Die Niederlande sind also immer noch das aufgeklärte Land von Erasmus und Spinoza?
Durchaus. Wir sind stolz darauf, und wir versuchen, diesen Geist zu bewahren. Dies war übrigens eines der Themen von Pim Fortuyn, der immer wieder auf die Ironie unserer Situation hinwies: Wie können wir tolerant bleiben, wenn wir derart viele Leute aus unterschiedlichen Kulturen bei uns aufgenommen haben, die eine intolerante Lebensart haben. Er erklärte: «Diese Leute hassen Homosexuelle. Ich bin ein Homosexueller. Sie wollen nicht, dass ich an meinem Lebensstil festhalte. Wie kann man mit diesem seltsamen Paradoxon leben?»
...
Heute besteht ein Konsens unter den politischen Parteien der Niederlande, dass die Einwanderer sich einfügen müssen. Kann man von einem Meinungsumschwung reden?
Ja. Fortuyns Vermächtnis ist in dieser Beziehung ausserordentlich. Er war der Erste, der das «multikulturelle Drama» zum politischen Thema machte. Wir können ihm nicht mehr ausweichen. Wir kennen die Arbeitslosenzahlen für junge Marokkaner. Wir wissen, wie hoch in den Gefängnissen der Prozentsatz von jungen Männern mit muslimischer Herkunft ist. Im Gegensatz zu den Franzosen erfassen wir nämlich die ethnische Herkunft unserer Gefängnisinsassen. Deshalb wissen wir, wie traurig die Lage ist.
Thursday, December 07, 2006
Das Paradoxon der Toleranz
Aus einem sehr lesenswerten Weltwoche-Interview mit dem niederländischen Schriftsteller Leon de Winter:
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1 comment:
Wenn Multikultiträume platzen ...
Wer selbst intolerant ist, kann von anderen auch keine Toleranz einfordern.
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