Sunday, November 30, 2008

Ein Volk. Ein Reich. Ein Dieter.

Meine 2 Cents zum erwartbaren Ausgang der Supertalent-Farce: Bei RTL-Castingsoaps gewinnt üblicherweise NIE der Beste, sondern immer nur der Massentauglichste. Zu den Ingredienzen des Titelgewinns gehört zweierlei:

1. das Bedienen einer "antikapitalistischen Sehnsucht" (deswegen der unaufhaltsame Durchmarsch der Hartz IV-Heroes Thomas Godoj bei DSDS und Michael Hirte bei Supertalent; die Leute glauben anscheinend wirklich, sie könnten über Schröders Reformagenda ein Plebiszit abhalten, wenn sie bei RTL anrufen) und

2.) die Empfehlung des massensuggestiv äußerst wirksamen (und diese Rolle schamlos ausnutzenden) "Jurors" Dieter Bohlen. Dessen Steuerung des Publikumsempfindens war mal wieder ein Meisterstück in dem, was die Kommunikationswissenschaftler "framing" nennen.

Es funktioniert: Die Volksgemeinschaft übt sich beim Voting in Palavergehorsam gegenüber ihrem Führer. Denn was er da abgezogen hat mit der vorgehaltenen Moralpistole - wer nicht für Hirte anrufe habe kein Herz - das war einfach nur noch pure Nötigung!

10 comments:

Anonymous said...

...hehe. Wem man weis machen kann, dass Telefonabstimmungen Wahlen bei einem privaten TV-Giganten beeinflussen, dem kann man bestimmt auch klarmachen, dass es den Weihnachtsmann wirklich gibt. RTL wird nicht umsonst Millionen Euronen monatlich in die GfK investieren. Um im Gegenzug unter anderem die minutengenaue Erfassung der Einschaltquoten des Vortages zu bekommen. Was meint ihr, wie es bei der der nächsten Aktionärsversammlung in Luxemburg im Karton rappeln würde (also hinter verschlossenen Türen), wenn die Produzenten der Sendung den Bertelsmännern erklären müssten, dass sie statt dem Produkt mit der grössten Verweildauer und Emotionalität, einem "Supertalent" Vorrang gegeben haben, welches laut Telefonvoting Gewinner sein müsste. ...und so etwas, nach den ganzen Mühen, den "Paul Potts"-Charakter zu schaffen.

Ihr könnt ja mal raten, bei welcher Plattenfirma die CD von Michael Hirte erscheinen wird. Ach, die Scheibe mit den herrlich schnulzig triefenden Melodien wird auch zufällig so gut in die Weihnachtszeit (und auf den Gabentisch) passen und crossmedial verwurstbar ist sie auch so prima. Ach schade, eigentlich hätte mich ja mehr interessiert, wie Bertelsmann wohl eine Akrobaten-Nummer weiter vermarktet hätte... Naja, aber vielleicht habe ich auch unrecht, und das Telefonvoting ist nicht nur zum Refinanzieren des Studios und der Gehälter oder eine 1a Zusatzgeldquelle, um die "Michael Hirte"-Vermarktungskampagne optimal im Weihnachtsgeschäft zu positionieren.

Anonymous said...

Zitat von Letmeentertainyou.de:

Dem sei der Sieg mehr als gegönnt. Doch wie schon bei der vergangenen „Deutschland sucht den Superstar“-Staffel bleibt ein übler Nachgeschmack: Die oftmals einseitige Berichterstattung über die Castingkandidaten sowie allzu deutliche Jury-Statements sorgen für eine klare Wettbewerbsverzerrung.

Natürlich gewinnt immer wieder der Hartz-IV-Empfänger, der im Idealfall noch weitere Leidensgeschichten mitbringt. Denn genau der lässt sich am besten vermarkten und beschert RTL ein emotionales und quotenstarkes Tränenfinale!

Anonymous said...

http://broell.blogspot.com/2008/11/supertalent-2008-manipulation-im-spiel.html

Goggi said...

Dominik, ich will auch mal so sein und Deinen Kommentar bei mir, der sich als Kopie des Posting bei Dir entpuppt, mit der Kopie meines Kommentars bei mir antworten:

Du vergisst dabei die Unterscheidung zwischen Gerechtigkeit auf Erden und reiner Unterhaltung. Es ist nicht nötig immer und überall Gleichstellung von Mann und Frau, soziale Gerechtigkeit, totaler Antikapitalismus und die Rettung der Welt zu fordern. Es gibt Abende und Fernsehsendungen, die dienen der Gesellschaft zu gedankenlosen Unterhaltung.

Das ist zwar unter aller Sau, aber zu gefühlten 99,9 Prozent menschlich und zu weniger Menschlichkeit lasse ich mich umgekehrt von Kommentaren mit einer Botschaft, auch nicht nötigen.

http://goggiblog.blogspot.com/

Goggi said...

Nachtrag (nachdem ich dem Link von "guckmalda" gefolgt bin und entsetzt feststellen musste, das Peter Broell zwar austeilt, aber selber keine Kommentare zulässt)

Wie jede andere Firma darf auch RTL Gewinnoptimierung bis zum Gehtnichtmehr betreiben. Wenn durch ein Produkt Leute angeregt werden Geld dafür ausgegeben, warum dann dem Hersteller einen Vorwurf machen?
RTL ist nicht verpflichtet, Moral und Ordnung vorzuleben, genau so wie keiner genötigt wird, die Sendung anzuschauen. Wenn RTL ein Spiel vorschiebt, aber eigentlich eine optimale Vermarktung vor hat, so ist das ihr gutes Recht.

Anonymous said...

Ich betrachte Castingformate im Allgemeinen eher kritisch und sowieso im deutschen Sprachraum.

Es läuft bei uns nicht so wie in den USA oder GB! Bei uns nimmt man Castingteilnehmer generell nicht ernst, für einen erwachsenen Menschen jenseits der 25 ist es fast schon eine Blamage zu meinen, dass er eine Castingshow ansieht (woher kommt eigentich dann diese Quote?) bzw. gar einen Teilnehmer gut findet!

Wie Dieter Bohlen selbst öfters erzählt hat, glaubt er selbst nicht an einen Erfolg des jeweiligen Gewinners bzw. erzählte er, dass ein Gewinner grade mal ein Jahr Zeit hat um was zu machen und dann lt. Vertrag die Plattenfirma nicht mehr verpflichtet ist den Künstler zu unterstützen! Na dann wird es ganz sicher klappen! Da kann man fast froh sein, wenn einer nicht gewinnt! Nur mal so gesehen!

Der Sieg ist oftmals eher Farce als Gewinn! Und was die Leute bzgl. Supertalent betrifft, ich glaube, die haben einen größeren Rahmen! Ganz einfach, weil z.B. ein Trapezkünstler vielseitiger "einsetzbar" ist als ein Musiker!

Fair ist es sicher auch zu sagen, dass die jeweiligen Teilnehmer wohl nichts dafür können, wie sie dargestellt werden, natürlich drückt man da auf die Tränendrüse der Zuschauer und das Wort Hartz IV kann ich auch nicht mehr hören! Und ehrlich gesagt die immer und immer wieder sich ähnlichen Einspieler auch nicht! Schade eigentlich, man könnte kreativer sein und mehr zeigen!

Was hinter den Kulissen abgeht, möchte ich erst gar nicht wissen, wenn alles genau geplant wird, dann sicher auch wie man was für was am besten sagt und von wem!

Und all diese Faktoren tragen dazu bei, dass Castingsshows eben nicht ernst genommen werden und deren Gewinner! So schließt sich leider der Kreis der einigen wahren Talenten eher Türen verschließt als öffnet! Und ich muss zugeben, dass ich Leute, welche sich über Castingsshows aufregen gar nicht mal richtig kritisieren kann, weil sie eben in vielen Punkten wirklich Recht haben! Leider!

Anonymous said...

Immer diese Nazi-Vergleiche...

Dominik Hennig said...

@Stadtneurotiker:
Sozialklimbim + einer der sagt, wie man die Dinge zu sehen hat = das ist es was die Teutonen dahinschmelzen läßt. Immer!

Dominik Hennig said...

@Goggi: Es ist nicht nur menschlich sondern sogar allzumenschlich. Und genau das widert mich so an. Weil es die Sau in uns anspricht (--> sozialpsychologische Entlastungsfunktion wie beim spätmittelalterlichen Ablaßhandel)!

schwul-und-liberal said...

Es war ganz klar Manipulation im Spiel, die zum Himmel stinkt. Und das ist nicht nur meine Meinung! Ein abgekartetes Spiel!

Das wahre Supertalent war eindeutig Super-Akrobat Christoph Haese!