Monday, August 07, 2006

Das erste Opfer eines Krieges ist die Wahrheit

Einer, der es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt, ist der libanesische Ministerpräsident Siniora, wenn er auch sehr nah am Wasser gebaut ist. Erst erklärt er kontrafaktisch, die Hisbollah könne "nur im Krieg existieren" (und übersieht dabei geflissentlich, daß Israel sich seit 6 Jahren aus dem Libanon zurückgezogen hat, was die Hisbollah jedoch weiter anschwellen ließ), dann wieder treibt er ein seltsames Verwirrspiel um Opferzahlen bei einem israelischen Angriff im Libanon um die "Weltöffentlichkeit" - mittlerweile eine wichtige Kriegsressource - für sich einzunehmen. In einem Punkt aber beweist er eine geradezu makabre Offenherzigkeit:

"Die Hisbollah wird sich auflösen, wenn die Motive, die zu ihrer Schaffung geführt haben, ausgelöscht sind."


Nun, das Hauptmotiv und, wenn man so will, der "Vereinszweck" der Hisbollah ist doch, meinem rudimentären Kenntnisstand zufolge, nicht mehr und nicht weniger als die vollständige "Vernichtung Israels". Unter dem machen die es nicht! Daß Israel aller Voraussicht nach nicht seine Selbstaufgabe beschließen wird, nur um Nasrallah & Co die Vereinsauflösung schmackhaft zu machen, dürfte irgendwo selbst dem krokodilstränenvergießenden levantinischen Taschenspieler einleuchten. Hätte er beizeiten dafür gesorgt, daß in seinem Land nicht eine interventionistische iranische Söldnerarmee Fuß faßt, müßte er jetzt nicht Rotz und Wasser heulen und mit fragwürdigen Opferzahlen jonglierend bei den politisch ohnehin impotenten arabischen Staaten Eindruck schinden. Menschen sind immer und überall zunächst einmal Opfer ihrer eigenen Regierung. Das zeigt die Tragödie des Libanon mal wieder auf geradezu exemplarische Weise.

Kritik an Israel wird dadurch keineswegs gegenstandslos. Aber sie sollte doch bitteschön eingebettet sein in einen Kontext!

1 comment:

msh said...

nichts hinzuzufügen.