Wednesday, December 06, 2023

IN diesem System läßt sich keine Verteidigungslinie mehr finden!




„Alles, was die Konservativen stört, ist nicht ausschließlich, doch zu einem hohen Grade Ergebnis der De-Nationalisierung, der europäischen Illusion, des Glaubens an den Primat von Wirtschaft und Wohlstand, der gläubigen Hingabe an ein Grundgesetz, das ein Oktroi der Sieger einerseits, eine willige Selbstfesselung der Besiegten andererseits ist. Ersparen wir uns die Kritik der Parteienherrschaft und des Parlaments. Keine Vermassung und kein »Kulturverfall« ohne Zerstörung der nationalen Identität. Kein Erlöschen des sozialen Ethos ohne Diffamierung und Demontage des Staates, der letztlich nur funktionieren kann in einer Nation, die sich selber will. Keine amerikanisierte Massenzivilisation ohne Zerstörung der eigenen Tradition, bei der der bestehende Staat und sein Führungspersonal eifrig mithelfen: weil ja dieses Verhalten Karrierebedingung und Machtgarantie ist. IN diesem System komfortabler und beinahe wollüstiger Schwäche läßt sich keine Verteidigungslinie mehr finden. Jedes kleinere Übel verfügt über genug schlechtes Gewissen, um bald vor dem Druck des sogar erkannten größeren Übels zu kapitulieren. Am Weg der CDU, für viele Konservative immer noch die Inkarnation des kleineren Übels, läßt sich dieses Gesetz der schiefen Ebene überdeutlich zeigen. »Das Gesicht der späten Demokratie, in das Verrat und Ohnmacht ihre Zeichen gegraben haben, ist allzu bekannt. In diesem Zustande sind alle Mächte der Verwesung, alle abgelebten, fremden und feindlichen Elemente herrlich gediehen: seine Verewigung um jeden Preis ist ihr geheimes Ziel.« Zu halten, zu verteidigen, zu bewahren, gibt es hier nichts mehr.“


Günter Maschke, Sterbender Konservatismus und Wiedergeburt der Nation (1987)

1 comment:

Dominik Hennig said...

Maschkino zitiert hier Ernst Jünger aus "Der Arbeiter. Herrschaft und Gestalt". Hamburg 1932, S. 236