Monday, December 12, 2005

Wer braucht den Staat?

Trittbrettfahrer jedenfalls nicht, wie Patrick Harsch schlüssig darlegt:

http://patrickharsch.blogspot.com/2005/12/auch-trittbrettfahrer-brauchen-den.html

1 comment:

Herfried said...

Oliver van der Mond hat darauf im Freiheitsforum.de geantwortet. Fand seine Argumentation sehr plausibel:

Der Artikel ist in zweierlei Hinsicht problematisch:

1. Er suggeriert, dass es das Free-Rider-Problem tatsächlich gibt, schlägt eben nur eine andere (vorgeblich marktgängigere) Lösung vor, die aber - wie in einem anderen Beitrag bereits erwähnt, das "Problem" nicht löst, sondern nur verlagert. Eben - wie auch bereits in jenem Beitrag erwähnt - vom Reeder (Konsumenten) auf die Versicherungsgesellschaft.

2. Er bedient sich einer leider unter Libertären/Radikalliberalen sehr üblichen Methode der Geschäftsmodellprognose, also einer konkreten Vorhersage darüber, wie ein Problem X in einem freien Markt gelöst werden würde. Derartige Prognosen finde ich immer etwas befremdlich, da sie suggerieren, als hätten Libertäre/Radikalliberale das Patentrezept (in den meisten Fällen, oh Wunder, eine Versicherung) schon in der Tasche.


Meine These lautet:

Wenn ein Gut von einem Einzelnen (oder auch einer Gruppe) für sinnvoll/nützlich/erstrebenswert angesehen wird, dann wird es genau dann produziert, wenn die Kosten hierfür unter der Zahlungsbereitschaft des Einzelnen/der Gruppe liegt.

Kommt es also zur Produktion des Gutes, waren Kosten/Nutzen für diesen Konsumenten in angemessener Relation. Wird es nicht produziert, dann waren offensichtlich die Kosten zu hoch für den erwarteten Nutzen.

Letzterer Fall stellt jedoch - wie eben durch das FR-Dilemma suggeriert wird - kein Problem dar, denn dies setzt ja voraus, dass ein externer Beobachter einen "objektiven Gesamtnutzen" des Gutes festlegen müsste, um dann argumentieren zu können, warum es suboptimal ist, dass dieses Gut nicht hergestellt wird.

Erklärt wird das FR-Dilemma mit einer vorgeblichen Eigenschaft eines "öffentlichen Gutes", der Nichtausschließbarkeit vom Konsum. Ich behaupte jedoch, dass diese Eigenschaft eine Reihe von Gütern besitzen, die in der "wissenschaftlichen" Literatur sicherlich nicht als "öffentlich" angesehen werden. Ein guttrainierter Frauenkörper in exklusivem Textil wird sicherlich auch von mehr Perosnen als nur der Trägerin als "Nutzen-stiftend" angesehen. Wird die Trägerin deswegen mit dem Klingelbeutel herumgehen, um sich das Geld für den privaten Fitnesstrainer und die neueste Haute Couture zu erbetteln? Wohl kaum. Ich glaube auch nicht, dass sie sich "in einem freien Markt" (hört sich immer so an, wie "in einem Land vor unserer Zeit") gegen Nicht-Verheiratbarkeit versichern würde, und eine Versicherung dann gegen entsprechende Prämie für die günstige Bereitsstellung solcher Güter per Kostensozialisierung sorgen würde.

Aber man muss gar nicht so weit schweifen, und kann sogar bei den klassischen "öffentlichen Gütern" verweilen, um hier aktuelle Beispiele zu finden, die die Theorie des FRD ad absurdum führen. Immer mehr Autobahnen in Deutschland werden bspw. mit privaten Mitteln teil- oder gar vollfinanziert, weil vielen Unternehmen die Fertigstellung durch die "öffentliche Hand" einfach zu lange dauert. Und das selbst dann, wenn die fertige Straße auch von im wahrsten Sinne des Wortes free-ridern mitgenutzt wird.

Man sollte sich m.E. nicht irre machen lassen durch manche herrschende Theorie der Wirtschaftswissenschaften und versuchen, aus free-market-Sicht eine Lösung für ein Problem zu finden, das bei näherer Betrachtung nur darauf zurückzuführen ist, dass in der Geschichte mal jemand hergegangen ist und gesagt hat: Mein lieber Herr Minister, wir die Reeder X und Y haben vor Jahren einen Leuchtturm gebaut, der auch für den Reeder Z einen Nutzen stiftet. Dieser möchte sich jedoch unverschämterweise nicht an Instandhaltung und Betrieb des Turmes beteiligen. Daher fordern wir sie auf, ein Gesetz zu erlassen, dass von jedem Reeder eine Leuchtturmabgabe verlangt, von der dann sie, lieber Herr Minister, Betrieb und Instandhaltung bezahlen und die Leitung des Turmes ihrem Schwager S übertragen könnten. Hochachtungsvoll...

und beste Grüße


Oliver van der Mond



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 18.12.05 13:49.