Auch wenn sich mein Mitleid mit einem hochwohlgeborenen Günstling des DDR-Systems in Grenzen hält, muß ich schon auch sagen: in dem Moment, da man glaubt, der mainstream habe "ausnahmsweise" mal "den Richtigen" am Wickel, hat man sich schon selbst dabei ertappt, dem System auf den Leim zu gehen.
Einen wichtigen Hinweis, daß man - nebenbei bemerkt: gerade auch als Libertärer - das Thema Linkspartei durchaus ambivalent sehen muß, gab ausgerechnet der Rechtskonservative Peter Gauweiler in der FAZ vom Montag ("Fremde Federn"):
"Der von Gysi nach der Wende für die PDS gewählte Begriff der „Nachfolgepartei der SED“ ist fragwürdig, weil das, was die SED gekennzeichnet hat, keine „Nachfolge“ haben darf. Wenn es einen Grund gab, eine förmliche Koalition mit der PDS grundsätzlich zu verweigern, dann lag es im Anstößigen dieser Nachfolge und nicht, dass heute Lafontaine und Gysi Einwände gegen den EU-Vertrag von Lissabon erheben (das macht der Präsident des Bundesverfassungsgerichts auch) und dass sie nichts von den Bundeswehreinsätzen im ehemaligen Jugoslawien und Afghanistan halten (das tun die Deutschen mehrheitlich)."
Das sind klare Worte. Gegen Sowjeteuropa à la Lissabon und Remilitarisierung à la Jung (im Äußeren) und Schäuble (im Inneren) sind aber nicht nur Gysi, Gauweiler und - da der Hinweis sicher von hinterwestlerisch gestimmten Kommentarrülpsern sowieso kommen wird - ja, auch die NPD (solange sie selbst nicht an der Macht ist), sondern eben auch und zuallererst alle authentischen Erzliberalen, die sich an Cobden, Bastiat, Eugen Richter und Ludwig von Mises orientieren. Das heißt nun nicht, daß man mit Reaktionären, Kommunisten und Nazis irgendwelche Querfronten Grevenbroicher Provenienz bilden müsse. Die Roten und Braunen werden ja nicht schöner, nur weil die demokratische Mitte häßlicher wird. Aber es dient der Klärung der Verhältnisse. Im Kampf zwischen selbsternannten Demokraten und sogenannten Extremisten ist Libertären zum Disengagement zu raten. In Familienstreitigkeiten mischt man sich nicht ein, das gilt im Kleinen wie im Großen.
4 comments:
Das mit dem Nichteinmischen, das hier am Ende dieses Beitrags empfohlen wird, hat sich noch nie bezahlt gemacht. Jeder Bürger muss sich einmischen - und Dominik Hennig tut dies ja auch, wenn er dieses Blog schreibt. Von der Schlussfolgerung, dass jetzt Nichteinmischung geboten sei, aber mal ganz abgesehen: was für ein großartiger Beitrag! Dominik Hennig hat die entscheidenden Konflikt kurz und präzise herausgearbeitet. Ich könnte ihm (bis auf die eine Ausnahme) nicht leidenschaftlicher zustimmen!
tbw
"...die entscheidende Konflikt..."?
Ich meinte: die entscheidende Konfliktlinie!
Sorry wegen dieses Fehlers in meinem obigen Kommentar.
tbw
Bei mir sind jetzt alle Klarheiten beseitigt.
Ich habe vor langer Zeit prognostiziert, dass die verschiedenen politischen Richtungen in Deutschland in Zukunft noch enger zusammenrücken werden, was mit dem Erstarken des Islam zu tun hat.
Die biographische Recherche fördert auch zu Tage, das Gysi ausgebildeter Rinderzüchter (!) ist!
Diese Fertigkeiten konnte er offenbar auf die Politik übertragen.
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