Friday, December 22, 2006

Von Friedrich Naumann zu Jörg Haider und Ingo Wolf - Liberalismus sui generis

“Ich hatte im sozialpolitischen Bereich immer ein sozialdemokratisches Herz. […] In Deutschland gab es einmal die sozialliberale Bewegung des Friedrich Naumann. Den Zuschnitt von dessen Gruppierung lasse ich auch für uns gelten.”

Dr. Jörg Haider, österreichischer "Sozialliberaler"


„Alle Ideen des deutschen Nationalismus sind lange vor 1914 erdacht worden. Nicht ein einziger Gedanke fehlte. Nichts in ihm später hinzuzufügen gewesen und nichts ist ihm später hinzugefügt worden. In den Schriften und Reden von Hitler, Goering, Goebbels, Rosenberg, Feder, Spann, Spengler, Sombart und aller übrigen Nationalsozialisten ist nicht eine Spur von Neuem zu entdecken. Alles hatten schon Langbehn, Lagarde, Treitschke, Schmoller, Rohrbach, Hasse, Class, Naumann, Bernhardi, und viele andere weit besser, klarer und vollständiger dargelegt. Der Nationalsozialismus stand schon vor dem Ersten Weltkrieg fertig da. Er ist nicht etwa, wie man irrigerweise anzunehmen pflegt, ein Produkt des Krieges und des Vertrages von Versailles.“ (Ludwig von Mises: „Im Namen des Staates – oder Die Gefahren des Kollektivismus“ Verlag Bonn Aktuell, Stuttgart 1978, S. 166)


„Walther Rathenau…der sich zwar schaudernd abgewandt haben würde, wenn er sich über die Folgen seiner totalitären Wirtschaftspolitik im klaren gewesen wäre, dem aber doch in der eingehenderen Geistesgeschichte des Nationalsozialismus ein hervorragender Platz zukommt. … Sehr ähnlich waren viele der Gedankengänge, die ein anderer ehemaliger Marxist, Friedrich Naumann, lehrte, dessen Schrift „Mitteleuropa“ von allen deutschen Kriegsbüchern wohl die größte Verbreitung fand.“ (Friedrich A. von Hayek: „Der Weg zur Knechtschaft“, Olzog Verlag, München 2003, S. 218)


In einer Fußnote fügt Hayek noch den Hinweis hinzu:

„Ein gutes Resumé der Ansichten Naumanns, die für die deutsche Kombination von Sozialismus und Imperialismus ebenso charakteristisch sind wie die im Text zitierten, findet man bei R. D. Butler, The Roots of National Socialism, 1941, S. 203-209“


By the way: Da paßt es recht gut ins Bild, daß ausgerechnet ein FDP-Inneminister sich derzeit in NRW als Vorreiter des totalen Überwachungsstaates verstehen will. Wer aus der Geschichte nicht lernt, ist dazu verurteilt, sie erneut zu durchleben. Für Kontinuität im Wandel des organisierten Liberalismus ist seit dem Tode Eugen Richters vor hundert Jahren jedenfalls gesorgt. Frohe Weihnachten!

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