Montag, Juni 30, 2025

Die wiederhergestellte Ehre des Hannes Gnauck










Eigentlich müsste das gegnerische Team erleichtert sein über die Verfahrenseinstellung gegen den bis dato unbescholtenen und vollkommen tadellosen Rekruten Hannes Gnauck. Denn wäre es zu einer Verhandlung gekommen, läge ein Freispruch nicht im Bereich des Möglichen, sondern vielmehr des Höchstwahrscheinlichen - es sei denn die Bundesrepublik Deutschland wolle auf ihre alten Tage noch eine ihrer Reputation (Stichwort J.D. Vance in München) gänzlich abträgliche "Dreyfuss-Affäre" ihrer ohnehin immer länger werdenden chronique scandaleuse der gesinnungsstaatlichen Verformung hinzufügen. 


Die ganze Affäre Gnauck ist von Anfang bis Ende eine die Institutionen des nach eigenem dünkelhaften Selbstverständnis "freiesten Staates der deutschen Geschichte" selbstdelegitimierende Ansammlung von Pleiten, Pech, Pannen und Peinlichkeiten, als deren Tiefpunkt das unvergessliche Gekreische der geschickt die Reize ihrer Weiblichkeit verbergenden Marie-Agnes Strack-Zimmermann markiert werden dürfte, die Gnauck im Plenum den grammatikalisch wie inhaltlich katastrophalen Satz entgegenschleuderte: "Geflohen ins Parlament hat er sich!".







Im Gegensatz zu Thomas Vorreyer von der Märkischen Allgemeinen Zeitung (deren einstiger Herausgeber ironischerweise einmal Alexander Gauland hieß) hat der frühere Landesminister von Mecklenburg-Vorpommern, Mathias Brodkorb es geschafft, sich nicht aus dem Fundus der BILD-Zeitung, sondern durch exaktes Quellenstudium ein Originalzitat Gnaucks zu verschaffen. Vorreyer präsentiert heute dem Leser Altbekanntes, Aufgewärmtes und längst Widerlegtes: 


"Im Landtagswahlkampf 2024 sagte er [Gnauck]: „Wir müssen auch wieder entscheiden dürfen, wer überhaupt zu diesem Volk gehört und wer nicht.“" 

Dabei hat Vorreyer die entscheidende Passage weggelassen, die da lautet: 

 „Dieses Volk hier, das ist gewachsen durch jahrhundertelange Tradition, durch gemeinsame Bräuche, durch gemeinsame Geschichte und auch gemeinsame Schicksalsschläge. Und wir sind verpflichtet, diese Geschichte, diese Bräuche und diesen Geist des Deutschen zu bewahren.“


Im Original sagt Gnauck also (die weggelassenen Passagen in doppelten runden Klammern):


„Und wir müssen auch wieder entscheiden dürfen, wer überhaupt zu diesem Volk gehört und wer nicht. Es gehört mehr dazu, Deutscher zu sein, als einfach nur ‘ne Staatsbürgerurkunde in der Hand zu haben. ((Dieses Volk hier, das ist gewachsen durch jahrhundertelange Tradition, durch gemeinsame Brauchtümer, durch gemeinsame Geschichte und auch gemeinsame Schicksalsschläge. Und wir sind verpflichtet, diese Geschichte, diese Brauchtümer und diesen Geist des Deutschen zu bewahren.)) Uns alle hier auf diesem Marktplatz […] verbindet viel mehr als nur eine gemeinsame Sprache. Uns verbindet ein unsichtbares Band, was man einfach nicht erklären muss. [...] Jeden Einzelnen von euch verbindet mehr mit mir als irgendeinen Syrer oder irgendein Afghane und das muss ich nicht erklären, das ist einfach ein Naturgesetz und darauf können wir alle verdammt stolz sein.“ 



Brodkorb (SPD), nachdem er im Zuge eigener Recherche die Originalzitate gewürdigt hat, resümiert, "im Kontext des Gesamtzitates scheint es mir wahrscheinlicher, dass hier von „Naturgesetz“ metaphorisch die Rede ist, im Sinne von: Es ist selbstverständlich und normal, dass sich einander ähnliche Menschen eher miteinander verbunden fühlen als einander Fremde, wobei das Merkmal der Ähnlichkeit von Fall zu Fall wechseln kann."


Und auch in einer anderen Hinsicht greift Vorreyer in der MAZ, der sich auch schon im ARD-Presseclub zu Gnauck vergaloppiert hat, mal wieder kräftig daneben, indem er die nun aufgehobenen disziplinarischen Maßnahmen in einen völlig falschen Zusammenhang bringt.





"Das Verfahren war 2020 eröffnet worden, nachdem der Militärische Abschirmdienst der Bundeswehr (MAD) Gnauck als Extremisten eingestuft hatte. Anlass waren Äußerungen des Zeitsoldaten und Oberfeldwebels als Politiker über Ausländer und Asylbewerber gewesen." 


Zu dumm nur, dass das nicht einmal die MAD selbst behauptet. Gelegentlich wird in der Lokalpresse bzw. auf  einschlägigen Antifa-Portalen unter der vermeintlichen "Hetzrede" gegen Ausländer (es war eher eine Philippika gegen die Asyl-Industrie) eine Kreistagsrede Gnaucks vom Oktober (!) 2020 angeführt. Die disziplinarischen Maßnahmen gegen Gnauck reichen aber zurück bis Juni 2020 und rekurrieren exakt auf zwei ihm zur Last gelegte Vorwürfe: Mitgliedschaft in der AfD Brandenburg und Mitgliedschaft in der Jungen Alternative Brandenburg. Die beide zu diesem Zeitpunkt selbst für den Verfassungsschutz lediglich "Beobachtungsfälle" waren! Mehr nicht! Nada, Niente, Nitschewo! 


Selbst der schillernde Herr Kramer aus Thüringen würde das wohl unter "dünne Wassersuppe" subsumieren. 



Das verdienstvolle Online-Personen-Lexikon Recherche D hebt denn auch hervor: 


"Unzutreffend sind in der Presse immer wieder kolportierte Behauptungen, die Einstufung durch den MAD stünde in zeitlichem oder sachlichen Zusammenhang mit einer Kreistagsrede aus dem Oktober 2020, in welcher Gnauck die „Asylindustrie“ anprangerte, was ihm vonseiten der politischen Gegner und der örtlichen Lokalpresse als „Hetze gegen Ausländer“ ausgelegt wurde. Weder diese noch irgendeine andere Rede Gnaucks in Ausübung seiner diversen Mandate führten indes je zu Anzeigen, Ermittlungen oder gar Verurteilungen, waren mithin auch niemals Gegenstand der MAD-Einstufung.


Offizieller Grund für die fragwürdige Einstufung waren konkret die Mitgliedschaft in der AfD Brandenburg, die zum damaligen Zeitpunkt laut „Verfassungsschutz“ allerdings lediglich als „rechtsextremer Verdachtsfall“ geführt wurde, und in der Jungen Alternative Brandenburg, die zum damaligen Zeitpunkt ebenfalls nach Aussage des Verfassungsschutzes „rechtsextremer Verdachtsfall“ war. 


Da allein die Mitgliedschaft in einer noch nicht einmal als gesichert rechtsextrem rubrizierten Vereinigung keine hinreichende Begründung für disziplinarische Maßnahmen begründet, dürfte hier ein im Hinblick auf den Reputationsschaden bei Hannes Gnauck gravierender Rechtsverstoß des Bundesamtes für Militärischen Abschirmdienst vorliegen. Zuvor wurde Gnauck im Jahre 2018 ein einziges Mal mit einer disziplinarischen Maßnahme bedacht, einer Belobigung für herausragende Verantwortungsübernahme. Die Beurteilungen seiner Vorgesetzten bei der Bundeswehr waren stets durchgehend positiv. Am 17. Juni 2025 wurde das Disziplinarverfahren eingestellt."


Das nach meinem Eindruck in der Tradition des legendären "Gold & Money Intelligence" Informationsdienstes von Goldpapst Bruno Bandulet stehende Info-Portal Kettner Edelmetalle verdient es, für seine fulminant volltreffernde Einordnung der Causa Gnauck als Fiasko für die Bundeswehr ausführlich zitiert zu werden: 





"Der 33-jährige Gnauck, der für sein Land in Afghanistan gedient hat und nach eigenen Angaben im Einsatz "nur positiv aufgefallen" sei, wurde zum Opfer einer politisch motivierten Kampagne. Sein Vergehen? Er engagierte sich kommunalpolitisch in Brandenburg und war in der Jungen Alternative aktiv – beides damals Verdachtsfälle für den Verfassungsschutz. Ein Soldat, der sein Leben für Deutschland riskiert hat, durfte plötzlich keine Uniform mehr tragen und keine Kasernen betreten. Welch ein Armutszeugnis für eine Institution, die eigentlich für Kameradschaft und Zusammenhalt stehen sollte! 

Die Absurdität dieses Verfahrens zeigt sich besonders darin, dass Gnauck selbst darum bat, seine parlamentarische Immunität aufheben zu lassen. Er wollte sich dem Verfahren stellen, doch Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) verweigerte dies zunächst. Ein Mann, der nichts zu verbergen hat und für Transparenz kämpft – während die Bundeswehr-Führung offenbar lieber im Trüben fischt. 


Besonders pikant: Das Bundesamt für Verfassungsschutz führt in seinem Gutachten zur AfD Aussagen von Gnauck an, die angeblich seine "extrem rechte Gesinnung" belegen sollen. Darunter Forderungen nach einer "stringenten Remigration" und eine Obergrenze von "minus einer halben Million im Jahr". Aussagen, die angesichts der explodierenden Kriminalitätsstatistiken und der täglichen Messerattacken in Deutschland wohl eher den gesunden Menschenverstand widerspiegeln als extremistische Positionen. 

Es ist bezeichnend, dass trotz dieser angeblich so verwerflichen Äußerungen nie ein strafrechtliches Verfahren eröffnet wurde. Warum? Weil offensichtlich keine Straftat vorlag! Stattdessen versuchte man, einen unbequemen Soldaten mit disziplinarrechtlichen Mitteln mundtot zu machen. Gnauck selbst zeigt sich kämpferisch und solidarisch: "Mir geht es um die Kameraden, die nicht den finanziellen Rückhalt haben. Für die habe ich das durchgefochten." Ein echter Kamerad eben, der nicht nur an sich selbst denkt. Die Rückmeldungen aus der Truppe seien durchweg positiv gewesen – ein deutliches Zeichen dafür, dass viele Soldaten die politische Instrumentalisierung der Bundeswehr satthaben."


Dem gibt es nichts hinzuzufügen.


Außer vielleicht noch einer Conclusio: Wir brauchen mehr  - jawohl: schneidige! - Männer, die aus dem Holz meines Freundes Hannes Gnauck geschnitzt sind, der mit bewundernswerter Nervenstärke und Charakterfestigkeit fünf Jahre Kesseltreiben über sich hat ergehen lassen. Möge er anderen als Vorbild diesen! 


Weiterführendes zu Hannes Gnaucks Rehabilitierung im Nordkurier, in der Jungen Freiheit und im Freilich Magazin. Weil es ja durchaus auch gut gemachten Journalismus gibt - abseits der MOZkis, HosenMAZ-Schreiberlinge und sonstigen Aktivisten mit Presseausweis aus dem geistigen Sumpfblütentümpel der selbstreferentiellen Selbstgerechten-Milieus.