinweis auf "hoheitliches Obereigentum" ihr Land wegnehmen möchte. Als sie nicht bereit sind, ihr Land für einen Spottpreis herzugeben, und sich auch nicht durch drohende Zwangsenteignung einschüchtern lassen, läßt er durch ein paar Handlanger den Farmern ihre Häuser abfackeln. Die lassen sich das nicht bieten und setzen in bester amerikanischer - und hierzulande von sauertöpfisch-teutonischen Miesepetern gänzlich unverstandener - Tradition ganz auf ihr unveräußerliches Recht auf Selbstverteidigung.

Unbedarfte Zeitgenossen dürften in dem "Robber Baron" Thaddius Raines all ihre stereotypen Vorstellungen von Wild-West-Kapitalismus verkörpert sehen, und nehmen dabei eben gerade nicht zur Kenntnis, daß es der Gewaltmonopolist Staat ist, der diese Großkapitalisten überhaupt erst in die Lage versetzt, Menschen ihr rechtmäßiges Eigentum scheinbar "legal" wegzunehmen. Die "ökonomische Macht" ist eine politik-induzierte!

Stefan Blankertz schreibt in seiner "Politik der neuen Toleranz":

„Ein konkretes Beispiel [für die Kapitalkonzentration durch Staatsinterventionismus] ist die Entwicklung der Eisenbahnen in den USA Mitte des 19. Jahrhunderts. Der erste Schub der Entwicklung geschah durch Privatinvestitionen. Ungefähr 10% der insgesamt investierten Gelder kamen aus den Staatskassen; bezeichnend genug ist, daß alle mit staatlichen Hilfen gebauten Linien bald im Bankrott endeten. In einem zweiten Schritt gegen Ende des Jahrhunderts änderte sich das Bild. Die Eisenbahnen hatten sich anfangs starken, von Kanal- und Schifffahrtsgesellschaften durchgesetzten Restriktionen gegenüber gesehen. Um diese zu umgehen, arbeiteten die Eisenbahn-Gesellschaften mit Bestechung in der exekutiven und der legislativen Politik. Zunächst benutzten sie ihren politischen Einfluß nur zur Beseitigung bzw. legalen Umgehung der Restriktionen. Dann jedoch bemerkten sie, wie günstig es ist, diesen Einfluß positiv zu nutzen, beispielsweise zum legalen Ausschluß von Konkurrenten oder gar zur legal verfügten Landenteignung im „öffentlichen Interesse“. Als es Ende der 1870er Jahre in Kalifornien wegen einer solchen Enteignung zugunsten der mit der Landesregierung unauflöslich verquickten „Central Pacific“ blutige Farmeraufstände gab, war es dann der „Markt“ und der „Kapitalismus“, der sich blamiert sah, während gleichzeitig nach staatlicher Kontrolle über die „privaten“ Eisenbahn-Gesellschaften verlangt wurde. Sicher hat sich abstrakt gesprochen das Kapital der politischen Macht zur Vergrößerung der eigenen Wirksamkeit (Profit) bedient; doch nicht aus notwendigen ökonomischen Verhältnissen heraus; sondern darum, weil es jene Macht außerhalb dieser Verhältnisse, den Staat, überhaupt gab. Wir dürfen hier Ursache und Wirkung nicht verwechseln. Wirkung ist das Übergewicht von Privatleuten; Ursache ist staatliche Intervention.“


Stefan Blankertz „Politik der neuen Toleranz. Plädoyer für einen radikalen Liberalismus“, 1988, auf S.117



Und so verhält es sich im Grunde mit allen historischen Phänomenen, in denen die Mächtigen, Reichen und Einflußreichen ihre Macht auf Kosten der Gesellschaft ausgedehnt haben und noch immer weiter ausdehnen!
Aus Kapitalismuskritik muß Staatskritik werden!

5 comments:

Dominik Hennig said...

So, es reicht, ich bin beim Waffenhändler, wenn wer fragt... ;-)

Simon Kromer said...

... und wer es ein bisschen anspruchsvoller mag, für den der Klassiker: Spiel mir das Lied vom Tod, inszeniert vom genialen Sergio Leone und untermalt mit dem berühmten Soundtrack Ennio Morricones. Der Film behandelt dasselbe Phänomen und hat in der Figur Frank, Anführer einer von Eisenbahnbaronen bezahlten Verbrecherbande, einen der wohl gemeinsten Bösewichte der Filmgeschichte hervorgebracht.

Dominik Hennig said...

Danke für den sehr guten Hinweis, Simon!

Libertarian said...

„Die Starken bedürfen nicht des Eigentums, um das, was sie für sich wollen, zu sichern, denn sie sind ja stark genug, es gegebenenfalls zu verteidigen. Das Eigentum kann demnach ausschließlich den Schwachen dienen, denn es entsteht, indem die Starken ein Verfügungsrecht von Schwachen anerkennen.“



Stefan Blankertz. Das libertäre Manifest. Über den Widerspruch zwischen Staat und Wohlstand. Edition Eigentümlich Frei, Nr. 2., 2002. S. 59

Simon Kromer said...

ich frag mich auch, ob es an der Wahl solcher Stories wie "Spiel mir das Lied vom Tod" lag, dass Sergio Leone nie den Oscar bekam.