Tuesday, December 05, 2006

"Wir Demokraten" sind die besseren Nazis

Ist es Einfalt oder doch Schamlosigkeit? Die SPIEGEL-Leserin Doris Buchwald (Hannover) scheint jedenfalls in der Ausgabe von dieser Woche (S. 10) eine krude Auffassung zu vertreten, die sich mit "Wir Demokraten werden uns doch von den Nazis die totalitäre Butter nicht vom kollektivistischen Brot nehmen lassen" zusammenfassen ließe, weshalb die gute Frau die "rrrrrestlose" Kinderverstaatlichung fordert.

Ihre Einlassungen zu einem Bericht über millionenschwere "Programme gegen Rechts" verdienen es, im Wortlaut wiedergegeben zu werden:


„Wenn es denn nun so ist, dass viele Jugendliche der Indoktrination erliegen, muss man wohl zu dem Schluss kommen, dass wir Demokraten ebenso mit diesem Mittel arbeiten müssen. Man muss schon bei der Sozialisierung der Kinder anfangen, im Kindergarten. Und in der Schule muss das fortgeführt werden. Angesichts der Tatsache, dass immer mehr Eltern mit der Erziehungsarbeit überfordert sind, sollte man ernsthaft über eine Kindergartenpflicht nachdenken. Wenn wir nicht mehr in Bildungs- und Erziehungseinrichtungen und Sozialarbeit investieren, haben wir Demokraten eines Tages verloren!“

Lieber Volksstaat selber machen als erleiden? Honi soit qui mal y pense...
Wenn man allerdings die Ideengeschichte der Demokratie bis zu den obskuren "Ideen von 1789" zurückverfolgt und dem sich aus ihnen folgerichtig ergebenden "terreur", wird man nicht umhinkönnen, den "Demokraten" fürs Totalitäre das Copyright zuzugestehen. Erst die liberale Legierung machte die Demokratie, zunächst in England und in der Schweiz, dann in ganz Europa, zu einem erträglichen Unterfangen. Aber diese Legierung korrodiert, hierzulande genauso wie andernorts.



An mahnenden Stimmen, die vor der Kindererziehung als Staatsaufgabe warnten, zuletzt die FAZ am 20.01.2005, hat es gleichwohl nicht gefehlt:


„Was Kinder vor allem anderen brauchen, weiß jeder: Sie brauchen Liebe, Geborgenheit, Zeit. Was davon kann der Staat ihnen geben? Nichts. Über nichts hat aber die von Jugendministerin Bergmann eingesetzte Sachverständigenkommission nicht 600 Seiten geschrieben. Der 11. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung handelt vielmehr von dem, was Eltern wünschen, um sich Kinder finanziell und zeitlich leisten zu können: staatliche Rundumbetreuung von der Wiege bis zum Discoalter. Von den Verfassern des Berichts war nicht zu erwarten, dass sie in dieser Entwicklung auch eine der Ursachen oft beklagter Probleme der Jugend suchen würden. Das liefe der mittlerweile von allen Parteien getragenen Kinderverstaatlichung diametral entgegen. Schon der Titel des Berichts verheißt, dass auf diesem Weg munter vorangeschritten wird: „Aufwachsen inöffentlicher Verantwortung“.
Da greift eine kalte Hand nach den Kleinsten. Vermessen ist, wer von einem Jugendbericht auch Einsichten wie diese erwartet: Noch so gut geführte Krippen und Horte können Kindern nicht das Gefühl vermitteln, um ihrer selbst geliebt zu werden; noch so ausgedehnte Betreuungszeiten nicht die Gewissheit, dass immer jemand für sie da ist. Der Staat kann nicht Vorbild sein und auch die Erziehung nicht ersetzen.“

Paradoxerweise scheinen die Deutschen jedoch zu glauben, daß sie den Aufbau eines neuen Totalitarismus der historischen Lehre aus der versäumten Abwehr des alten Totalitarismus schuldig seien. Diesem Volk ist nicht zu helfen.


Weiterführende Literatur:

Götz Aly: "Hitlers Volksstaat. Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus"
Hans-Hermann Hoppe:
"Demokratie. Der Gott, der keiner ist"
Erik von Kuehnelt-Leddihn: "Demokratie - eine Analyse"
Josef Schüßlburner:
"Demokratie-Sonderweg Bundesrepublik. Analyse der Herrschaftsordnung in Deutschland"
Klaus Hornung: "Das totalitäre Zeitalter. Bilanz des 20. Jahrhunderts"

2 comments:

Unknown said...

danke! :)

leider konnte ich letzten donnerstag doch nicht dabei sein in zürich...

grüsse aus der schweiz

Anwalt said...

Große Ideen für so.
Ich finde die wertvolle Informationen zur Verfügung stellen.
Ich kam vor kurzem in Ihrem Blog und wurden Lesung an. Ich dachte, ich würde mein erster Kommentar. Ich weiß nicht, was zu sagen, außer, dass ich viel Freude beim Lesen. Nice Blog. Ich werde den Besuch dieser Blog sehr oft.