Wednesday, August 15, 2007

Kollabiert das Schein-Geld-System?

Die geldmengenerhöhende, Crash-verzögernde Palliativ-Ökonomie der Zentralbanken wird das Unvermeidliche nur hinauszögern, mors certa, hors incerta. Christian Hoffmann widmet sich auf freilich.ch dem neuesten monetären Tanz auf dem Vulkan. Wer Rothbard und Baader gelesen hat, weiß indes schon lange: Dem Staat das Monopol über das Geld anzuvertrauen, das ist nicht weniger einfältig, als einen Hund auf einen Wursthaufen aufpassen zu lassen.

1 comment:

Anonymous said...

FAZ-Rezension:

Der leise Sozialismus der Gottspieler
Roland Baader warnt vor dem staatlichen Monopol in der Geldversorgung

13. Dezember 2004 Roland Baader: Geld, Gold und Gottspieler. Am Vorabend der nächsten Weltwirtschaftskrise. Resch Verlag, Gräfelfing 2004, 342 Seiten, 29,90 Euro.


Fünfundzwanzig Hyperinflationen hat es im 20. Jahrhundert gegeben. Auch die angeblich stabilen Währungen sind zerfallen. Die D-Mark hatte bei ihrer Ablösung durch den Euro nur noch 5 Prozent ihrer ursprünglichen Kaufkraft. Und wie der Euro inflationiert, wissen die Bürger besser als die Statistiker. Die Staatsschulden nehmen zu - in den Vereinigten Staaten beispielsweise um 2 Milliarden Dollar täglich. In den vergangenen 10 Jahren jagte eine Währungskrise die andere: Brasilien, Mexiko, Thailand, Malaysia, Philippinen, Taiwan, Argentinien, mit Vermögens- und Kaufkraftverlusten der betroffenen Bürger von Tausenden Milliarden Dollar. Nebenher entstanden Börsen- und Immobilienblasen, die irgendwann platzten und ganze Nationen ins Elend warfen - oder zu einem jahrzehntelangen Niedergang führten wie in Japan. Weitere werden folgen.
Das ist kein unabwendbares Schicksal, sondern Ergebnis des staatlichen Papiergeldmonopols und des damit verbundenen Zentralbankwesens. In den vergangenen 30 Jahren hat sich das Volumen der Güterproduktion in den Industrieländern vervierfacht, das Geld- und Kreditvolumen aber vervierzigfacht. Im selben Zeitraum haben die wichtigsten Währungen fast 80 Prozent ihrer Kaufkraft eingebüßt - obwohl diese im Zuge der Produktivitätsfortschritte eigentlich hätte massiv steigen müssen. Mehr Geld als Güter heißt eben immer auch Geldwertverfall. Die politische Kaste schert das wenig, wie auch die Zunft der Ökonomen. Eine Alternative zum deckungslosen Papiergeld ("Fiat money"), sagen sie, hätten wir nicht. Es scheint, als ob die meisten Ökonomen bis zum heutigen Tag das Wesen des Geldes nicht verstanden haben. Roland Baader liefert in seinem jüngsten Buch den Beweis dafür.
Dabei hat er die kleine, aber feine Elite der Ökonomen hinter sich, die das "Geheimnis des Geldes" schon lange kennen - seit Denker wie Ferdinando Galiani (1750), Carl Menger (1871) und Ludwig von Mises (1912) es entschleiert haben. Nicht ohne Grund bezeichnet Hans-Hermann Hoppe von der Universität Las Vegas Baaders neues Geld-Buch als "die notwendigste Publikation seit Jahren". Und der Doyen der Österreichischen Schule der Nationalökonomie in den Vereinigten Staaten, Hans Sennholz, weiß, warum er anläßlich dieser Neuerscheinung von einer "Oase in der ideologischen deutschen Wüste" spricht.
Schon bisher hat Baader mit zahllosen Publikationen alle Spielarten des Sozialismus und Kollektivismus (auch des Soft-Sozialismus des Wohlfahrtsstaates) entlarvt, scharfsinnig widerlegt und wortgewaltig bekämpft. Jetzt trifft er den Kern der Freiheits- und Wohlstandszerstörung. Der "güterwirtschaftliche Sozialismus" roter, brauner und gelber Spielart, so lautet seine These, hat im 20. Jahrhundert den halben Globus verwüstet und mehr als die Hälfte der Menschheit in die Knechtschaft geführt. Nach seinem Scheitern halten wir die Gefahr für gebannt. Aber der "monetäre Sozialismus", das Staatsmonopol über das Geld - und somit dessen beliebige politische Manipulierbarkeit -, hat überlebt und gedeiht prächtig. Er kann, weil er leise ist, im 21. Jahrhundert noch schlimmere Verwüstungen anrichten als sein lauter Bruder in der Vergangenheit, wenn wir ihm nicht unverzüglich Einhalt gebieten. Gerade weil diese Spielart des Sozialismus und Kollektivismus nicht erkannt wird und somit nirgendwo auf den gebührlichen geistigen oder politischen Widerstand stößt, hat sie sich zur gefährlichsten Bedrohung für Freiheit und Wohlstand, wenn nicht für den Fortbestand der Zivilisation entwickelt.
Wem diese Warnung übertrieben erscheint, der möge bei dem herausragenden Ökonomen und Sozialphilosophen Friedrich August von Hayek (Nobelpreisträger 1974) nachschlagen. In dessen Schrift "Entnationalisierung des Geldes" von 1976 steht zu lesen: "Der einzige Weg, . . . letztlich die Zivilisation zu retten, wird darin bestehen, den Regierungen ihre Macht über das Geld zu entziehen . . . Die bisherige Instabilität der Marktwirtschaft ist eine Folge davon, daß der wichtigste Regulator des Marktmechanismus, das Geld, seinerseits von der Regulierung durch den Marktprozeß ausgenommen wurde." Und der letzte Satz dieser Schrift läßt einen in seiner Eindringlichkeit erschauern: "Ich wünschte, ich könnte den Rat geben, langsam vorzugehen. Aber die Zeit mag kurz sein."
Sei es die "Voodoo-Ökonomie" des Keynesianismus oder die herrschende Fehlinterpretation monetärer Begriffe wie "Preisniveau" und "Deflation", sei es die Taktik der Gewerkschaften oder das Machtkalkül der Schacherdemokratie: Baader enttarnt sie alle. Er zeigt die Anmaßung der Gesellschaftsingenieure ("Gottspieler"), die mit der Manipulation des Geldes - und damit fast des gesamten Lebens der modernen Menschen - ihren Gipfel erreicht. Er zeigt aber auch mögliche konkrete Auswege aus der Misere, die von den genialen Köpfen seines Fachs - wie Mises, Hayek, Henry Hazlitt, Murray Rothbard und Sennholz - entwickelt worden sind.
Baaders wie immer allgemein verständlich geschriebenes Buch ist ein Meisterwerk und in der Tat die notwendigste Publikation über das Geld (und seine Bedeutung für Freiheit oder Knechtschaft), die uns in deutscher Sprache vorliegt. Wer es nicht gelesen hat, kann weder die Finanz- und Währungsdesaster der Vergangenheit verstehen, noch wird er jene Ereignisse begreifen, die uns noch heimsuchen werden.
GERARD RADNITZKY

Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.12.2004, Nr. 291 / Seite 12