Monday, April 14, 2008

"Ick kann jarnich soviel fressen wie ick kotzen möchte!"

Man muß schon dieses drastische Max-Liebermann-Zitat bemühen, um auf die verabscheuungswürdige Rufmord-Kampagne der von allen Skrupeln und jedem Spurenelement von Scham befreiten Menschenjäger aus dem Hause Springer gegen den jungen DSDS-Star Fady Maalouf überhaupt noch adäquat reagieren zu können. Da wird ein großartiger Sänger, dessen künstlerische Leistung wahrscheinlich zum Besten gehört, was jemals in diesem Sendeformat zu sehen war, von den Bluthunden der Gossenjournaille durch die Landschaft gehetzt, der sexuellen Denunziation preisgegeben und anschließend stellt sich dieses "Sturmgeschütz der Demokratie" noch mit unglaublicher Chuzpe hin und vergießt Krokodilstränen über die mögliche Gefährdung des jungen Mannes durch eben jene Veröffentlichungen, die der eigene Verlag zu verantworten hat. Was dann auch noch Blogger-Haie im Blutrausch sowie den von Nazi-Nannen gegründeten und von Hitler-Tagebücher-Fälscher Konrad Kujau für alle Zeiten unvergeßlich diskreditierten STERN auf den Plan ruft. Es kotzt einen an!



Der Bildblog spricht richtigerweise von "Teamwork" zwischen Bild und BamS:

"Und obwohl die "BamS" heute noch einmal referiert, was dafür verantwortlich ist, dass der Sänger "um sein Leben bangen" müsse*, verschweigt die "BamS", wer dafür verantwortlich ist – und schreibt stattdessen nur:
Am Samstag wurde bekannt (…)"



*) Die "BamS" lässt übrigens keinen Zweifel daran, dass "Bild" den gebürtigen Libanesen ohne sein Einverständnis geoutet hat [...]

Ganz abgesehen davon, daß hier vonseiten der Springer-Presse wieder einmal unverhohlen Minderheiten-Bashing betrieben wird, bei dem sich die Volksseele erregen kann, etwa wenn tatsachenwidrig und in eklatanter Unkenntnis des Lebenspartnerschaftsgesetzes von 2001 behauptet wird, die Homos hätten ja jetzt - sogar! - "die gleichen Rechte wie bei Ehen zwischen Mann und Frau".



Ausgerechnet BILD-Chef Kai Diekmann beklagt sonst mit Leichenbittermiene und im Tonfall eines Bußpredigers lautstark den (angeblich den pöhsen 68ern geschuldeten) Verfall der Sitten und Werte (wozu Medienjournalist und Bloggosphären-Kenner Stefan Niggemeier schon alles Nötige gesagt hat). Die Mißachtung jedes Mindestmaßes an Respekt vor der Privatsphäre und den individuellen Lebensentwürfen eines Menschen, der durch sein Blatt einfach mal eben zum Abschuß freigegeben wird, scheint den selbsternannten Moralapostel Diekmann (dem man die Rolle etwa so abnehmen kann wie einem Taliban die Eignung zum Frauenrechtler) indes nicht zu bekümmern.



Langsam fange ich an, die 68er, die ich während meiner Schulzeit gehaßt habe, zu verstehen, auch und gerade die etwas gröberen Naturen unter ihnen, die damals, nach dem "BILD schoß mit"-Anschlag auf Rudi Dutschke gegenüber diesem Leitorgan der Dummheit und Verrohung eine Sprache fanden, die diesem angemessen ist!

7 comments:

Anonymous said...

Fordert Germany's next DDH jetzt "Enteignet Springer!"?

Anonymous said...

Vielleicht sollte Dominik Hennig erst mal Wolfgang Kraushaars brilliante Studie "Die Achtundsechziger. Eine Bilanz" lesen, ehe er sich hier so verständnisvoll über die 68er äußert.

Und wenn er die Dosis erhöhen möchte, dann sollte er auch noch Götz Alys Buch "Unser Kampf" aufmerksam lesen. (Nein, nicht alles klingt bei Aly überzeugend. Aber Aly will ja im Gegensatz zu Kraushaar auch nicht Bilanz ziehen, sondern den vom 68er-Mythos vernebelten Blick schärfen...)

Will doch mal sehen, ob DDH danach immer noch so viel Nachsicht für die 68er aufbringen kann...

tbw

Mark P. Haverkamp said...

Kraushaar ist ein Dummkopf und Aly in dem Zusammenhang auch nicht ganz ernst zu nehmen.
Aber zurück zu "Bild": Ich stimme ja in allen Punkten zu, nur seit wann erlebt sich "Bild" als Sturmgeschütz der Demokratie"?
So nannte Augstein doch seinen "Spiegel"...

Anonymous said...

@ mark p. haverkamp

Lassen wir den Aly mal beiseite. Der hat in seinem Buch zwar vieles gut erkannt, doch es gibt recht viele Stellen, die zwar Alys seelischen Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit, nicht aber dem Erkenntniswert der Leser dienen.

Kommen wir also lieber mal zu Kraushaar. Warum sollte man ihn für einen Dummkopf halten? Gibt es denn irgendeine bessere und differenziertere Studie über die politischen 68er? - Das Buch von Norbert Frei habe ich ebenfalls gelesen. Klar ist das Buch gut. Aber Freis Buch ist zu sehr Ereignisgeschichte, um wirklich verstehbar zu machen, was die Achtundsechziger umtrieb und antrieb.

Einfach nur zu behaupten, dass Kraushaar ein Dummkopf sei, ist ja wohl etwas dürftig. Man wüsste schon gern, warum jemand so etwas sagt.

tbw

Anonymous said...

Danke Dominik,

Du hast so gut geschrieben was ich auch alles denke aber ich kann es nicht so schön ausdrücken! Schön das Fady solche Freunde wie Dich hat!

Anonymous said...

Good JOb! :)

Anonymous said...

When I originally commented I clicked the "Notify me when new comments are added" checkbox
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remove people from that service? Thanks!

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